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Christian Klien mit Motorline-Talk

„Diese Autos liegen mir!“

Christian Klien spricht im motorline.cc-Interview über seinen rasanten Quereinstieg in den Langstreckensport, als Werkspilot bei Peugeot.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: motorline.cc, Photo4

Im Rahmen der PS Show in Wels fand Christian Klien die Zeit, um im exklusiven Interview mit motorline.cc über seinen erfolgreichen Einstand im Werksteam von Peugeot zu sprechen – dort zählt er nach nur zwei Rennen zu den Spitzenpiloten.

Du bist unlängst in Amerika in der American Le Mans Serie gefahren – wie würdest du den Unterschied zwischen dem Motorsport in Europa und jenem in den USA beschreiben?

Mir hat das Rennen extrem viel Spaß bereitet. Rein von den Fans her – die Fans waren extrem nah. Sie konnten ganz nah an die Strecke und sie konnten quasi innerhalb der Strecke campieren – das war wie ein kleines Volksfest, ein ganzes Wochenende lang. Das war dann auch beim Fahren geil – du bist gefahren und hast dann wirklich von Streckenteil zu Streckenteil einen jeweils anderen Geruch von Fleisch in der Nase gehabt. Denn die haben ja alle ein Barbecue gemacht und da hat man wirklich im Cockpit gerochen, was die da draußen gerade bruzeln.

Kriegt man da Hunger im Cockpit?

Nein, weil das Fahren derart anstrengend war, sodass der Hunger da in den Hintergrund rückte. Das war auch wirklich ein sehr professionelles Rennen mit einer extremen Leistungsdichte – speziell bei den LMP1 und LMP2-Autos. Wir haben zehn Stunden lang mit den Audi gefightet und auch mit den Porsche-Penske LMP2-Autos – die waren auch sehr schnell auf dieser Strecke, weil die Strecke sehr kurz war. Die LMP2-Autos haben in der American Le Mans Serie Vorteile, weil sie ein bisschen weniger Gewicht aufweisen und dabei einen größeren Tank haben – darum sind die LMP2-Autos ähnlich schnell wie die LMP1-Boliden, die ja eigentlich stärker sind. Nach diesen zehn Stunden lagen die ersten drei Autos innerhalb von 7,5 Sekunden, was gezeigt hat, dass es diese zehn Stunden lang einen durchgehenden harten Fight gegeben hat.

Am Ende hat Alan McNish das Rennen gewonnen…

Leider ist es in der American Le Mans Serie vom Reglement her so, dass sie das Rennen möglichst lange spannend halten wollen. Der Audi von Alan McNish ist mit zwei Runden Rückstand in dieses Rennen gestartet, weil er in der Runde zur Startaufstellung einen Dreher hatte und dabei sein Auto stark beschädigt wurde. Das musste noch repariert werden und er ist zwei Runden später ins Rennen eingestiegen – und hat dann trotzdem noch gewonnen.

Das hat nur deshalb funktioniert, weil es sehr viele Safety Car-Phasen gab, da es in den kleineren Klassen sehr viele Unfälle gab. Und bei jeder Safety Car-Phase konnten sich die Autos, die schon zwei, drei oder mehr Runden Rückstand hatten, zurückrunden. Darum hatte McNish die Möglichkeit, aufzuholen. Sonst wären sie nämlich chancenlos gewesen. Was für uns ein bisschen schade war, denn wir lagen eigentlich immer mehr oder weniger in Führung und hatten durch diese vielen Safety Car-Phasen stets einen Nachteil. Wir hatten einen gewissen Zeitvorteil herausgefahren, zum Beispiel 30 Sekunden – dann kam die SC-Phase und es war wieder alles verloren. Und so ging es eigentlich zehn Stunden lang.

Du bist da ja sehr schnell gefahren, oder?

Ja, ich konnte die Schnellste Rennrunde drehen.

Diese Autos liegen dir also?

Ja, die liegen mir sehr gut – und das war ja erst das zweite Rennen für Peugeot, nach dem 24 Stunden-Rennen von Le Mans. Wir haben natürlich auch sehr viel getestet mit ihnen und der Wagen liegt mir tatsächlich sehr gut – es braucht eine sehr hohe Anforderung, dieses Auto schnell zu bewegen. Die Rundenzeiten sind nur um acht Sekunden langsamer als jene der Formel 1 – das ist wirklich Motorsport auf höchstem Niveau.

Sind diese Autos schwieriger zu fahren als Formel 1-Boliden?

Schwieriger nicht – aber von der Anforderung her ist das sicher gleich hoch wie die Formel 1 anzusiedeln. Weil eben auch die Rennen so lang sind. Du musst dir vorstellen: Du sitzt über zwei Stunden im Auto, im vollen Renntrimm wie in der Formel 1. Das ist körperlich extrem anstrengend und mental noch mehr – weil du ständig Autos zu überholen hast. Ich habe ausgerechnet: Ich habe in diesen zehn Stunden zwischen 500 und 700 Autos überholt. Pro Runde sind es sieben bis neun langsamere Autos, die du überholen musst. Das sind zum Teil Amateurfahrer, die sich schwer tun und daher nicht immer in den Rückspiegel schauen können – also musst du auch für die mitdenken. Und das macht es noch anspruchsvoller.

Das heißt, du bist in diesen Sport eigentlich sehr schnell rein gewachsen und zählst dort zu den Spitzenfahrern?

Ja, definitiv. Beim Petit Le Mans sind eigentlich auch die Werksfahrer vorgesehen gewesen, um das Rennen zu fahren. Und weil wir dann aber nur ein Auto hatten, hat man eben auch mich noch reingeholt – weil man dort einfach das schnellste Fahrerpaket haben wollte. Und das zeigt schon, dass ich mich erstens bei Peugeot etabliert habe und zweitens auch in dieser Rennserie.

Im nächsten Jahr ist ja geplant, dass du vor Le Mans noch zwei Läufe zur ALMS bestreitest, oder?

Da müssen wir noch schauen, ob es Terminüberschneidungen gibt – die Formel 1 hat natürlich Priorität und wenn da ein LMS-Rennen am gleichen Wochenende ist, kann ich das nicht fahren. Aber das 12 Stunden-Rennen von Sebring, das im März stattfindet, geht sich mit Sicherheit aus – dort möchte ich als Vorbereitung für die 24 Stunden von Le Mans ganz sicher fahren.

In dem Interview sprach Klien auch über die neuen F1-Regeln - diesen Teil finden Sie in der Navigation rechts.

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