
Formel 1: Analyse | 16.11.2009
So könnte die F1 2010 aussehen…
Wie könnte das Starterfeld 2010 aussehen? Wer wird in welchem Auto sitzen? Werden die neuen Teams am Start sein? Wie weit sind deren Vorbereitungen?
Michael Noir Trawniczek
Fotos: Lotus, Manor, Mercedes
13 Teams sowie 26 Piloten sollen 2010 an den Start gehen – darunter sind die vier Neueinsteiger Campos, Lotus, Manor und USF1.
Wie realistisch sind die Pläne der neuen? Wer wird 2010 in welchem Auto sitzen?
motorline.cc wagt eine Analyse - kursiv geschriebene Namen bedeuten, dass es noch keine bekannte vertragliche Übereinkunft gibt.
Mercedes Grand Prix
1 Jenson Button
2 Nico Rosberg
Mercedes hat 75 Prozent von Brawn Grand Prix übernommen, womit es bereits 2010 das Mercedes-Werksteam geben wird. Als Fahrer wurde Nico Rosberg verpflichtet. Ross Brawn bleibt Teamchef – fraglich ist, ob Jenson Button unterschreiben wird, er verhandelt auch mit McLaren. Dort, wo Button fährt, wird auch die Startnummer 1 eingesetzt – entweder bei Mercedes oder bei McLaren-Mercedes.
RBR-Renault
3 Sebastian Vettel
4 Mark Webber
Sebastian Vettel und Mark Webber bilden auch 2010 eine starke Fahrerpaarung. Obschon das Team einen Mercedes-Motor begehrt hat, überlegt das Team derzeit, ob es den Vertrag mit Renault verlängern oder zu Cosworth wechseln soll. Der Hintergrund: Für die Ausrüstung eines weiteren Kunden hätte Mercedes die Zustimmung von McLaren benötigt, diese ließ jedoch auf sich warten, schließlich gehört RBR heutzutage zu den schärfsten Konkurrenten im Kampf um den WM-Titel. Ein Problem könnte sich daraus ergeben, dass über Renault das Damoklesschwert eines F1-Ausstiegs schwebt – am Ende des Monats wird eine Vorstandsentscheidung erwartet. Eine der Möglichkeiten wäre, dass Renault nur noch als Motorenausrüster fungiert – oder die Motoren wie einst mit „Supertec“ von einem Ablegerteam betreut werden. Derzeit arbeitet man mit einem Plan A und einem Plan B. Adrian Newey verlangt Klarheit, welcher Motor im neuen Auto zum Einsatz kommt. Der Brite ist immer für Überraschungen gut – man darf gespannt sein auf den neuen Boliden aus dem Hause RB Engineering.
McLaren-Mercedes
5 Lewis Hamilton
6 6 Jenson Button, Kimi Räikkönen, Adrian Sutil, Nick Heidfeld, Nico Rosberg, Heikki Kovalainen
Auch als nunmehriges Kundenteam – McLaren fährt 2010 auf alle Fälle mit einem Mercedes-Motor, es soll auch die Lackierung unverändert bleiben. Lewis Hamilton bleibt an Bord – Heikki Kovalainen wird sein Cockpit aller Wahrscheinlichkeit nach verlieren. Kimi Räikkönen könnte ins Team zurückkehren – allerdings soll der Finne, der von Ferrari für die vorzeitige Trennung mit einer fürstlichen Ablöse entschädigt wird, beim Gehalt pokern. Hamilton hat laut eigenen Aussagen nichts gegen Räikkönen als Teamkollegen, Vater Hamilton soll sogar eine Empfehlung für den Weltmeister 2007 abgegeben haben. Sollten sich McLaren und Räikkönen nicht einig werden, müsste die Formel 1 zumindest 2010 auf Räikkönen verzichten. Neuerdings gilt auch Weltmeister jenson Button als Geheimtipp, falls er sich nicht mirt dem neuen Mercedes-Werksteam unter Ross Brawn einigen sollte. Sollten weder Button noch Räikkönen bei McLaren andocken, hätten wohl auch Adrian Sutil, Nick Heidfeld oder sogar wieder Kovalainen eine Chance auf das Cockpit.
