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30 Jahre nach dem Flammeninferno

Fast 30 Jahre sind seit dem Unfall von Niki Lauda auf dem Nürburgring vergangen - zum "Jubiläum" sind auch die Retter von einst eingeladen.

Es dürfte wohl einer der häufigst gezeigten Unfäll der Formel 1 sein: Am 1. August 1976 kommt Niki Laudas Ferrari auf der Nordschleife des Nürburgrings von der Strecke ab, wird zurück auf die Fahrbahn geschleudert und dort von den nachfolgenden Brett Lunger im Surtees breitseits getroffen. Laudas Ferrari war da schon eine Flammenhölle.

Voraus ging dem Drama zunächst einmal - als hätte Lauda es geahnt - eine Kritikwelle. Der Österreicher hielt den alten Nürburgring für nicht mehr zeitgemäß und als zu gefährlich für die Formel 1. Die Mehrzahl der Formel-1-Fahrer sprachen sich für eine Streichung des Rennens aus, 1976 sollte es jedoch wie geplant über die Bühne gehen.

Das letzte Formel-1-Gastspiel auf der Nordschleife

Dass Lauda dann so schwer verunglückte, besiegelte das Aus der Formel-1-Rennen auf dem Traditionskurs, auch wenn für 1977 noch einmal eine Streckenbesichtigung anstand. Lauda lehnte eine Aufnahme in den Kalender für 1977 aber ab, was allerdings einige Fahrer aufbrachte, da sie sich nicht von Lauda vertreten lassen wollten. Nürburgring-Anhänger hatten im Österreicher danach ohnehin eine "Hassfigur".

Dabei grenzt es an ein Wunder, dass Lauda nach dem fürchterlichen Unfall überhaupt noch in der Lage war, ein normales Leben zu führen - geschweige denn, noch zwei weitere Formel-1-Weltmeistertitel einzufahren. Laudas Glück waren geistesgegenwärtige und mutige Formel-1-Kollegen.

Neben Lunger krachte auch Laudas Landsmann Harald Ertl in den stehenden Ferrari, Arturo Merzario, dessen Platz bei Ferrari einst an Lauda ging, schlängelte sich vorbei, stieg sofort aus dem Auto und versuchte Lauda zu befreien. Der saß im brennenden Cockpit, der Helm war halb vom Kopf gerissen, Merzario versuchte, die Gurtschlösser zu öffnen.

Mutige und entschlossene Kollegen

"Dann habe ich versucht, ihn herauszuziehen, aber die Griffe an seinem Fahreranzug auf den Schultern und an den Seiten waren schon abgeschmort", erinnerte sich Merzario vor einigen Jahren. Der hinzugeeilte Lunger stellte sich auf den Vorderbau des Ferraris und zog Lauda mit aus den Flammen, klappte aber sogleich unter dem Gewicht zusammen, da die Plastikfront unter der Hitze einfach in sich zusammensackte.

Emerson Fittipaldi und Harald Ertl entrissen den Streckenposten die Feuerlöscher, denn diese trauten sich an die Flammen nicht heran. "Ich habe einen Feuerlöscher genommen und solange ins Feuer gehalten, bis Lauda draußen war", erinnerte sich Ertl. Auch Hans-Joachim Stuck und Guy Edwards bemühten sich, die nachfolgenden Autos zu warnen und eine größere Katastrophe zu verhindern. Die Rettungsaktion war schnell genug, um Laudas Leben zu retten, doch die Folgen sieht man bis heute.

Erinnerungen hat den Vorgang hat er keine. "Ich weiß noch, dass ich aus der Box gefahren bin. Dann hört die Erinnerung auf. Sie setzt erst wieder ein auf dem Weg in irgendein Krankenhaus", zitiert die APA den dreifachen Weltmeister. Belastet hat ihn der Unfall gewiss, doch die Verarbeitung des Vorfalls ging schnell vonstatten.

"Ich bin nach sechs Monaten wieder so gefahren wie früher oder sogar besser, und das kann man nur dann, wenn man ein Problem hundertprozentig gelöst hat. Die schnelle Rückkehr gehörte zu meiner Strategie, nicht lange daheim zu sitzen und darüber nachzugrübeln, warum und wieso mir das Ganze widerfahren ist", erklärte er.

"Diesmal gibt's die Grillparty wirklich"

Zu seinem persönlichen Umgang gehört in diesem Zusammenhang auch ein zum Teil tiefschwarzer Humor. Als der die Unfallstelle erstmals persönlich in Augenschein nahm - zusammen mit einem Freund und einer Flasche Hochprozentigem - wollte ein vorübergehender Passant, der Lauda nicht erkannte, wissen, was sie denn dort treiben würden. Laudas trockener Kommentar: Wir suchen Niki Laudas Ohr.

Stand die Genesung und die spätere sportliche Wiederauferstehung Laudas im Vordergrund, so kamen sich die Retter ein klein wenig verschaukelt vor. Lauda schenkte Merzario seine Uhr, die er für die Pole Position in Monaco bekam - der Italiener war tief enttäuscht. Erst viele Jahre später folgte ein Danke der großen Art. Bei einem gemeinsamen Auftritt in Kuba erklärte Lauda vor einer großen Menschenmenge, dass er ohne dem neben ihm stehenden Merzario nicht mehr am Leben wäre. "Das ist Arturo Merzario - ohne ihn wäre ich heute bestimmt nicht mehr hier", so Lauda damals, woraufhin der Italiener Lauda gerührt um den Hals fiel.

Zwar jährt sich der Unfall erst am 1. August zum dreißigsten Mal, doch anlässlich des diesjährigen Formel-1-Laufes auf dem Grand-Prix-Kurs des Nürburgrings wird es ein Treffen von Lauda und den Rettern von 1976 geben. "Diesmal gibt's die Grillparty wirklich", wird Lauda mit den gewohnt trockenen Worten vom kicker zitiert.

"Auch wenn's nicht genau der Jahrestag 1. August ist, haben sich TV-Sender und Reporter extra bei mir angemeldet. Die italienische RAI bringt meinen alten Ferrari 312T2 zum Nürburgring, und, wie ich höre, kommt sogar Arturo Merzario", fuhr er fort.

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