Die Akte Mosley | 25.07.2008
Stewart: „Max sollte jetzt abdanken”
Der dreifache Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart ist weiterhin der Ansicht, dass FIA-Präsident Mosley sein Amt niederlegen sollte.
FIA-Präsident Max Mosley und der frühere Rennfahrer Jackie Stewart haben sich noch nie sonderlich gut verstanden, doch nach den Vorfällen in Mosleys Privatleben zu Beginn des Jahres haben sich die Fronten zusätzlich verhärtet. Stewart glaubt, dass Mosley nun seinen Hut nehmen sollte und meint, in der FIA einige grobe Missstände ausgemacht zu haben. Die britische Rennlegende Stirling Moss relativiert dies allerdings.
„Max sollte jetzt abdanken und sich vollkommen zurückziehen. Aufgrund der Vorfälle kann er die FIA einfach nicht mehr in der Form führen, das ist ganz klar”, so Stewart laut Sportinglife. „Aber das größte Manko ist vielmehr, dass die FIA aus dieser Angelegenheit selbst ziemlich angeschlagen herausgekommen ist.”
Stewart sucht den Fehler bei der FIA
„Die Tatsache, dass er nicht zurücktritt, zeichnet ein schlechtes Bild der FIA”, so der ehemalige Rennstallbesitzer weiter. „Sie sollten mehr Lebenserfahrung haben, um nicht zu erlauben, dass das so weitergehen darf – das kann man ihnen auf negativer Seite vorhalten. Man kann sein Überleben aber durchaus nachvollziehen, so wie er die FIA leitet.”
„Das zeigt ganz klar, was in der FIA falsch läuft. Keine andere Organisation auf Erden würde sich so etwas gefallen lassen, aber er hat eine derart starke Position innerhalb der FIA. Die hochrangigen Personen um Rennstallbesitzer, Teamchefs, Teammanager und Fahrer fürchten sich davor, einen Kommentar abzugeben. Da stimmt doch etwas nicht, oder?”
„Das ist der Fehler in der FIA, denn sie sollten doch wohl vor ihrer eigenen Haustüre kehren dürfen. Da steht aber niemand auf – ein schlechtes Zeichen”, kommentierte Stewart die jüngsten Entwicklungen und berief sich dabei auf Szenen, die sich im Rahmen des Monaco-Rennens in Monte Carlo zugetragen haben: „Die Formel 1 ist die Sportart mit dem weltweit größten Kapitalinvestment.”
„In Monaco sind Vorstandsvorsitzende und Geschäftsführer erst gar nicht erschienen, weil Max angekündigt hatte, er werde dort sein”, erläuterte der Weltmeister von 1969, 1971 und 1973. „Andere wiederum hatten extra Leute angeheuert, die sicherstellen sollten, dass sie Max Mosley nicht über den Weg laufen oder mit ihm nicht beim Händeschütteln fotografiert würden.”
„Das ist keine Art für diesen Sport, sich zu gebärden. Die FIA muss von bezahlten Vollzeit-Führungskräften geleitet werden und von Grund auf renoviert werden, um eine Unternehmensführung zu garantieren, die komplett transparent ist”, forderte Stewart abschließend. Paul Stoddart, der Mosley schon früher kritisch gegenüber stand, attestierte der Formel 1 gar überhaupt keine Glaubwürdigkeit mehr, solange Mosley im Amt verbleibe.
Moss würdigt Mosleys Verdienste
Die britische Rennfahrerlegende Stirling Moss schlug dagegen andere Töne an und zeigte Verständnis für den FIA-Präsidenten: „Das ist sehr schade für ihn, denn er hat viel für die Automobilwelt getan. Ich spreche hier nicht nur vom Motorsport, denn das ist nur ein kleiner Bereich, um den sich die FIA kümmert.”
„Es wird sehr schwierig werden, ihn zu ersetzen, denn er weiß eine Menge, hat vielen Menschen geholfen und hat in der Automobilbranche viel bewegt. Das wird gewiss keine leichte Aufgabe. Ich kenne ihn persönlich und mag ihn”, sagte Moss der BBC. „Ich halte ihn für eine interessante und lustige Person, aber er kann seine Position einfach nicht weiter halten.”