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Moss: Safety-Car-Phasen sind extrem frustrierend

Der ehemalige Formel-1-Pilot ist mit vielen der derzeitigen Regeln nicht einverstanden und erneuert seine Kritik an den "Zwei-Wochenend-Motoren".

Das dritte Rennen der Formel 1 in Australien bot neben einer Menge Spannung auch zahlreiche Unfälle und Safety-Car-Phasen. Der ehemalige Formel-1-Pilot Stirling Moss findet die Safety-Car-Regelung aus der Sicht des Rennsports nicht gut, und auch mit einigen anderen Regeln hat der Brite so seine Probleme.

Zu seiner aktiven Zeit hätte man bei einer gelben Flagge einfach etwas mehr aufgepasst, wäre ansonsten aber in vollem Tempo weitergefahren. Außerdem hätte man damals auch unter gelben Flaggen überholen dürfen, merkt Moss an: "Und warum um alles in der Welt sollte man das nicht tun, wenn jemand anderes unnötigerweise langsam fährt?", schreibt der 76jährige in seiner Kolumne für crash.net.

Frust durch das Safety Car

"Aber jetzt darf man nicht mehr überholen, wenn die gelbe Flagge kommt, und man muss sich hintereinander einreihen", berichtet er weiter. Dies sei für den Führenden, der sich hart einen Vorsprung erarbeitet hat, extrem frustrierend. Genau so sei es in Australien Fernando Alonso ergangen. "Die Jungs, gegen die man um einen kleinen Vorsprung kämpfte, sind plötzlich wieder direkt hinter einem, innerhalb einer Autolänge - das muss schrecklich frustrierend sein", ist sich Moss sicher.

Dennoch müsse man die Regeln in ihrer derzeitigen Form akzeptieren. Zwar könne er die Frustration von Scott Speed verstehen, der nach einem tollen Rennen aufgrund einer Bestrafung wegen Überholens unter gelber Flagge nachträglich den achten Platz verlor, aber: "Wenn man Regeln hat, dann muss man sie auch befolgen." Mit der Regelung der gelben Flaggen sei er zwar nicht einverstanden, jedoch müsse man die Regeln hinnehmen.

Warum es im Albert Park derart viele Unfälle gegeben habe, sei indes schwierig zu analysieren: "Es ist eine interessante Strecke, eine, auf der es sehr schwierig ist, zu überholen, aber mit Stellen, an denen man denken könnte, dass man überholen kann", vermutet der Brite. Vielleicht wiege es die Fahrer in trügerischer Sicherheit, dass die Mauern nicht direkt am Streckenrand stehen. Dadurch könnten die Fahrer dazu verleitet werden, an riskanten Stellen Überholversuche zu starten.

Sind die heutigen Boliden zu empfindlich?

Außerdem seien die heutigen Autos überaus empfindlich, was gerade nach dem Start oder nach Safety-Car-Phasen zu Problemen führen könne, wenn die Reifen nicht die richtige Temperatur haben. Darüber hinaus meint Moss, dass das gesamte Feld sehr dicht beieinander liegt: "Es passiert sehr leicht, dass sich diese Autos mit ihren ganzen Flügeln berühren. Und wenn sie sich berühren, dann fangen die ganzen Dramen an, denn dann verlieren sie Abtrieb oder einen Teil der Kühlung und so weiter."

Seit er selbst vor 50 Jahren in Melbourne gefahren ist, habe sich der Kurs kaum verändert. Jedoch seien die Autos jetzt derart hoch entwickelt, dass die Boliden eine extrem ebene Strecke bräuchten. "Wenn irgendetwas passiert, wo das Auto an Traktion verliert, über einen Kerb fährt oder was auch immer, dann kann das eine ganze Menge beschädigen. Diese Autos sind in dieser Hinsicht sehr empfindlich", erklärt Moss.

Diese Entwicklung ist seiner Meinung nach bereits zu weit fortgeschritten: "Wenn man Juan-Pablo Montoya gesehen hat, der aufgeben musste, weil sich seine Elektronik nach einem Ausritt über die Randsteine abgeschaltet hat, dann denke ich, dass die Autos zu komplex sind." Allerdings müsse man dies immer von zwei Seiten betrachten: Spricht man von Motorsport als Sportart, dann sind die Boliden zu kompliziert. Versteht man die Formel 1 jedoch als technologischen Vorreiter, dann muss man die Elektronik so weit die möglich entwickeln.

Fahrer sollten nicht ihr Material schonen müssen

Bereits vor dem Grand Prix von Australien hatte Moss erklärt, dass er mit der Regelung, dass ein Motor zwei komplette Rennwochenenden überstehen muss, nicht einverstanden ist. Durch den Motorschaden seines Landsmannes Jenson Button in der letzten Runde des Rennens sieht sich der Brite bestätigt: "Die Zwei-Rennen-Regel funktioniert meiner Meinung nach nicht besonders gut. Ich denke, die Fahrer sollten für jedes Rennen einen neuen Motor einbauen dürfen, egal was passiert. Vielleicht könnte man sie ein paar Plätze zurückversetzen, wenn sie ein Triebwerk zum zweiten Mal wechseln müssen, wenn sie zum Beispiel im Training einen Defekt haben." Doch selbst dann wäre eine Rückversetzung um zehn Plätze zu hart, meint der Brite, der außerdem die Einführung eines Bonuspunktes für die schnellste Rennrunde und die Pole Position begrüßen würde.

"Ich denke, dass dieses Anliegen, zu versuchen, einen Motor für zwei Veranstaltungen haltbar zu machen, ein bisschen zu restriktiv ist. Denn wenn man diese großartigen Fahrer auf der Strecke sieht, dann möchte man sie mit vollem Einsatz fahren sehen, nicht mit dem Gedanken, dass sie es langsam angehen lassen müssen, um ihr Material zu schonen. Das ist kein Motorsport", beklagt sich Moss abschließend.

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