Ferrari
7 Fernando Alonso
8 Felipe Massa
Die Scuderia hat bald erkannt, dass man die Saison 2009 als „Streichresultat“ zu den Akten legen kann. Nach dem Grand Prix von Ungarn wurde der aktuelle Renner nicht mehr weiterentwickelt – Ferrari hat also früh damit begonnen, alle Energien auf den 2010er-Boliden zu bündeln. Mit dem zweifachen Weltmeister Fernando Alonso hat man einen der stärksten Piloten an Bord holen können – allerdings gilt der Spanier mitunter als schwierig, vor allem dann, wenn sein Teamkollege schneller ist. Der seit Ungarn rekonvaleszente Felipe Massa ist längst wieder fit und wird 2010 von Beginn an dabei sein – er will sich garantiert nicht mit einer Nummer 2-Rolle abfinden und wird alles tun, um das zu verhindern, schließlich hat Massa 2008 um den Titel gekämpft. Ferrari wird im kommenden Jahr stark sein, ein interner Konkurrenzkampf belebt die Sinne - freilich nur bis zu einem gewissen Punkt…
Williams-Cosworth
9 Rubens Barrichello
10 Nico Hülkenberg
Williams ist eines der wenigen Teams, welches sich in punkto Fahrerwahl bereits festgelegt hat. Mit Rubens Barrichello hat man den Mann mit der größten Erfahrung verpflichtet – der WM-Dritte wird von Frischling Nico Hülkenberg angetrieben, der Schützling von Willi Weber ist bei Williams kein Unbekannter, da er bislang als Test- und Ersatzfahrer tätig war. Das britische Traditionsteam wechselt auf die Motoren von Rückkehrer Cosworth – das könnte ein Vor- aber auch ein Nachteil sein. Die Aggregate der Motorenschmiede werden auf aktuellen Stand gebracht, während die Maschinen der Konkurrenz bekanntlich „eingefroren“ sind. Dennoch bleibt Cosworth ein Fragezeichen – zudem hat man gleich vier Teams auszurüsten.
Renault
11 Robert Kubica
12 Timo Glock, Nick Heidfeld, Romain Grosjean, Heikki Kovalainen
Ein Fragezeichen bleibt auch das Formel 1-Team von Renault. Zwar hat man Robert Kubica bereits unter Vertrag genommen, doch am Ende des Monats soll Renault das Formel 1-Engagement noch einmal überdenken. Bei einem Ausstieg würde Kubica wohl eine schöne Stange Geld erhalten, stünde jedoch ohne Cockpit da. Das F1-Team, seit dem Abgang von Flavio Briatore und Pat Symonds rundum erneuert, arbeitet unterdessen weiter am neuen Boliden – eine Evolution des heuer wenig erfolgreichen Modells ist nicht zu erwarten. Wer im Falle des Verbleibs in der „Königsklasse“ das zweite Cockpit erhalten würde, ist noch völlig offen. Mit Timo Glock, Nick Heidfeld oder Heikki Kovalainen stehen erfahrene Piloten zur Verfügung. Die Chancen von Romain Grosjean, der als Piquet-Nachfolger nicht überzeugen konnte, werden als gering eingeschätzt. Der mit französischer Lizenz fahrende Schweizer ist ein Opfer des strikten Testverbots – in der GP2 war Grosjean ein Spitzenpilot, an den F1-Boliden konnte er sich ohne Testfahrten nur schwer gewöhnen.
Force India-Mercedes
14 Adrian Sutil, Karun Chandhok
15 Vitantonio Liuzzi, Giancarlo Fisichella
Der neu an Bord geholte Otmar Sznafnauer sollte dafür sorgen können, dass bei Force India der Aufwärtstrend fortgesetzt wird – während man 2008 keinen einzigen WM-Punkt an Land ziehen konnte, waren es 2009 gleich 13 Zähler. Allerdings gibt es Gerüchte, wonach Rennstallbesitzer und Teamchef Vijay Mallya bereits nach Käufern oder Teilhabern Ausschau hält, weil auch er in Zeiten der Krise Verluste in Kauf nehmen musste. Das in Silverstone stationierte frühere Jordan-Team wurde in den letzten Jahren durchgereicht, von einem Besitzer zum nächsten. Die zuletzt eingekehrte Stabilität trug sicher das Ihre zum Aufstieg des Teams bei, zudem war die Mischung aus einem routinierten und einem jungen Fahrer ein großer Vorteil. Angeblich überlegt Giancarlo Fisichella bereits, wie er zu Force India zurückkehren könnte. Force India hat die erste Option auf Adrian Sutil gezogen, durchaus möglich, dass diese Verbindung mangels Alternativen (beiderseits) fortgesetzt wird. Auch Tonio Liuzzi darf auf einen Verbleib im Stammcockpit hoffen.
