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Bitte kein Einheitsbrei!

Der neue Mosley-Vorschlag für das F1-Reglement ab der Saison 2008 sorgt für große Skepsis, die Formel 1 droht zur Einheits-Serie zu werden.

Harry Miltner hmiltner@hm-sports.com

Es weihnachtet und jeder kämpft sich durch überfüllte Kaufhäuser um noch rasch Geschenke zu besorgen. FIA Boss Max Mosley spart sich zwar die Shopping Center, hat aber die Formel 1 auch mit einem Präsent beglückt. Mosley hat ein umfassendes Regelpaket für die Saison 2008 bekannt gegeben, das als solide Grundlage gesehen werden soll.

Ein Jahr lang haben die Herren der FIA nachgedacht und am Mittwoch ihr Vorweihnachtspackerl präsentiert, das die Formel 1 grundlegend verändern soll. Kostensenkung und Vereinheitlichung von Komponenten ziehen sich - wieder einmal - wie ein roter Faden durch die Vorschläge.

Ob tatsächlich aber Kosten gespart und der Sport wieder attraktiver gemacht werden kann, wird sich weisen. Einige Vorschläge, wie etwa die Limitierung der Drehzahl oder die Einschränkung der Testfahrten sind zwar wunderbare Neujahrsvorsätze, allerdings nur, wenn sich alle Teams daran halten und die „Regelbrecher“ bestraft werden – Gruß an Ferrari!

In DTM Manier sollen Zusatzgewichte, falls Motor oder Getriebe frühzeitig gewechselt werden müssen, als Strafe dienen. Ebendiese Motoren müssen drei, Getriebe sogar vier Rennwochenenden halten, was die Entwicklungskosten in die Höhe schnellen lässt.

Schließlich will ein zuverlässiger Motor auch zuverlässig entwickelt und gut getestet werden. Ab 2009 dürfen die Teams die Aerodynamik nur noch zweimal pro Saison verändern, können aber Hybridtechnologien verwenden, sofern eine solche Maßnahme für die Teams erschwinglich ist.

In der Hightech Welt von heute ist natürlich eindeutig, dass man „zweigeteilte CDG-Heckflügel“ für mehr Überholmanöver einführen muss und nicht einfach - kaum leistbare -elektronische Hilfen stark limitieren und den mechanischen Grip stark erhöhen kann. Nicht vergessen – Stichwort Kostenreduktion.

"Ständig werden Lösungen angepasst, die mit der allgemeinen Logik nicht in Einklang gebracht werden können, sich häufig selbst widersprechen, und nur das Ergebnis eines Kompromisses zwischen starken Einzelpersonen sind", sagte Toyotas Jarno Trulli, der als Vertreter Fahrervereinigung 'Grand Prix Drivers' Association' fungiert, gegenüber dem italienischen 'Autosprint' Magazin. Trulli bezog sich in erster Linie aufs neuerlich geänderte Regelwerk, seine Aussage kann aber fast stellvertretend gesehen werden….

„Die Weltmeisterschaft muss für die unabhängigen Teams finanzierbar sein“, lautet Mosley’s Kernaussage. Dass Kostensenkung angesichts der explodierenden Budgets eine gute Sache ist, steht wohl außer Frage. Dennoch sollte sich gerade die sportliche Vertretung der Serie die Frage stellen, worum es beim ganzen F1 Zirkus eigentlich geht? Um Rennsport.

Und worin liegt dessen große Attraktion? In der Spannung. Fragt man langjährige Formel 1 Fans nach den spannendsten Jahren der Eliteliga, so bekommt man nur allzu oft die Spätsiebziger und Achtziger Jahre als Antwort. Warum? Weil damals Ausgeglichenheit herrschte, Konstrukteure experimentieren durften und konnten, weil es viele Siegesautos und ebenso viele Siegfahrer gab.

„Motorsport ist Showbusiness. Das beste Beispiel ist die NASCAR-Serie: Die Autos sehen zwar unterschiedlich aus, aber unter der Haube ist alles gleich. Im Endeffekt bieten sie spannenden Motorsport. Da muss man hin“, sieht Hans Joachim Stuck den Weg der Formel 1.

Ausgeglichenheit ja, aber Einheitsbrei? Das war die Formel 1 seit Anbeginn nicht und wird sie - hoffentlich - auch nie sein. Alle Wege führen nach Rom, aber nicht jeder sollte nicht denselben gehen müssen, um dorthin zu gelangen.

„Neue Technologien, die einem Team für eine Saison einen Vorteil verleihen, aber dann für die folgenden Saisons von allen Teams bei enorm hohen Kosten übernommen werden, werden am Ende der ersten Saison verboten“, sprich, sollte jemand mit einer Innovation Erfolg haben, könnte die FIA das System ganz einfach wieder verbieten.

Zu Beginn der vorletzten Saison sorgte der Hammerhai Williams für Aufregung mit seinem Design. Man stelle sich vor ein Team würde wieder mit Colin Chapmans Ground-Effect-Auto, einem sechsrädrigen Renner wie seinerzeit Tyrrell, oder gar einer modernen Version des Staubsauger-Brabhams antreten?

Die meisten Fans von heute können sich an diese spektakulären Renner kaum mehr erinnern, andere haben davon gar noch nie gehört. Und werden es auch nie, denn „potenziell interessante aerodynamischer Forschungsgebiete werden“, natürlich wieder um Kosten zu reduzieren, von vornherein „eingeschränkt“.

Das neue Reglement zeigt einige gute Ansätze, ist aber sicher nicht der Weisheit letzter Schluss. Viele Fragen bleiben offen und am 22. März 2006 werden die Köpfe wieder rauchen, wenn das World Council der FIA entscheiden soll, wie mit diesen Regelvorschlägen zu verfahren ist.

Es besteht also noch Hoffnung, dass man sich auf die Fehler, aber vor allem auch auf die positiven Erfahrungen der Vergangenheit besinnt und die jungen Formel 1 Fans die Ahnen von ATS, Copersucar, Hesketh oder Wolf Racing zu sehen bekommt!

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