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Viele Fragen – und nur wage Antworten…

Wird es die FOTA-Serie tatsächlich geben? Wenn ja, unter welchem Namen? Auf welchen Strecken? Hat eine FIA-F1 mit Nonames eine Überlebenschance?

Michael Noir Trawniczek

Die rebellischen FOTA-Teams haben am Donnerstagabend beschlossen, sich von der Obersten Sportbehörde FIA und auch vom Inhaber der kommerziellen Rechte, CVC, abzunabeln und eine eigene Rennserie vorzubereiten.

Niki Lauda hat schon vor dem Entschluss in einem Blick-Interview erklärt, was er von einer solchen „Rebellenserie“ hält, nämlich: „Nichts. Sie wäre tot, bevor man überhaupt einen Gedanken daran verschwendet hat. Es ist sinnlos, sich über solche Blödheiten überhaupt auszulassen.“ Überhaupt wetterte Lauda: „Die Art und Weise, wie sich dieser Sport momentan nach außen präsentiert, ist die größte Schande, die
es je gegeben hat.“

Doch offenbar gab es den Weg des Kompromisses nicht mehr – oder aber es muss noch mehr zerstört werden, bis sich die Fronten aufweichen…

Laut FOTA würden alle maßgeblichen Sponsoren und Promotoren die neue Rennserie unterstützen, auch die Piloten haben schon im Vorfeld ihre Solidarität mit der FOTA erklärt.

Wo wird gefahren?

Doch so einfach ist es nicht. Die CVC respektive Bernie Ecclestone haben Verträge mit den Rennstrecken und den TV-Sendern. Aus diesem Grund müsste die FOTA auf andere Rennstrecken ausweichen, die über keine derartige Verträge verfügen. Angeblich hat die FOTA bereits eine Liste mit potentiellen Austragungsorten zusammengestellt, möglich wären beispielsweise Imola, Magny Cours oder auch Silverstone, da die „Original-Formel 1“ für 2010 bekanntlich nach Donington übersiedelt.

Nützt die FOTA die A1-Infrastruktur?

Schon vor Wochen wurde bekannt, dass die FOTA ihre eigene Rennserie in Zusammenarbeit mit der A1-Serie planen könnte. Diese mit Ferrari-Einheitschassis fahrende Serie verfügt über eine Infrastruktur mit einem bestehenden Rennkalender und TV-Verträgen, welche die FOTA nützen könnte.

Sind Ferrari, RBR & STR wirklich vertraglich festgenagelt?

Vertraglich festgenagelt sollen die drei FOTA-Teams Ferrari, Red Bull Racing und Scuderia Toro Rosso sein – laut FIA und CVC haben sich die genannten Teams vertraglich verpflichtet, bis 2012 an der FIA Formel 1-Weltmeisterschaft teilzunehmen. Würde die FOTA-Serie tatsächlich umgesetzt werden, dürften sich die Rechtsanwälte die Hände reiben – denn dann folgt eine Lawine an Klagen…

Die FIA wird nun wahrscheinlich ihr Feld mit jenen Teams auffüllen, die bei der Bewerbung um einen der drei freien Slots durch den Rost gefallen sind. Darunter auch Prodrive und Superfund.

Der Formel 1 droht also eine Spaltung, wie sie in den USA vor vielen Jahren passiert ist, als Indy Car und Champ Car-Serie in Konkurrenz traten. Profitiert hat davon keine der beiden Serien, nach vielen Jahren kam die Wiedervereinigung, doch in der Zwischenzeit wurden beide Serien von der NASCAR-Serie in den Schatten gestellt.

Hat eine „kleine FIA F1-WM“ eine Überlebenschance?

Allerdings ist die Formel 1 weltweit immer noch die mit Abstand größte Rennserie, sodass jene Serie mit den Stars und den bekannten Teams durchaus überleben wird. Ob eine zweite Serie mit unbekannten Teams, dafür aber mit FIA-Unterstützung eine Überlebenschance hat, darf bezweifelt werden.

Welchen Namen könnte die FOTA-Serie erhalten?

Eines ist klar: Sollte die FOTA tatsächlich die eigene Rennserie durchziehen, dann wird diese mit Sicherheit nicht als „Formel 1“ auftreten dürfen. Denn diesen Namen hat sich Bernie Ecclestone bekanntlich sehr gut rechtlich absichern können. Eine frühere Herstellerserie wollte unter dem Label „Grand Prix World Championship“ (GPWC) an den Start gehen.

Was macht Bernie Ecclestone?

Vor den Trümmern seines Lebenswerks steht Bernie Ecclestone. Er fürchtet vor allem um eines: Um seinen Gewinn. Das große Abzocken könnte bald Vergangenheit sein für den früheren Autoverkäufer und heutigen Multimillionär. Seit Tagen versuchte er verzweifelt, die beiden Seiten zur Vernunft zu bringen. Doch diese haben sich fest gerieben.

FIA-Präsident Max Mosley wollte das Budgetlimit mit aller Gewalt durchsetzen. Er blieb auch in Detailfragen unnachgiebig. Beispielsweise gab es eine Anfrage der FOTA, dem zurückkehrenden Motorenhersteller Cosworth das gleiche Drehzahllimit vorzuschreiben, wie es bei den aktuellen Formel 1-Motorenherstellern der Fall ist. Mosley lehnte brüsk ab – Cosworth könne in der kurzen Zeit kein solches Drehzahllimit umsetzen. Die drei neuen Teams Manor, USF1 und Campos wären 2010 daher mit freier Drehzahl gefahren. Absurd…

Mosley wollte von den FOTA-Teams eine Nennung ohne Vorbehalte, erst dann hätte er sich bereit erklärt, diverse Änderungen an dem bereits für 2010 verankerten Regelwerk vorzunehmen. Doch die dafür nötig gewesene Vertrauensebene zwischen FOTA und FIA gibt es längst nicht mehr – die Teams wollten sich darauf nicht einlassen und gründen daher lieber eine eigene Rennserie. Dass der Sport darunter leiden wird, steht fest.

Ist eine Einigung ausgeschlossen?

Allerdings sind auch jetzt noch nicht die letzten Worte gesprochen worden. Die FOTA hatte aus ihrer Sicht keine andere Wahl: Entweder hätte sie das FIA-Angebot, sich zuerst einzuschreiben und danach über Regeländerungen zu sprechen, angenommen oder aber sie musste quasi die Gründung der eigenen Rennserie bekannt geben.

Umgekehrt scheint auch Mosley seinen Weg der Sturheit fortzusetzen, indem er für Samstag die Veröffentlichung der Nennliste für 2010 bekannt gegeben hat. Noch wäre es möglich, dass sich alle Beteiligten an einen Tisch setzen und eine Lösung erarbeiten, doch mit jedem weiteren Tag steigt die Wahrscheinlichkeit eines endgültigen Bruches – denn von jetzt an erhält das Ganze mit jedem Schritt eine Eigendynamik, irgendwann könnte es dann tatsächlich zu spät sein und die Formel 1 von heute würde es nicht mehr geben können.

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