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Formel 1-Testfahrten Barcelona

Wer legt die Karten auf den Tisch?

Ab Mittwoch steigt die letzte Testwoche vor dem Saisonauftakt – was kann man aus den bisher gefahrenen Rundenzeiten herauslesen?

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Stefan GP, Photo4

Zoran Stefanovic und das Windkanalmodell des Ex-Toyota.

In dieser Woche stehen die letzten Formel 1-Testfahrten auf dem Programm, ehe die Boliden noch einmal in den Fabriken auf Vordermann gebracht und nach Bahrain verschifft werden, wo am 14. März die Saison eröffnet wird.

Bis auf Campos (laut eigenen Angaben gerettet und in Bahrain mit Teamchef Colin Kolles am Start) und USF1 (sucht um Erlaubnis an, erst ab dem Europa-Auftakt in Barcelona in die WM einzusteigen), werden ab Mittwoch sämtliche Teams auf dem Circuit de Catalunya nahe Barcelona ihre letzten Testrunden drehen.

Kommt Stefan GP? Mit Villeneuve?

In Portimao möchte zudem das serbische Team Stefan GP jenen Stefan S-01 testen, der eigentlich als neuer Toyota vorgesehen war. Die Toyota Motorsport Group (TMG) hat den Wagen entwickelt und soll laut Stefan GP auch bei dessen Weiterentwicklung Support beisteuern.

Der serbische Geschäftsmann Zoran Stefanovic hofft immer noch, als Einspringer einen Slot für die WM 2010 zu erhalten. Seine im Rot der serbischen Olympiabewegung lackierten Autos sollen schon in Bahrain an den Start rollen.

Kazuki Nakajima soll als Toyota-Zugeständnis eines der Cockpits erhalten, für den zweiten Wagen ist niemand geringerer als Jacques Villeneuve im Gespräch.

Die Lage erinnert ein wenig an den Honda-Ausstieg und deren Übernahme durch Brawn – Toyota hat im Vorjahr bereits recht früh mit der Entwicklung des Autos begonnen.

Ob es tatsächlich für eine Neuauflage des „Brawn-Märchens“ reicht, bleibt abzuwarten, noch fehlt dem Team das Wichtigste: Der Eintrag in die Nennliste der F1-WM.

Und für die Tests in Portimao fehlt ein weiteres, nicht unwichtiges Element: die Reifen! Denn Bridgestone liefert nur an eingetragene F1-Teams…update: Daher musste der Test kurzfristig abgesagt werden...

Riesiges Zeitfenster

Nur noch eine Testwoche also, dann wird es ernst. Wie sehen die Kräfteverhältnisse für 2010 aus? Was kann man aus den bisher gefahrenen Testrunden herauslesen? Wie sind die Zeiten der Vorwoche zu interpretieren?

In Wahrheit ist eine seriöse Analyse so gut wie unmöglich: Zum einen herrschten bislang nahezu bei jedem Test äußerst wechselhafte Wetterkonditionen, zum anderen hat sich das Zeitfenster zwischen „leer“ und „vollgetankt“ erheblich vergrößert – schließlich darf heuer nicht mehr nachgetankt werden, das Tankvolumen wurde um rund 100 Liter vergrößert. Dazu kommen schmälere Vorderreifen, 245 statt 270 Millimeter. Die Gewichtsverteilung ist daher komplett neu, den Teams fehlen somit brauchbare Vergleichswerte aus dem Vorjahr.

RBR, Williams & McLaren mit Tagesbestzeiten

Allgemein werden Ferrari, RBR, McLaren-Mercedes und das Mercedes-Werksteam an der Spitze erwartet. McLaren war bereits zum zweiten Mal Wochenschnellster – zunächst fuhr Lewis Hamilton die schnellste Zeit der Testwoche, zuletzt hieß der Wochenbeste Jenson Button, der Weltmeister war um drei Zehntelsekunden schneller als der Rest, angeführt von Robert Kubica im neuen Renault R30, Kamui Kobayashi fuhr im seltsamen BMW Sauber-Ferrari die drittschnellste Zeit der Woche.

Renault und Sauber (wegen der TV-Gelder immer noch als BMW Sauber in BMW-ähnlichem Look unterwegs) waren bislang in jeder Testwoche stark unterwegs. Die Tagesbestzeiten gingen in der letzten Woche jedoch auf das Konto von Red Bull Racing (einmal Webber, einmal Vettel), Williams und McLaren.

