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Im gleißenden Licht der Inkompetenz…

Immer mehr Fakten rücken die steirische Landesregierung in ein schlechtes Licht. Und: Red Bull würde den alten A1-Ring wieder aufbauen…

Michael Noir Trawniczek

„Aus, Stopp, Retour – wo ist mein Fallschirm nur?“, heißt es in einem Song des möglicherweise einzigen österreichischen Popstars, der wie so viele einen frühen Tod erleiden musste. Einen frühen Tod musste bekanntlich auch das ehrgeizige Projekt Spielberg, die geplante Motorsportakademie, erleiden. Und auch in dieser Causa müssen einige Protagonisten hoffen, dass sie nicht allzu hart am Boden landen…

Namentlich die steirischen Landespolitiker – denn es kommen immer mehr Fakten ans Tageslicht, welche die verantwortlichen Entscheidungsträger in ein schlechtes, schräges Licht stellen - in das gleißende Licht der Inkompetenz sozusagen. So liegen dem Standard Protokolle vor - Protokolle über die letzte Verhandlungsrunde zwischen Red Bull und der Landesregierung, die letzte Woche in Wien abgehalten wurde. Mit diesen Gesprächen wollte man ja bekanntlich das Projekt retten, die Frau Landeshauptmann Waltraud Klasnic hat ja immer und immer wieder geschworen, dass man doch noch einen Weg finden könne, das Land könne ja beispielsweise als Projektträger auftreten…

Sagenhaftes „Expertenteam“

Laut den besagten Protokollen soll das von der Steiermark entsandte „Expertenteam“ aus „drei subalternen Beamten“ bestanden haben, „darunter ein pensionierter“. Der steirische ÖVP-Wirtschaftslandesrat habe diese wichtige und angeblich geheime Sitzung einfach geschwänzt. Bei dieser in einer Wiener Rechtsanwaltskanzlei abgehaltenen Runde sollen die Beamten dann lediglich jene Hilfestellungen angeboten haben, welche bei einem Projekt dieser Größe von Anfang an nötig gewesen wären. Laut den Kollegen vom Standard hätte Red Bull-Boss Dietrich Mateschitz dann umgehend auf diese letzte Verhandlungsrunde reagiert – und seine endgültige Absage des Projekts erklärt.

Politische Konsequenzen

Langsam aber sicher wirkt sich die Affäre auch politisch aus – in einer Umfrage glauben 90 Prozent der Steirer und Steirerinnen, dass „durch das Scheitern des Projekts großer Schaden entstanden“ sei. Satte 60 Prozent finden, dass „das ÖVP-Team rund um Landeshauptfrau Klasnic das Projekt nicht ausreichend unterstützt“ habe.

Jetzt drohen auch politische Konsequenzen. Am nächsten Mittwoch werden SPÖ, FPÖ und Grüne eine dringliche Anfrage an die Landeshauptfrau stellen, laut SPÖ-Chef Franz Voves gehe es darum, die „leidigen Vorgänge rund um den Spielberg-Flop aufzuklären“. Ginge es nach Voves, würde er umgehend Neuwahlen einreichen, doch die FPÖ spielt da nicht mit – mit dem Hinweis, Klasnic solle sich „nicht aus ihrer Verantwortung stehlen“.

Volksstimmen: „Saublöde Politiker“, „Sieg für die Umwelt“, „Gemeiner Red Bull“…

Das ORF Radio Steiermark veröffentlichte zahlreiche Statements aus der Bevölkerung. Diese sprechen für sich. „Saublöde Politiker“, „Sauhaufen“, „Frechheit der Politiker“ und so weiter. Aber auch „Sieg für die Umwelt“ oder der Vorschlag, auf dem Gelände des ehemaligen A1-Rings einen Golfplatz zu errichten. Und auch Dietrich Mateschitz wird nicht verschont: „Ich finde den Red Bull sehr gemein“ sagt eine der Volksstimmen, man hoffe, dass „keiner mehr das Gsifferl trinkt“. Eine andere findet „das unerhört von diesem Red Bull-Boss“. Was genau man unerhört findet, geht dabei nicht hervor…

Vielleicht aber bezieht sie sich auf eine suggestive Aussage der Frau Landeshauptmann – diese hat am Donnerstag nach der Sitzung des „Lenkungs-Ausschusses“ erklärt: „Wer Mateschitz kennt, würde wissen, dass er keine Schutthaufen hinterlässt.“ Der Anblick dieses Schutthaufens auf dem Gelände des ehemaligen A1-Rings schmerzt…

Mateschitz: Wenn man es möchte, baue ich den A1-Ring wieder auf…

Dietrich Mateschitz will sich jedenfalls nichts nachsagen lassen. Er versprach in einem Interview mit der Kleinen Zeitung, den Ring - „so wie wir ihn vorgefunden haben“ - wieder aufzubauen, sollte das Land Steiermark eine „falsche Rennstrecke am falschen Platz“ haben wollen, welche „jährlich zwei Millionen Euro Verlust schreibt“. Red Bull werde dann den Wiederaufbau „bis zum letzten Cent“ bezahlen, sagte der Red Bull-Boss.

Er bekräftigte auch, dass er „wirklich sehr“ über Alternativlösungen nachgedacht habe. Doch letztlich sei die Frage rechtlich so eindeutig, der Beschluss des Umweltsenats endgültig gewesen – und: „Aus einem neuen Inhalt oder einem neuen Antragsteller wäre noch lange kein sinnvoller neuer Antrag geworden.“ Denkt man an das oben erwähnte „Expertenteam“, sind diese Bedenken irgendwie verständlich. Mateschitz fragt leicht ironisch: „Sollen wir vielleicht mit Fördergeldern die 27. Therme bauen? Wenn du beim Bäcker vier Semmeln kaufen willst, nimmst du auch nicht vier Vinschgerln, weil er keine Semmeln mehr hat.“

Politikerakademie?

Wer weiß? Vielleicht findet die steirische Landesregierung das Angebot, den alten A1-Ring wieder aufzubauen, ja auch wirklich attraktiv? Im Forum des Standard schreibt ein Leser: „Die Baustelle zurückbauen ist eine interessante Idee. Schilda lässt grüßen…“ In einem alten Musikstück der österreichischen NDW-Band „Blümchen Blau“ heißt es: „Wir bauen ein Haus. Wir bauen ein Haus. Und fällt der Strom aus – dann züchten wir Bienen.“

Vielleicht ist die Idee mit dem Golfplatz gar nicht so schlecht? Oder doch die 27. Therme? Oder vielleicht wirklich eine Bienenzucht? Eine Alternative, an die bislang noch niemand gedacht hat, wäre eine Politikerakademie. Die steirischen Landespolitiker könnten dort ihr profundes Wissen an Jungtalente weitergeben – irgendjemand muss ja auch in Zukunft die Interessen der Bevölkerung wahren…

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