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Fernando Alonso im Interview

Ein Jahr nach dem vielumjubelten Triumph auf dem Hungaroring nahm sich Renault-Star Fernando Alonso Zeit für ein ausführliches Interview.

Vor knapp einem Jahr schlug am 24. August die große Stunde des Fernando Alonso, der im Alter von gerade einmal 22 Jahren und 26 Tagen der jüngste Grand-Prix-Sieger aller Zeiten wurde. Und dies in einer Saison, in welcher er Monate zuvor in Malaysia bereits der jüngste Pole-Sitter der Formel-1-Geschichte geworden war.

Ein Jahr nach dem vielumjubelten Triumph auf dem Hungaroring, bei dem er sogar den amtierenden Weltmeister Michael Schumacher überrunden und ihm eine von nur zwei Niederlagen innerhalb der letzten zwölf Monate zufügen konnte, überquerte der sympathische Spanier am vergangenen Sonntag bei der 2004er Ausgabe des GP von Ungarn die Ziellinie als Dritter – also erneut als „Sieger“, nämlich der der Formel B ohne die beiden Ferrari-Piloten.

Nach diesem „kleinen Erfolg“ nahm sich Fernando Alonso Zeit, um sich in einem ausführlichen Interview über die aktuelle Lage der Formel 1, die drückende Ferrari-Dominanz sowie die Chancen von Renault zu unterhalten.

Fernando, Du warst für ein Jahr Renault-Testfahrer. Was glaubst Du: Gibt es derzeit zu viele Testfahrten? Was hältst Du von einem Testverbot oder Testlimit?

Fernando Alonso: Ich glaube, dass es sehr schwierig ist zu sagen, was wir mit den Testfahrten machen sollen. Wie Du gesagt hast, war es eine gute Schule bei den Testfahrten viel über die Formel 1 zu lernen, ohne dabei besonderen Druck zu haben. Es erlaubte mir ein großes Team kennen zu lernen, ohne dabei an jedem Rennwochenende von den Medien verfolgt zu werden. Viele Fahrer haben in den letzten Jahren diesen Weg beschritten, und es ist ein guter Weg, denn die Formel 1 ist so komplex, dass man erst viel über all die Details lernen muss, welche einen schnell machen können. Im letzten Jahr testeten wir jedoch weniger und fuhren bei den Sessions am Freitag Morgen mit, dies war definitiv ein großer Vorteil, denn dadurch hatten wir mehr Zeit, das Auto abzustimmen und die Reifen zu testen: Es war eine bessere Lösung als abseits der Rennstrecke zu testen. Es gibt Argumente für beide Seiten, und ich bin mir nicht sicher, ob überhaupt jemand weiß, welche die bessere Lösung ist.

Aufgrund der Ein-Motoren-Regel wird am Freitag und Samstag in den freien Trainings weniger gefahren. Ist dies der richtige Weg für die Fans? Besonders, wenn man im Hinterkopf hat, dass die Motoren in der Zukunft zwei oder gar drei Rennwochenenden halten sollen?

Fernando Alonso: Ich glaube nicht, dass dies der Fall ist. Wir fahren normalerweise mit beiden Autos zwischen vierzig und fünfzig Runden am Freitag, das ist ungefähr genauso viel wie im Vorjahr. Was in diesem Jahr anders ist die Tatsache, dass wir mit den neuen Motorenregeln nur noch mit 90% statt mit 100% fahren und dass es am Freitag kein Wettkampfelement mehr gibt. Mit dem Freitagsqualifying hatten wir dies im letzten Jahr, aber wir haben es in dieser Saison verloren, was die Zeiten am Freitag vielleicht weniger wichtig als zuvor macht, und es für die Zuschauer auch weniger interessant macht.

Die sechs hinteren Teams der letztjährigen Konstrukteurs-WM dürfen am Freitag einen dritten Fahrer einsetzen. Ist dies ein ähnlich großer Vorteil wie die Freitagstests im Vorjahr?

Fernando Alonso: Ja, es ist ein großer Vorteil. Man kann die Reifen testen, mehr als nur drei Reifensätze benutzen und das dritte Auto mit anderen Drehzahlen fahren. Ich glaube, dass dies für diese Teams eine große Hilfe war. So wie es dies für uns im letzten Jahr war.

Stimmst Du David Coulthard zu, der sagt, dass diese sechs Teams nach jedem Rennen neu festgelegt werden sollten?

