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Wer versteht das neue Qualifying-System?

So schnell wie in der F1 zuletzt Qualifying-Formate geändert wurden, könnte das neue System abgeschafft werden, bevor es alle verstanden haben.

Das Qualifying bestimmt die Startreihenfolge des nächsten Formel-1-Rennens – so einfach könnte eine kurze und schmerzlose Definition des Qualifikationstrainings lauten.

Für das kommende Jahr und das nächste neue Qualifying-System muss man allerdings etwas weiter ausholen. Das Qualifying besteht aus drei Teilen: Im ersten Teil fahren die Piloten 15 Minuten lang um die Wette. Danach scheiden die langsamsten fünf Fahrer aus. Im zweiten Teil wiederholt sich das gleiche Spiel: Nach 15 Minuten scheiden die fünf langsamsten Fahrer aus. Im dritten Teil fahren die übrig gebliebenen zehn Piloten 20 Minuten lang die Top-10-Startplätze aus.

So weit, so gut. Wenn da jetzt nicht der Parc Fermé und die Betankungsregeln wären. Diese besagen, dass die Top 10 ihre Autos während der letzten 20 Minuten nicht mehr auftanken dürfen. Somit fahren sie ihre unlimitierten Runden während des dritten Qualifying-Teils mit Rennsprit.

Danach dürfen sie vor dem Rennen allerdings wieder auf jenen Tankinhalt auftanken, den sie zu Beginn der letzten 20 Minuten hatten. Um die Verwirrung zu komplettieren, dürfen die zehn ausgeschiedenen Fahrer der ersten beiden 15-Minuten-Sessions die gesamte Zeit über auf- und abtanken, wie es ihnen beliebt.

"Einige dürfen auftanken, andere nicht - ich verstehe noch nicht einmal wie es funktionieren soll!", zeigte sich Ralf Schumacher nach der Bekanntgabe des neuen Systems etwas verwirrt. "Es scheint sehr kompliziert zu sein", stimmt ihm Jacques Villeneuve zu. "Ich bin mir nicht sicher, ob wir das hinbekommen. Es wird nicht gerade schön sein zu sehen, dass Fahrer mit vollen Tanks schneller sind als andere mit leeren Tanks. Auch für die Zuschauer wird das sehr schwierig zu verstehen sein. Das Spektakel muss aus meiner Sicht einfach sein, damit es beliebt ist."

Ex-Champion Nigel Mansell fand sogar noch mehr Kritikpunkte: "Es ist doch so, dass gerade Teams, die Probleme haben, so viel Zeit wie nur möglich auf der Strecke benötigen, damit sie ihre Probleme aussortieren und so schneller werden können. Und gerade sie werden nun bestraft - wenn sie sich nicht binnen 15 Minuten qualifizieren können, fallen sie raus, während die anderen mehr Zeit auf der Strecke verbringen können. Und das soll fair sein?"

Emerson Fittipaldi hält es unterdessen mit Ralf Schumacher: Er versteht das Knock-Out-Qualifying nicht richtig. "Ich verstehe gar nichts: Besonders die Gründe, warum einige Autos nachtanken dürfen und andere nicht, sind mir schleierhaft", kritisierte Fittipaldi, der schon kein Freund des Einrunden-Qualifyings war. "Ich habe das Einrunden-Qualifying nie verstanden. Es wurde für Ovalrennen geschaffen, und dort machte es auch Sinn. Als sie sich dazu entschlossen haben, das System in der Formel 1 anzuwenden, war ich sehr verwundert."

Max Mosley ist derweil von seinem KO-System überzeugt: "Das einzige Problem wird darin bestehen, dass jeder versuchen wird, seine Zeit in der letzten Minute zu erzielen - alle werden versuchen, noch vor der karierten Flagge auf die Strecke zu fahren. Aber anstatt einer Session ohne Höhepunkte wird sich dieses Format bis zum Ende hin zuspitzen."

Und was sagt der siebenfache Weltmeister Michael Schumacher zum neuen Format? "Wir müssen abwarten und sehen, ob es die erhofften Verbesserungen mit sich bringt", gibt er sich diplomatisch. Die wichtigste Lehre betonte der Ferrari-Star ohnehin schon vor einigen Wochen, lange bevor das neue Qualifying abgesegnet wurde: "Egal wofür sie sich entscheiden, wir müssen endlich einmal dabei bleiben."

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