Toro Rosso-Ferrari
16 Sébastien Buemi
17 Jaime Alguersuari
Für Toro Rosso beginnt ein neues Zeitalter – jenes als Konstrukteur. Die Regeln verlangen, dass die Scuderia ihre Boliden künftig selbst entwickelt oder bei einem Konstrukteur in Auftrag gibt, der nicht in der Formel 1 vertreten ist. Somit ist eine weitere Zusammenarbeit mit RB Engineering unmöglich. Aus diesem Grund wurde in Faenza auch Personal aufgestockt. Dass man das Konzept des heurigen, von RB Engineering entworfenen Boliden als Evolution fortsetzt, ist unmöglich – denn aufgrund des Tankverbots und der schmäleren Vorderreifen müssen de facto völlig neue Konzepte entwickelt werden. In den Cockpits dürften, wenn es nach Teamchef Franz Tost geht, dafür die „alten“ Fahrer verleiben, also Sébastien Buemi und Jaime Alguersuari.
Campos Meta-Cosworth
18 Bruno Senna
19 Pastor Maldonado, Vitaly Petrov, Pedro de la Rosa, Andy Soucek, Marc Gené, Nelson Piquet
Laut Bruno Senna soll Campos von den neuen Teams am weitesten fortgeschritten sein – allerdings ist der Neffe von Ayrton quasi „voreingenommen“, hat er doch bei Campos einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Das spanische Neueinsteigerteam, bislang in der GP2 unterwegs, hat den Bau des Formel 1-Boliden beim italienischen Chassisbauer Dallara in Auftrag gegeben, angeblich wurden bereits die ersten FIA-Crashtests absolviert. Senna hat in Italien bereits Sitzproben absolviert, Ende Januar soll der Bolide nach Spanien ausgeliefert werden. Dort, im Technologiepark Fuente Alamo, möchte Teambesitzer Adrian Campos ein „spanisches Maranello“ errichten, inklusive einer eigenen Teststrecke. 400 neue Arbeitsplätze sollen erschaffen werden.
Campos lebt vom Formel 1-Boom in Spanien, den Fernando Alonso ausgelöst hat. Auch die 400.000 Einwohner starke Stadt Murcia zählt zu den Sponsoren des Teams, welches zudem auch von der öffentlichen Hand unterstützt wird. Das zweite Cockpit könnte der erfahrene Pedro de la Rosa erhalten, er ist angeblich der Wunschpilot – doch offenbar ist das Budget noch nicht hundertprozentig gesichert, weshalb der Spanier seinen Testfahrerjob bei McLaren noch nicht abgeben möchte. Zudem werden die GP2-Piloten Pastor Maldonado und Vitaly Petrov genannt. Ein weiteres Gerücht besagt, dass sich Bernie Ecclestone höchst persönlich dafür einsetzen soll, dass Nelson Piquet junior bei Campos eine zweite Chance erhält. Der Gedanke dahinter: Ein Gespann Senna/Piquet würde eine Menge an Publicity bringen. Das spanische Team wäre für den Austro-Spanier Andy Soucek das optimale Sprungbrett, der Formel 2-Campion testet bei den Junior Driver Days einen Tag lang bei Williams.
Manor-Cosworth
20 Timo Glock, Lucas di Grassi
21 Christian Klien, Adam Caroll, Andy Soucek
Chefdesigner Nick Wirth, früher auch bei Simtek und Benetton am Werk, hat bestätigt: Der neue Formel 1-Bolide aus dem Hause Manor respektive dessen Aerodynamik wird ausschließlich per CFD-System entwickelt. „Wir werden keinen einzigen Tag im Windkanal verbringen, nicht einmal für einen Check“, hat Wirth erklärt. Die ersten Teile werden bereits gebaut, Anfang Februar möchte der neue Rennstall auf der Teststrecke sein. Wie alle neuen Teams wird auch Manor mit Cosworth-Motoren ausrücken. Finanziell scheint Manor abgesichert zu sein: Die Bank Lloyds soll an einem Einstieg bei dem neuen britischen Team interessiert sein. Als Hauptsponsor soll Virgin fungieren – Millionär Richard Branson hat heuer das Brawn-Team unterstützt, möchte bei Manor als Titelsponsor fungieren. Möglicherweise wird das Team sogar Virgin heißen. Die Autos würden dann wohl in weiß-roter Lackierung antreten. Somit wäre die Umgewöhnung für Timo Glock relativ gering, der Deutsche steht seit dem Toyota-Rückzug ohne Cockpit da und gilt bei Manor als Topkandidat. Manor stellt aber auch eine Möglichkeit für Christian Klien dar – der Hohenemser ist im besten Alter, um endlich wieder F1-Rennen fahren zu können. Klien verhandelt mit drei F1-Teams, ließ er unlängst wissen, Manor ist eines davon.
