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Max Mosley im Interview

Erstmals seit der Veröffentlichung des S/M-Videos gab FIA-Präsident Max Mosley ein umfangreiches Interview, schilderte dabei seine Perspektive.

Michael Noir Trawniczek

FIA-Präsident Max Mosley hat sich zum ersten Mal seit der Veröffentlichung des versteckt gefilmten Videos einer S/M-Aktion mit fünf Prostituierten in einem ausführlichen Interview mit dem Sunday Telegraph öffentlich zu Wort gemeldet. Der 69-jährige Brite hat dabei angekündigt, dass er im Rahmen der am 3. Juni stattfindenden außerordentlichen Generalversammlung der Obersten Sportbehörde FIA den Delegierten die Entscheidung überlassen werde, ob er seine Amtsperiode bis Oktober 2009 fortsetzen oder vorzeitig das Amt verlassen wird.

"Was ich sagen kann ist, dass ich zu der Generalversammlung gehen und sagen werde: 'Das ist passiert und wollt ihr, dass ich bleibe oder soll ich gehen?' Das ist dann ihre Angelegenheit, wirklich nur ihre Angelegenheit - und keine für alte Piloten oder ähnliche Leute. Wenn die Delegierten wollen, dass ich weitermache, dann werde ich das tun. Wollen sie das nicht, dann trete ich zurück", sagte Mosley.

"Der Hauptgrund dafür ist, dass mir von den vielen Leuten, die mich damals gewählt haben, einige geschrieben haben. Für jeden Brief mit dem Wortlaut 'Ich denke, Sie sollten besser zurücktreten...' habe ich sieben Briefe erhalten, die besagten, ich solle bleiben. Es wäre schlicht unmöglich all diesen Leuten den Rücken zuzuwenden oder dieser großen Mehrheit ins Gesicht zu sagen, dass ich mich aus dem Staub machen werde. Ich habe vor, zu bleiben und zu kämpfen."

Einen kleinen Seitenhieb auf jene vier Hersteller, die sich öffentlich von Mosley distanziert hatten - BMW, Mercedes, Toyota und Honda - konnte sich Mosley nicht verkneifen: "Es ist übrigens ziemlich interessant, dass niemand von den gewichtigen, meinungsbildenden Persönlichkeiten in der Formel 1 auch nur irgendetwas dazu gesagt hat."

Keine weitere Amtsperiode nach 2009

Mosley möchte den Delegierten aber auch in Erinnerung rufen, dass er nach seiner Amtszeit keine weitere Periode mehr als FIA-Präsident tätig sein möchte. Mosley begründete dies mit den Worten: "Der Grund dafür ist recht einfach. Wenn ich 2009 in einem Alter von 69 Jahren aufhöre, dann könnte ich immer noch etwas Vernünftiges leisten. Würde ich bleiben, bis ich 73 wäre, würde mich das schon ziemlich an den Rand drängen."

Ein Sonntagmorgen...

In dem Interview schilderte Max Mosley jene Momente, in welchen er zum ersten Mal mit der Veröffentlichung des Videos konfrontiert wurde: "Ich erhielt einen Anruf von Richard Woods, der sämtliche PR-Arbeit für die FIA verrichtet und er berichtete mir, dass sie die Story gebracht haben - am Sonntagmorgen um 10 Uhr. Es war abscheulich, denn die ganze Story basierte rund um die Idee, dass es sich dabei um eine Art Nazi-Orgie gehandelt haben soll. Und der Nazi-Aspekt ist absolut unwahr. In Wahrheit war das eine vorsätzliche, kaltblütige und durchkalkulierte Lüge, für die es überhaupt keine Basis gibt."

Mosley fügte hinzu: "Es war wirklich ärgerlich, denn der Themenschwerpunkt der Story war natürlich beschämend, gelinde gesagt. Aber dann auch noch diese Nazi-Assoziation dabei zu haben - das war absolut unwahr und extrem ärgerlich. Sie haben mir überhaupt keine Zeit gelassen - denn zu der Zeit, als ich davon erfuhr, war die Geschichte bereits auf der Straße." Mosley fügte zudem an, dass in der ersten Ausgabe der Zeitung die Geschichte nicht vorhanden war - seiner Meinung nach absichtlich, sodass er keine Chance hatte, rechtzeitig gegen die Veröffentlichung vorzugehen.

