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Formel 1: Mosley vs NOTW

NotW will auch ohne Kronzeugin Nazi-Zusammenhänge beweisen

Die Kronzeugin hätte aussagen sollen, dass Mosley definitiv ein "Nazi-Thema" bestellt hat - doch die Prosituierte sagte ab, wegen ihrer Gemütslage.

Michael Noir Trawniczek

Der Prozess von Max Mosley gegen News of the World sorgt mitunter auch für Bildung. Die Prozessbesucher lernen beispielsweise: Die Mehrzahl von "Dominatrix" ist "Dominatrices". Vier der fünf an der S/M-Session beteiligten Frauen haben bereits ihre Zeugenaussagen hinter sich. Max Mosley wird dabei als "Mike" bezeichnet, seinem Pseudonym in der S/M-Szene. Woman A erklärt in ihrer Zeugenaussage: "Mike und ich haben einander schon gut gekannt, wir haben Corporal Punishment miteinander gespielt. Ich habe schon so viel mit ihm gespielt, sodass ich genau wusste, wie weit ich bei ihm gehen musste."

Woman A erklärte, dass sie mit den vier anderen Damen gut befreundet gewesen sei - auch mit Woman E, welche der Informant der Zeitung war: "Wir haben bei diesen Sessions immer auch gelacht - und wir haben Freude an dem, was wir tun. Man kann es damit vergleichen, wenn Kinder Cowboy und Indianer spielen. Es ist ein Spiel unter Erwachsenen, die Spaß haben. Nach einer Session ist es das beste Feeling in der Welt - ein natürliches High, die Endorphine kommen - egal, ob man Schläge bekommen oder welche verteilt hat. Es ist, als hättest du einen Marathon absolviert."

Woman B erklärt, sie sei schockiert gewesen, als der Artikel erschien und sie erfuhr, dass Woman E der Informant gewesen sei - unter Tränen sagt sie: "Es war ein Horror. Ich habe nicht gedacht, dass irgendjemand in der Szene so etwas tun könnte. Denn wir versuchen immer, dass alles privat bleibt." Die Frau erklärt, dass die bei den Sessions angewandte deutsche Sprache daraus rührt, dass sie schon lange die Fantasie haben würde, von jemandem in einer fremden Sprache verhört zu werden.

Woman D erklärt, sie sei meistens aber nicht immer von Mosley für die Teilnahme an den Sessions bezahlt worden, da sie für ihr Philosophiestudium ein Stipendium erhalten würde und finanziell unabhängig sei. Sie erklärt, dass sie zweimal auf Kosten von Mosley nach Monaco fuhr.

Rückschlag für NotW: Kronzeugin fiel aus

Die Vertreter von News of the World haben am letzten Verhandlungstag dieser Woche einen schweren Rückschlag hinnehmen müssen: Woman E, jene Dame, welche die Videoaufnahmen mit einer versteckten Kamera fertigte und als Informant der NotW fungierte, konnte "wegen ihrer emotionalen Lage" nicht vor Gericht aussagen, wie Mark Warby, der Anwalt der Zeitung mit großem Bedauern erklärte.

Die anderen vier Prostituierten erklärten allesamt, die Session habe keinen Nazi-Zusammenhang aufgewiesen. Allerdings gab es auch ein Tape, auf dem eine der Damen davon spricht, die blonde "Gefängnisinsassin" in einen "Wagen" zu verfrachten. Warby erklärte, der Begriff "Wagen" sei von den Nationalsozialisten für den Abtransport in ein Konzentrationslager angewandt worden. Max Mosley erwiderte, das Wort bedeute lediglich "Vehikel" und sei nicht in einem Nazi-Zusammenhang verwendet worden. Schon am ersten Prozesstag wurde ein Tape vorgespielt, in dem eine der Damen flehte: "Aber wird sind Arier, die blonden." Mosley erklärte, er habe diese Bemerkung einer der Damen nicht einmal registriert und bezeichnete das als "nebenbei geäußerte Phrase".

Vorgeladen wurde auch NotW-Redakteur Colin Myler. Die nicht erschienene Woman E hätte 25.000 Pfund für ihren Einsatz als "Maulwurf" erhalten sollen, erhielt jedoch nur 12.000 Pfund. Myler begründete dies damit, dass sich das Blatt in einer "Kreditklemme" befinden würde.

Zuvor hat James Price, der Anwalt von Mosley, dem Redakteur 93 Fotostills aus dem Video vorgelegt und bei jedem einzelnen gefragt, ob er eindeutige Beweise auf Nazi-Utensilien sehen würde. Nahezu alle Fotos musste Myler zerknirscht mit einem "Nein" beantworten. Als es um die Häftlingskleidung geht und sich herausstellt, dass diese bei einem Scherzartikelgeschäft erstanden wurden, sagt Myler: "Das ist doch egal - es ist immer noch klar, was auf dem Video dargestellt werden sollte."

Thurlbeck: "Sehr zynisches Nazi-Thema"

Myler bestätigte, dass ihm vor der Entsendung des "Maulwurfs", der nicht erschienenen Woman E, respektive der Veröffentlichung des Videos die Richtlinien des Pressegesetzes klar gewesen seien. Neville Thurlbeck, jener NotW-Reporter, der für die Exklusivstory verantwortlich zeichnete, erklärte, die Story sei nur mittels versteckter Kamera möglich gewesen, da "die Orgie bis hin zur Illegalität gewaltsam" gewesen sei. Er fügte hinzu: "Weil der Sadomasochismus auf diesem Video derartig klar umrissen wird, gingen wir davon aus, dass es ein öffentliches Interesse an dieser Geschichte gibt." Dass er mit den Videoaufnahmen unzufrieden gewesen sei, weil dieses zu wenige Nazi-Zusammenhänge aufwies, bestritt Thurlbeck vehement. Er sei im Gegenteil überrascht gewesen, dass es sich um ein "sehr zynisches Nazi-Thema" gehandelt habe.

Schlussplädoyers am Montag

Es wird erwartet, dass am Montag mit den Schlussplädoyers begonnen wird. Das Recht auf Privatsphäre ist in England noch recht neu, es basiert auf der Europäischen Menschenrechtskonvention. Bislang wurden auf der Insel des Nieselregens nur geringe Summen an Schadenersatz ausbezahlt. DJ Sarah Fox erhielt 50.000 Pfund für das unautorisierte Veröffentlichen von Fotos ihrer Flitterwochen. Max Mosley soll auf eine Rekordsumme plädieren. Die Anwälte des FIA-Präsidenten begründen dies damit, dass das Eindringen in sein Privatleben, und das derart intime und erniedrigende Material, welches veröffentlicht wurde, bislang einzigartig seien.

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