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Jordan: "Ecclestone ist die einzige Möglichkeit"

Die Hersteller versprechen eine fairere Einnahmenverteilung und Kundenmotoren für Privatteams. Eddie Jordan plädiert dennoch für das Ecclestone-System.

Die Betreiber der geplanten Herstellerserie - BMW, Mercedes, Honda, Toyota und Renault, unter dem Namen GPWC bekannt - haben am Mittwoch in London neun Teamchefs zur Unterzeichnung einer gemeinsamen Grundsatzerklärung für den Zeitraum ab 2007 bewegen können. Ferrari hat bereits ein neues Concorde-Abkommen, gültig von 2008 bis 2012, unterzeichnet und war daher nicht vor Ort.

Ein wesentliches Argument, mit dem die Hersteller die Teams auf ihre Seite bringen wollen, ist der Schlüssel zur Verteilung der Gelder aus den kommerziellen Rechten, die rund 800 Millionen Dollar pro Jahr ausmachen sollen. Hatte Bernie Ecclestone die Teams mit einem Anteil von 50 Prozent zur Unterzeichnung des neuen Concorde-Abkommens bewegen wollen (zuvor erhielten die Teams nur rund 23 Prozent), so versprechen die Hersteller einen Anteil zwischen 75 und 80 Prozent.

Doch wie Minardi-Boss Paul Stoddart nach der Sitzung begeistert erklärt hat, soll es in der Angelegenheit nicht nur um Geld gehen. Neben den von Stoddart angesprochenen Grundsätzen, die in dem Schriftstück als "Governing Principles for Grand Prix Motor Racing" bezeichnet wurden und die auf eine Gleichbehandlung aller Teams abzielen, wollen die Hersteller auch kostengünstige Kundenaggregate für Privatteams zur Verfügung stellen. Schon ab 2006 würde man die Motoren ausliefern – Voraussetzung sei aber, dass man sich der neuen Serie gegenüber verpflichtet. Damit konnte man bei den Privaten punkten – doch Skeptiker merken an, dass die Hersteller schon mehrmals solche Billigmotoren angeboten, aber noch nicht wirklich realisiert haben.

BMW verspricht Kundenmotoren ab 2006

Immerhin hat Toyota das Team von Eddie Jordan, noch vor dessen Verkauf an den Midland-Stahlkonzern, mit Motoren versorgt - laut den Beteiligten sollen diese auch kostengünstig sein. Jetzt hat BMW gegenüber F1Live bestätigt, dass man ab 2006 Kundenaggregate zur Verfügung stellen wolle. Es würden schon seit einiger Zeit Gespräche mit verschiedenen Teams abgehalten werden – eines davon sei das Schweizer Sauber-Team.

BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen erklärte nach dem Treffen gegenüber Sport1: "Es war ein sehr gutes Treffen, bei dem sich zum ersten Mal die Hersteller und Teams auf gemeinsame Leitlinien zur künftigen Ausrichtung des Grand-Prix-Sports verständigt haben. Wir stehen damit am Beginn einer Arbeitsphase, in deren Verlauf ein Gerüst aus technischen, sportlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen entwickelt wird."

Jordan: "Ecclestone ist die einzige Möglichkeit!"

In der Grundsatzerklärung heißt es unter anderem: "Sauber, Red Bull und Jordan heißen die Grundsätze herzlich willkommen…" Das Minardi-Team wurde nicht explizit erwähnt, soll aber seine – zustimmende – Position nachreichen. Ironie ist, dass der frühere Rennstallbesitzer Eddie Jordan, dessen Team genannt wird, für einen Erhalt der gegenwärtigen Strukturen plädiert.

Jordan erklärte gegenüber der BBC: "Die Privatteams werden große Probleme bekommen, wenn sie daran glauben, dass sich die Hersteller um ihre Bedürfnisse kümmern werden. Bernie Ecclestone ist die einzige zuverlässige Möglichkeit. Er hat auf uns immer wie ein Patenonkel geschaut – auf eine harte, aber stets faire Art und Weise."

Der 74jährige Bernie Ecclestone hat im Grunde die Formel 1 zu dem gemacht, was sie heute ist. Wohl auch ein Grund dafür, dass sich bis auf Silverstone alle Rennpromotoren auf die Seite des Briten geschlagen haben. Und das, obwohl sie stets klagten, von dessen FOM ausgebeutet zu werden. Einer der vielen Widersprüche in der Formel 1.

Wie geht es weiter?

Im Prinzip ist es schwer, eine der beiden Seiten – FIA/FOM oder GPWC – als die bessere Lösung auszumachen. Das Schlimmste für die Formel 1 wäre die Spaltung. Ferrari steckt momentan in der politischen Isolation. Angeblich soll die Scuderia rund 100 Millionen Dollar für die Unterzeichnung des neuen Concorde-Abkommens erhalten haben. Und zudem soll sie auch sonst mehr Geld erhalten haben - wegen ihres großen Verdiensts in der Geschichte der Königsklasse. Die Hersteller jedenfalls haben in ihrer Grundsatzerklärung einen Punkt hinzugefügt, der als Einladung für Ferrari interpretiert werden könnte. Unter Punkt 6 steht: "Alle Parteien sind sich zudem einig, dass alle Teams willkommen sind." Mit dem Zusatz: "Zu gleichen Bedingungen."

Während jetzt also die Köpfe der Königsklasse hinsichtlich ihrer Zukunft nach 2007 rauchen, steht die Formel 1 vor einer Saison, in der es noch viele umstrittene Punkte und Unklarheiten in Sachen Technik- und Sport-Reglement zu beklagen gibt.

Eines ist sicher: Die Formel 1 bräuchte jetzt eine spannende und elektrisierende Saison - ohne Entscheidungen auf dem grünen Tisch, ohne dem ständigen Polit-Hickhack, ohne den die Fans immer mehr verwirrenden ständigen Regeländerungen und den langen Briefen eines Max Mosley, ohne dem ermüdenden Rundengeiz in den freien Trainingseinheiten und ohne den immer teurer werdenden Ticketpreisen. Die Formel 1 braucht jetzt schlicht und einfach guten und publikumsnahen Rennsport. Man kann nur hoffen, dass dies den Entscheidungsträgern – auf welcher Seite auch immer - bewusst ist.

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