Die "Nazi-Orgie"

Mosley nahm auch zu jener Aussage einer der fünf Prostituierten Stellung, wonach Mosley "definitiv eine Nazi-Session bestellt" habe und er daher "ein Lügner" sei. "Die Sache ist extrem privat. Aber sie brachten es auf eine komplett andere Ebene, als sie zu aller Erst eine vorsätzliche und kaltblütige Lüge über Nationalsozialismus brachten und dann, als ich erklärte, dass es sich um eine Lüge handelt, sie noch dazu eine Woche später behaupteten, ich sei der Lügner."

Mosley erklärte dazu, dass man herausfinden werde, wie viel News of the World der betreffenden Prostituierten bezahlt habe. "Was sie getan hat ist unter aller Kritik - es geht dabei nicht nur darum, was sie mir angetan hat. Sie war mit den anderen vier befreundet und mit einer von ihnen sogar sehr eng befreundet - nämlich mit jener, die meinte sie sei vertrauenswürdig - und sie hat dieses Vertrauen komplett missbraucht und sich so zu verhalten, ist außerordentlich schlecht. Ich denke, die anderen vier sind geschockt darüber, dass dies passiert ist. So etwas tut man einfach nicht. Und man muss dabei verstehen, dass all diese Frauen in diesem Geschäft tätig sind - es ist nicht so, dass sie damit nichts zu tun hatten und gefragt wurden, für viel Geld etwas Unangenehmes zu tun. Man betrügt seine Freunde nicht oder Leute, mit welchen du zu tun hast. Aber genau das hat diese Frau getan und sie wird von all den Leuten verbannt werden - aber ich denke, dass viele Menschen so etwas auch nicht für sehr viel Geld tun würden."

"Sex ist weitreichend"

Auch zu seinem Interesse für S/M-Sex nahm Mosley Stellung: "Das Problem mit dem Sex ist, dass dieser sehr weitreichend ist - von der Missionarsstellung während man im Zuge der Erzeugung von Nachwuchs alle Lichter abdreht bis hin zu den seltsamsten Dingen, die weit darüber hinaus gehen, was ich tun würde. Und ich denke, dass die meisten Erwachsenen sagen würden, dass was immer innerhalb dieses Spektrums liegt - so lange dabei niemand verletzt wird, solange es in gegenseitigem Einvernehmen passiert, solange es zwischen Erwachsenen passiert und solang es privat passiert, es niemanden etwas angeht außer die beteiligten Personen. Daher betrachte ich das auch nicht als eine moralische Angelegenheit."

"Berührende Unterstützung"

Mosley erklärte zudem auch, die Veröffentlichung des Videos sei für seine Familie "sehr schlimm" gewesen - weil "es so beschämend für sie war - wie soll ich es ausdrücken - meine Frau war ganz und gar nicht erfreut". Seine Söhne hätten ihn "komplett unterstützt - so auch "viele Personen innerhalb und außerhalb des Motorsports". Dieser Grad der Unterstützung, die er erhielt, sei "berührend", fügte Mosley an. "Auch Bernie unterstützt mich, selbst wenn er denkt es sei ekelhaft - aber er muss auch sein Business am Laufen halten."

Mosley sagte auch: "Ich fühle keine Veränderung in mir. Was meine Familie enttäuscht hat, war der Umstand, dass mich jemand bespitzelt und das dann veröffentlicht hat. Sicher -wenn ich nicht getan hätte was ich getan hätte, wäre das Ganze niemals passiert - aber ich sehe es nicht auf diese Art. Ich sehe es als ein schreckliches Eindringen in mein privates Leben, das durch nichts gerechtfertigt werden kann und hoffentlich auch bestraft wird."

Mosley dachte in dem Interview laut nach: "Ich denke, folgendes ist passiert - sie haben nachgedacht: 'Wie kriegen wir ihn? Ah, ja, wir können sagen er ist dieser Nazi. Gibt es da irgendeine Basis für Nationalsozialismus? Nicht wirklich - aber wir können etwas erfinden und dann seinen Familiennamen fokussieren!' Die ganze Sache war vorsätzlich weil es die Story interessanter macht. Und natürlich kümmert es diese Leute wenig, welchen Schaden sie anrichten. Es kümmert sie nicht, ob sie die Wahrheit oder eine Lüge erzählen. Sie sind darauf vorbereitet, alles zu tun und alles zu behaupten um mehr Zeitungen zu verkaufen."

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