Formel 1: Kommentar | 06.05.2005
Machen Sie doch Regeln mit Köpfen!
Das böse BAR-Team wurde bestraft. Man könnte aber auch sagen: Wieder ein peinliches Regelschlupfloch - Mr. Mosley, machen Sie doch Regeln mit Köpfen!
Michael Noir Trawniczek
Jetzt ist also das böse, böse BAR-Team bestraft worden. Die FIA hat ihre Macht demonstriert. Für BAR-Honda ist das eine Katastrophe - nicht wegen der verlorenen WM-Punkte, sondern wegen der Sperre beim wohl prestigeträchtigsten Rennen der Saison, in Monaco. Dorthin werden die Sponsoren eingeladen, es ist das Highlight der Saison.
Was ist eigentlich passiert? Das Gericht konnte eine absichtliche Täuschung nicht nachweisen - und es handelt sich nicht um einen geheimen Zusatztank, sondern um jenen Kollektor, der sich in jedem F1-Boliden befindet. BAR-Teamchef Nick Fry hat schon vor der Verhandlung erklärt: "Im Gegensatz zu anderen FIA-Rennserien geht aus dem F1-Reglement nicht klar hervor, ob der Kollektor vor dem Wiegen entleert werden muss..."
Es geht also wieder einmal um ein Schlupfloch im FIA-Regelwerk. Und wir erinnern uns: Auch das letzte Schlupfloch wurde von BAR genützt und danach hastig gestopft. Damals sorgte der FIA-Präsident Max Mosley für Gelächter bei den F1-Fans, als er blauäugig erklärte, er glaube nicht, dass jemand absichtlich aus dem Rennen scheiden werde, um in den Genuss eines frischen Motors zu gelangen. Damals konnte Mosley nichts anderes tun, als sein löchriges Regelwerk zu flicken. Jetzt hat die FIA zugeschlagen. Das böse BAR-Team zahlt nun dafür, dass es die lächerlichen Grauzonen des Regelwerks der obersten Motorsportserie ans Tageslicht brachte...
Die Aufgabe der FIA ist es, ein Reglement zu erschaffen, welches klar und eindeutig ist. Die erwähnte Grauzone im Motoren-Reglement war auch für F1-Laien offensichtlich. Das neuerliche Schlupfloch wirkt im Nachhinein genauso töricht - ist es so schwer für die Technischen Delegierten der FIA, dazuzuschreiben, dass nicht nur der Tank, sondern auch der Kollektor entleert werden muss?
Die FIA musste so handeln - ein Signal, welches den anderen Teams vermittelt: Wenn ihr mein löchriges Regelflickwerk auseinander nehmt, seid auch ihr dran! Doch mit BAR wird die gesamte F1 bestraft - in Monaco werden mickrige 18 Autos am Start stehen - und am Ende ist wieder der Fan der Leidtragende. So wie das beim Motorenreglement und dem damit einhergehenden Rundengeiz der Fall ist.
Sollte BAR untergewichtig gewesen sein, ist die Disqualifikation verdient. Die Sperre jedoch ist angesichts dessen, dass auch das Gericht keinen Betrug nachweisen konnte, unverhältnismäßig.
Man könnte jetzt auch sagen: Herr Mosley und seine FIA-Kollegen sind scheinbar nicht in der Lage, Nägel oder besser Regeln mit Köpfen zu erarbeiten. Da wird eine Reform nach der anderen gestartet, so lange bis sich niemand mehr auskennt, und dann sind die Regeln derart löchrig, dass es eigentlich nur noch peinlich ist. Die Frage ist: Wer schadet der Formel 1 mehr - BAR-Honda oder Max Mosley?
Den Bericht und die Details zum BAR-Urteil finden Sie in der Navigation rechts.