USF1-Cosworth
22 Jonathan Summerton, Jacques Villeneuve
23 Christian Klien, Alexander Wurz, Andy Soucek
Ein amerikanisches Formel 1-Team - Ken Andrerson und der britische Reporter Peter Windsor haben ein solches Projekt ins Leben gerufen, doch das neue Team ist immer noch umstritten – auch wenn man mit YouTube-Mitgründer Chad Hurley einen potenten Investor an Bord holen konnte. Als erste Fotos von den Fertigungsanlagen aus der Fabrik in Charlotte auftauchten, vermerkten Experten, dass die gezeigten Maschinen nicht ausreichen würden, um damit ein F1-Auto bauen zu können. Erst Anfang Oktober war die Fabrik komplett eingerichtet, doch laut Anderson sei der Wagen zuvor bereits „auf einer virtuellen Ebene“ entwickelt worden und habe dort bereits „zahlreiche Veränderungen erfahren“. Anfang November wolle man den Boliden „auf seine Räder stellen“, bei den Tests im Jänner wolle man von Beginn an dabei sein.
Als Pilot wünscht man sich klarerweise einen Amerikaner, angeblich soll Jonathan Summerton gute Karten auf eines der beiden USF1-Cockpits haben – Summerton wurde heuer in der Formel Atlantic Vizemeister, fuhr zuvor bereits in der A1GP-Serie oder der F3 Euroserie. Im Sommer ließ Peter Windsor aufhorchen, indem er öffentlich erklärte, er wünsche sich Alex Wurz als einen der Stammpiloten, da er über eine große Erfahrung als Fahrzeugentwickler verfügt. Doch seither ist in diesem Zusammenhang nichts mehr kommuniziert worden. Auch Christian Klien soll auf der Wunschliste des US-Rennstalls stehen. Als einer der möglichen Piloten geistert auch der Weltmeister des Jahres 1997, Jacques Villeneuve im Medienwald umher. Sicher ist der Motor: Denn auch USF1 setzt auf Cosworth-Aggregate.
Lotus-Cosworth
24 Jarno Trulli, Christian Klien, Nelson Piquet
25 Neel Jani, Fairuz Fauzy, Jacques Villeneuve, Andy Soucek
Mit dem guten alten, vom seligen und legendären Colin Chapman gegründeten Lotus-Team hat dieser Rennstall nichts gemein – man hat lediglich die Namensrechte erworben. Lotus F1 ist vielmehr das erste malaysische Formel 1-Team, welches bei RTN im britischen Norfolk seinen Sitz hat - unweit jener Fabrik, in der die Straßenautos von Lotus Cars gebaut werden. Künftig soll eine Fabrik am Sepang International Circuit errichtet werden. Als Teamchef fungiert vorerst Tony Fernandes, der Vorstand der malaysischen Tune Gruppe, welcher auch die Fluglinie Air Asia gehört. Als Technikdirektor fungiert der frühere Toyota- und Force India-Cheftechniker Mike Gascoyne.
Als erste Modellstudien veröffentlicht wurden, welche von der Firma Fondtech entworfen wurden, gab es einen Aufschrei, denn Force India entdeckte Teile an dem Auto, welches zuvor bereits in Studien des aktuellen Force India-Boliden zum Einsatz kamen, dessen Entwicklung ebenfalls bei Fondtech begonnen wurde. Später bestätigte Lotus offiziell die Zusammenarbeit mit der Fondtech-Tochterfirma Aerolab, die von der französischen Designlegende Jean-Claude Migeot angeführt wird. Der bisherige Toyota-Pilot Jarno Trulli wird als möglicher Pilot gehandelt, angeblich soll bereits eines der Cockpits vergeben worden sein. Klien und Soucek sind bei den kolportierten Kandidaten dabei.
Sauber-Ferrari
26 Nick Heidfeld, Timo Glock
27 Christian Klien, Jarno Trulli
Das frühere BMW Sauber F1 Team wird wahrscheinlich als Sauber-Ferrari antreten, als Hauptsponsor dürfe Petronas an Bord bleiben – denn nach dem Toyota-Ausstieg wird Sauber wohl den 13. Slot erhalten. Teamgründer Peter Sauber wird seinen Rennstall wieder anführen, das Team selbst ist eingespielt, die Infrastruktur in Hinwil gehört zu den besten, eigentlich gute Voraussetzungen für 2010. Christian Klien, bislang Ersatzpilot bei BMW Sauber, hat gute Chancen auf einen Rennsitz.