Fernando Alonso: Nein, dem stimme ich nicht zu.

Fernando, stell Dir vor Du bist Bernie Ecclestone. Was würdest Du in der Formel 1 verändern?

Fernando Alonso: Es gab in letzter Zeit viele Diskussionen über Regeländerungen, viele Ideen wurden besprochen. Als Fahrer haben wir für solche Fälle die GPDA, in welcher wir Mitglied sind, und welche Vorschläge unterbreitet. Danach liegt es an den Verantwortlichen, der technischen Arbeitsgruppe und den Veranstaltern, jene Ideen herauszufiltern, welche den Fans gefallen sollten. Wir sind aber Fahrer und keine Promoter: Egal wie die Autos oder die Regeln sind, wir pushen immer bis ans Limit. Deswegen bin ich mir nicht sicher, dass wir die jenigen sind, die am besten sagen können, was geändert werden muss. Für jeden Fahrer ist die Formel 1 ein Traum und wir sind alle glücklich, hier fahren zu dürfen...

Sprechen wir über Renault: Bist Du mit der Saison bislang zufrieden?

Fernando Alonso: Die erste Saisonhälfte war sehr gut für das Team und weniger gut für mich persönlich. Aber wir sind immer noch Zweiter in der Konstrukteursmeisterschaft, und es sind noch einige Rennen zu fahren. Ich habe in den letzten vier Rennen dreimal auf dem Podium gestanden. Das ist ein sehr guter Start – und ich werde 100% geben, um dies aufrecht zu erhalten.

Hat Dich der Speed des F2004 und die unglaubliche Siegesserie von Michael Schumacher überrascht?

Fernando Alonso: Ja, das hat mich tatsächlich überrascht. Wir haben im Winter sehr gut getestet und waren sehr zuverlässig, weswegen ich dachte, dass wir gegen Ferrari eine Chance hätten. Dies setzte sich in Australien fort, wo wir das beste Michelin-Team waren und auf das Podium fuhren. Aber danach sahen wir, dass sie große Fortschritte gemacht haben und dass die Lücke groß war. Ich glaube, dass wir nun langsam aufholen, aber zu Jahresbeginn habe ich nicht erwartet, dass wir so weit hinter ihnen liegen würden.

Werdet Ihr bei den verbleibenden Rennen in dieser Saison noch um Rennsiege gegen Ferrari kämpfen können?

Fernando Alonso: Ja, auf einigen Strecken mit Sicherheit. Wir haben vielleicht eine Chance in Spa oder Brasilien. Wir haben in dieser Saison gesehen, dass an jedem Rennwochenende unterschiedliche Michelin-Teams Ferrari herausfordern, da wir alle bestimmte Stärken und Schwächen haben. Ich denke, dass wir versuchen müssen mit Ferrari mitzuhalten, wann immer wir es können, aber wir können uns keine Fehler erlauben, wenn wir dies schaffen wollen. Unsere andere große Priorität ist natürlich unsere Meisterschaftsposition zu behalten – wir kämpfen in der Konstrukteursweltmeisterschaft nicht gegen Ferrari, deswegen müssen wir sicherstellen, dass wir unseren zweiten Rang in der Konstrukteurs-WM verteidigen können.

In dieser Konstrukteurs-WM kämpft Ihr gegen British American Racing. Glaubst du, dass Ihr dieses Duell gewinnen könnt? Und hat es Dich überrascht, dass B.A.R-Honda und nicht Williams oder McLaren Euer Hauptgegner ist?

Fernando Alonso: Nun, zu Saisonbeginn waren wir überrascht, aber mittlerweile ist klar, dass sie in diesem Jahr ein gutes Auto, einen guten Motor und gute Fahrer besitzen. Allerdings war es überraschend, dass nur unsere beiden Teams um den zweiten Rang kämpfen, obwohl McLaren nun meiner Meinung nach stärker aussieht. Trotzdem glaube ich, dass dies gut für den Sport ist: Wir sind zwei junge Teams mit jungen Fahrern und guten Persönlichkeiten. Und es ist immer schön, einmal andere Leute an der Spitze zu sehen. Aber wir unterschätzen Williams und McLaren nicht – ich bin mir sicher, dass sie im nächsten Jahr beide wieder sehr stark sein werden. Deswegen werden wir hart arbeiten um sicherzustellen, dass wir vor ihnen bleiben können.

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