Formel 1: News | 14.06.2007
Quo vadis, Formel 1-WM?
Während Ecclestone mit Indianapolis um eine Vertrags-Verlängerung feilscht, kündigt Indien einen GP ab 2009 an. Wird die WM auf 20 GP verlängert?
Michael Noir Trawniczek
"Es ist für die Formel 1 nicht lebensnotwendig, in den Vereinigten Staaten zu fahren", erklärte Formel 1-Zampagno Bernie Ecclestone dem britischen Daily Express. Es handelt sich um die übliche Vorgangsweise des gefuchsten 76-jährigen, wenn es darum geht, einen Vertrag zu verlängern.
Jener mit dem Indianapolis Speedway läuft per Jahresende aus - schon im Vorjahr gab es das gleiche Szenario. Ecclestone und die Streckenbetreiber einigten sich für ein weiteres Jahr - jetzt möchten die Streckenbetreiber jedoch ein mehrjähriges Abkommen.
Ecclestone sagt: "Es gibt größere Märkte für uns, in anderen Teilen der Welt. Wir könnten bald schon in Indien fahren anstatt in Indianapolis. Wir haben nicht viele Sponsoren aus Amerika und nur einen einzigen US-Piloten. Ich treffe mich mit Tony George [dem Besitzer des Indianapolis Speedway, d. Red.] und ich hoffe, wir können einen Deal ausmachen - aber wir erhielten auch Angebote von anderen Austragungsorten in den USA."
Ab 2009: GP von Indien
Nun erklärte Suresh Kalmadi, Präsident der "Indian Olympic Association" (IOA) in einer Aussendung, dass man bereits 2009 einen Grand Prix in Indien abhalten werde: "Wir erhielten in dieser Angelegenheit einen Brief von Herrn Ecclestone, dem CEO der Formel 1. Die IOA wird bei dem Rennen als Promoter auftreten, der erste Event wird 2009 absolviert."
Schon Ende 2008 wird in Valencia ein Stadtrennen absolviert, zuletzt wurde auch ein Vertrag mit Singapur unterzeichnet, zudem soll in Abu Dhabi und in Südkorea gefahren werden. Insgesamt wären das fünf zusätzliche Rennen - entweder muss die Formel 1-WM auf 20 GP pro Saison vergrößert werden, oder aber es müssen weitere "ungeliebte Kinder", vorzugsweise in Europa beheimatet, daran glauben: beispielsweise Magny Cours, oder auch Silverstone.
Hersteller betonen die Bedeutung des US-Markts
Dass die Formel 1 Amerika nicht brauchen würde, bestreiten die Vertreter der Automobilindustrie vehement. Norbert Haug erklärte: "Amerika ist für Mercedes-Benz der größte Markt außerhalb Deutschlands." Und auch sein Kongenial, Mario Theissen von BMW, erklärte: "Wir verkaufen in den USA mehr Autos als in Deutschland." Und auch für die Scuderia Ferrari ist der amerikanische Markt von Bedeutung - von 5.671 weltweit verkauften Autos ergingen im Vorjahr 1.635 in den Raum USA/Kanada.
Möglicherweise könnte der aktuelle Trend hin zu mehr Stadtrennen in den USA fortgesetzt werden. In Las Vegas oder auch in New York könnten solche Läufe stattfinden.
Stadtrennen, Flutlichtrennen, Indien, Abu Dhabi, Singapur, Las Vegas... - die Formel 1-Weltmeisterschaft bewegt sich in eine Richtung, die nicht alle Fans begrüßen. Manche befürchten, die Formel 1 würde sich zu sehr von ihren - in Europa beheimateten - Wurzeln entfernen...