Formel 1: News | 11.11.2004
"Spätestens 2008 gibt es eine faire Geldverteilung"
Mercedes Motorsport-Boss Norbert Haug hat trotz einer verkorksten Saison nie an Rücktritt gedacht, 2005 will man um den WM-Titel mitfahren.
Das abgelaufene Jahr war nicht unbedingt jenes von McLaren-Mercedes respektive Mercedes-Rennleiter Norbert Haug. Zu groß war der Unterschied zwischen den 2004 anvisierten Zielen und der tatsächlichen Leistung des britisch-deutschen Konglomerats.
Statt dem ersehnten WM-Titel rutschte McLaren auf den fünften Platz der Konstrukteurswertung ab. Besonders schmerzhaft dürften für Haug und Mercedes jene Bilder gewesen sein, die bei den ersten WM-Läufen für Spott und Hohn im Medienwald sorgten – das brennende Heck des „Wunderautos“ MP4-19. Zudem hat Mercedes auch in der DTM den Titel verfehlt.
Zur Saisonmitte stand Haug heftig in der Kritik der Medien – in einem Interview mit den Kollegen von Sport1 versicherte Haug jedoch, bei Mercedes fest im Sattel zu sitzen, auch an einen Rücktritt habe Haug niemals gedacht: „Nein, niemals. Wer zu seinem Team steht, wird nicht aufgeben, wenn es schwierig wird. Die Ansprüche an Mercedes sind die allerhöchsten und dies ist eine Auszeichnung. Und wir werden diese Ansprüche erfüllen.“
Haug betrachtet die abgelaufene Saison aber auch mit einer ehrlichen Selbstkritik: „Rennen eins bis neun brachten Resultate, die weit unter unseren Zielsetzungen lagen, wir waren zu langsam und technisch nicht zuverlässig genug. Die letzten neun Rennen brachten bessere Ergebnisse, sieben Starts aus den Reihen eins und zwei, einen Sieg, zwei zweite und einen dritten Platz. Bei den letzten drei Rennen fuhren wir zweimal im Sekundenabstand zum Sieger durchs Ziel...“
Und: „Trotzdem: Wir wollten um beide WM-Titel fahren, Platz fünf genügt nicht unseren Ansprüchen und nicht jenen, die die Öffentlichkeit an uns stellt. Das muss sich ändern, wir wollen alsbald regelmäßig vorne fahren.“
Ein derzeit viel zitierter Begriff ist die „Verbesserung der Show“ – Haug sagt dazu: „’Show’ ist nicht der Begriff, den ich mag. Formel 1 ist Sport, das Drumherum mag teilweise Showelemente haben. Was wir bei Mercedes-Benz extrem stützen, ist der Mehrwert für das Publikum. Dieses Publikum ist unser Kunde und der ist bei Mercedes König...“
Zu den für 2006 geplanten 2,4 Liter V8-Zylindermotoren erklärte Haug, man habe zunächst eigentlich die Kostensenkung anvisiert, erst später habe FIA-Präsident Max Mosley die Sicherheit ins Spiel gebracht und so die Achtzylinderaggregate durchgeboxt.
Haug: „Ich kann allerdings nicht erkennen, warum ein Formel-1-Fahrzeug mit 700 PS und 340 km/h Spitze deutlich sicherer sein soll als eines mit 900 PS und 360 km/h Spitze. Und so wie mir geht es vielen - wahrscheinlich den meisten, wenn sie ehrlich sind.“
Die Automobilkonzerne sind bekanntlich nicht gewillt, unter den gegebenen Bedingungen, auch was die Verteilung des TV-Geldkuchens betrifft, weiterzumachen. Zu der geplanten Herstellerserie erklärte der Mercedes-Rennleiter:
„Die Formel 1 wird spätestens ab 2008 eine faire Verteilung des erwirtschafteten Geldes haben, und die GPWC wird sich dafür einsetzen, dass den Teams und ganz besonders den kleinen, mehr Geld zufließt als dies heute der Fall ist.“