
F1 Tests Barcelona | 02.02.2008
"The Fin" soll dem RB4 Stabilität verleihen
Eine neuartige Finne an der Motorhaube des RB4 soll dem Wagen mehr Stabilität in den Kurven verliehen - das Luftleitblech wurde vielfach bestaunt.
Michael Noir Trawniczek
Fotos: Red Bull Racing
'The Fin' könnte der Streifen heißen, der am ersten Februartag in Montmelo 'gedreht' wurde - in Anspielung auf 'The Fog', den eigenwilligen Horrorklassiker von John Carpenter aus dem Jahr 1980. Die radikale Finne an der Motorhaube des RB4 sorgte für Gesprächsstoff, sie beflügelt auch den Geist - der britische Wordpress-Satireblog The Runoff Area berichtet, Christian Horner habe bereits das Geheimnis um das außergewöhnliche Luftleitblech gelüftet. Der RBR-Teamchef soll demnach gesagt haben: "Die meisten werden sich daran erinnern, dass wir in den vergangenen Jahren beim Monaco-Grand Prix jeweils für einen neuen Kinofilm geworben haben. Für dieses Jahr haben wir einen drauf gelegt und ein Sponsoring akzeptiert, bei dem wir die komplette Saison über für den Film 'Der weiße Hai' zu werben haben."
Mit der an eine Haifischflosse erinnernden Finne hat die RBR-Crew rund um Technikdirektor Adrian Newey die Aufmerksamkeit der Formel 1-Fans an sich gerissen. Neue Ideen werden gern gesehen - in einer Zeit, in der sie rar sind. Adrian Newey ist einer der wenigen Konstrukteure im Formel 1-Zirkus, den die Aura des experimentierfreudigen Erfinders umgibt, wie das früher bei einem Colin Chapman oder einem Gordon Murray der Fall war. Chapman kritzelte seine Ideen in der Badewanne auf einen Block Papier und übergab diesen den Technikern seines Lotus-Teams, Newey arbeitet zum Teil auch heute noch analog, auf dem Reißbrett.
Ob schön oder nicht schön, spielt keine große Rolle - mit der neuen Finne und dem "Hirschgeweih" auf der Schnauze des F1.08 haben Red Bull Racing und BMW Sauber trotz engmaschigem Reglement eine erfrischende Experimentierfreudigkeit demonstriert, welche darüber hinwegtröstet, dass große revolutionäre Konzepte wie ein Sechsrad-Tyrrell, ein Wingcar oder ein Doppeldeckerchassis unter den gegebenen Voraussetzungen nicht mehr möglich sind.
Das Aufsehen erregende Luftleitblech am RB4 nützt die erlaubte Fahrzeughöhe im Bereich von der Motorhaube bis über dem Heckflügel maximal aus und soll für eine verbesserte Stabilität des Fahrzeughecks sorgen - in den Kurven, beim Anbremsen, bei der Einfahrt in eine Kurve. Die Finne wirkt dabei wie ein Luft-Stabilisator - sie leitet den Luftstrom in die richtigen Kanäle, sodass dieser in den Kurven möglichst wenig Instabilität auslösen kann. Die Boliden sind ohne der früher erlaubten elektronischen Kontrolle der Motorbremse, welche mit der Traktionskontrolle einherging, wesentlich weniger stabil in den Kurven und geraten schneller ins Schleudern. Mit der Finne wird versucht, die verlorene Stabilität zurück zu gewinnen.