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Die Rookievernichtungsmaschine F1
Da Matta musste gehen, Zonta bangt um seine 2. Chance...

Da Matta musste gehen. Von den Rookies 2003 ist nur noch Pizzonia dabei, als Ersatzmann. Die Formel 1 hat kein Herz mehr für Rookies und wirft sie alle ab.

Seit 1999 ist Ricardo Zonta in der Formel 1 unterwegs. An der Seite von Jacques Villeneuve fuhr er für das neue British American Racing Team, im Jahr 2000 konnte er mit BAR-Honda seine bislang einzigen drei WM-Punkte erobern. 2001 fuhr er nur zwei Rennen für Jordan, wo er als Testpilot fungierte. Danach musste der Brasilianer die Formel 1 verlassen, fuhr in der Formel Nissan World Series.

Toyota holte ihn 2003 als Testpilot zurück – drei Jahre nach seinem letzten Formel 1-Rennen bestritt er als Nachfolger des geschassten Cristiano da Matta letzte Woche den Ungarn-GP.

Cristiano da Matta wiederum wurde 2003 als CART-Champion von Toyota aus den USA geholt. Die großen Erwartungen konnte der Landsmann von Zonta scheinbar nicht erfüllen – immerhin konnte er in seinem Debütjahr zehn WM-Punkte erkämpfen und für ein paar Runden einen Grand Prix anführen.

Doch in diesem Jahr lief es für das gesamte Toyota-Team miserabel – und so hat man Da Matta kurzfristig aus dem Cockpit geholt. Laut Teamführung hat man frischen Wind erzeugen wollen und Da Matta sei gegenüber Olivier Panis von den Leistungen her im Nachteil gewesen.

Da Matta kehrte enttäuscht und frustriert nach Brasilien zurück und hat sich seither nicht mehr zu Wort gemeldet. Wieder einmal wurde ein großes Talent respektive ein Meisterschaftssieger von der Formel 1 abgeworfen...

Auch Zonta galt als Riesentalent – und auch seine Grand Prix-Karriere schien nach drei Jahren beendet zu sein. Doch bei den Freien Trainings war er in diesem Jahr oft der schnellste Toyota-Pilot. Doch Training und Rennen sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Der Auftritt von Zonta in Budapest war eine einzige Enttäuschung. Die Kollegen von Autosport titeln: „War es diesen Wechsel wirklich wert?“

Ein Kritikpunkt seiner schwachen Saison sei bei Cristiano da Matta das „Pech“ der ersten Runde gewesen – immer wieder war Da Matta kurz nach dem Start in Schwierigkeiten geraten. Die britischen Kollegen spötteln, es sei Ironie des Schicksals gewesen – als sich der Staub der ersten Kurve auf dem Hungaroring legte, sah man einen Toyota, jenen von Zonta, der sich nach einer Feindberührung mit Webber wieder anschickte, das Rennen weiterzufahren.

Schon nach dem Qualifying wäre wohl ein schiefes Lächeln im Gesicht des zuhause vor dem Fernseher sitzenden Da Matta zu sehen gewesen, vermuten die Kollegen, denn Zonta qualifizierte sich nur für Startplatz 15.

Die Kollegen haben natürlich Recht – einen großen Unterschied konnte man wahrlich nicht attestieren. Die Performance der Toyota-Boys war einmal mehr miserabel. Das Rennwochenende von Zonta war eines zum Vergessen. Im Rennen musste er dann schließlich aufgeben, Punkte wären ohnehin nicht in Aussicht gewesen...

Doch Ricardo Zonta bittet zu Recht um Geduld: „Es war meine erste Erfahrung mit dem Einzelrunden-Qualifying und es war sehr schwierig für mich, alles zusammen zu bekommen...“ Und zum Rennen sagt er: „Es ist wirklich hart. Wenn ich vorher testen hätte können, wäre es einfacher gewesen. Zum Beispiel fahren wir bei den Boxenstopps am Freitag immer mit 60 km/h, und nun musste ich im Renen mit 100 km/h die Box ansteuern. Man übt so etwas ja nicht. Und überhaupt passiert alles so schnell, das gesamte Rennwochenende über. Und auch den Start übt man ja als Testpilot normalerweise nicht. Ich musste mich an das neue Auto gewöhnen und diese Strecke war zudem auch sehr schwierig für mich, aber auch für das Team. Es kamen all diese Dinge zusammen...“

In Spa sollte es besser laufen, verspricht Zonta: „Da sollte es um einiges besser laufen für mich. Ich mag mittelschnelle und schnelle Kurven und der Wagen funktioniert auf solchen Strecken um einiges besser. Wir wollen versuchen, vorher noch einen Shakedown zu absolvieren. Wir müssen noch Boxenstopps trainieren und einige Dinge tun, die mir dabei helfen, mehr Vertrauen zu erlangen.“

Zu seinem Kollegen Cristiano da Matta sagt Ricardo Zonta: „Er ist ein sehr netter Typ und ich habe eine gute Beziehung zu ihm. Es tut mir sehr leid, was ihm da zugestoßen ist. Aber so ist die Formel 1. Ich habe versucht, ihn anzurufen, aber er hat bis jetzt noch nicht geantwortet.“

Leid tun kann einem beinahe aber auch Ricardo Zonta, wenn er versucht, seine dürftige Ungarn-Performance zu erklären. Die Fahrer stehen heute unter großem Druck, sie sind bis auf wenige Ausnahmen keine Stars mehr, sondern Angestellte, die stets um ihren Job zittern. Funktionieren sie nicht, werden sie ausgetauscht. Sagen sie zu viel oder gar die Wahrheit, werden sie gekündigt.

Es ist auffallend, dass viele Neueinsteiger der letzten Zeit wieder abgeworfen wurden. Die Rookies der Generation 2003 - Firman, Wilson, Da Matta - sind nicht mehr da, Pizzonia lediglich als Ersatzpilot dabei.

Die Teams brauchen Piloten mit dickem Geldkoffer - ist der verbraucht, wartet schon der nächste Fahrer mit dem nächsten dicken Sponsorpaket. Ohne dieses Paket ist ein Aufstieg derzeit wie es scheint ohnehin unmöglich. Eine Gefahr - die Formel 1 könnte so ein Nachwuchsproblem bekommen....

Und die Rookies der Saison 2004? Durchaus möglich, dass auch sie durch die Bank am Ende des Jahres wieder abgeworfen werden...

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