Topteams zeigen Pokerface

Der RB6 von Adrian Newey scheint wie erwartet ein schnelles Auto zu sein – einige Defekte jedoch bestärkten zunächst jene Furcht, Newey könnte sich ohne Geoff Willis zu weit aus dem Fenster gelehnt haben. Mit 375 absolvierten Runden wiederum befindet sich das österreichische Team in punkto Distanz im vorderen Mittelfeld.

Unauffällig verhielt sich bislang das neue Mercedes-Werksteam, vormals Brawn. Allerdings waren Michael Schumacher und Nico Rosberg stets im guten Mittelfeld zu finden. Taktikgenie Ross Brawn hat wie viele wohl noch nicht die Karten auf den Tisch gelegt, zumal es ohnehin von großer Bedeutung ist, erstmals seit vielen Jahren wieder mit randvoll getanktem Auto eine gute Performance zu erzielen.

Dass man bei Ferrari noch den Trumpf im Ärmel hat, gab Neuzugang Fernando Alonso offen zu, der spanische Hobbyzauberer glaubt: „Red Bull, McLaren und Renault haben bereits ihre Karten aufgedeckt, während wir damit noch hinter dem Berg halten.“ Doch gleich in der ersten Testwoche stampfte die Scuderia sämtliche Tagesbestzeiten in den Asphalt. Alonso spricht zudem vom „besten Auto, das ich jemals hatte“…

Die neuen Teams - Virgin & Lotus

Interessant war das Debüt der beiden Neueinsteiger Virgin und Lotus. Letztere konnten mit dem Retro-Look im guten alten britischen Racing-Green tatsächlich den Geist der alten Tage erwecken, Colin Chapman hätte wohl Gefallen an den Farben des Lotus T127 gefunden. In punkto Design hat Mike Gascoyne jedoch auf Nummer Sicher gesetzt – der Wagen wirkt simpel, scheint aber relativ standfest zu sein.

Während Lotus gleich einmal 315 Runden abspulen konnte, schaffte Virgin lediglich 144, obschon die Manor-Crew bereits ihre zweite Testwoche abspulte. Der VR-01 scheint jedoch nicht zwingend das langsamste Auto zu sein, Timo Glock fuhr damit die zwölftschnellste Zeit der Woche. Auch der ausschließlich mittels CFD entwickelte Bolide wird von Experten als simpel eingestuft, allerdings wird Virgin wie die meisten Teams noch in dieser Woche ein erstes Upgrade einsetzen.

Resümee: Es bleibt spannend

Bislang hat noch kein Team angedeutet, dass es dem Rest des Feldes davonfahren könnte – wenngleich Ferrari sowie auch McLaren und RBR durchaus starke Tagesleistungen boten. Allgemein wird erwartet, dass die Teams, mit dem Upgrade für Bahrain zumindest einmal im Qualifying-Modus antreten respektive die Karten auf den Tisch legen werden. Doch auch dann muss das wahre Kräfteverhältnis noch lange nicht zwingend ans Tageslicht rücken…



Bestzeiten Jerez, 17. bis 20.2.


Pos Fahrer               Team/Auto                     Zeit     Runden
 1. Jenson Button        McLaren-Mercedes MP4-25       1:18.871    209
 2. Robert Kubica        Renault R30                   1:19.114    217
 3. Kamui Kobayashi      BMW Sauber-Ferrari C29        1:19.188    145
 4. Mark Webber          RBR-Renault RB6               1:19.299    202
 5. Vitantonio Liuzzi    Force India-Mercedes VJM03    1:19.650    104
 6. Nico Rosberg         Mercedes W01                  1:20.061    201
 7. Fernando Alonso      Ferrari F10                   1:20.115    269
 8. Jaime Alguersuari    Toro Rosso-Ferrari STR5       1:21.053    259
 9. Nico Hülkenberg      Williams-Cosworth FW32        1:21.432    275
10. Michael Schumacher   Mercedes W01                  1:21.437    190
11. Adrian Sutil         Force India-Mercedes VJM03    1:21.939     97
12. Timo Glock           Virgin-Cosworth VR-01         1:22.433    110
13. Sebastian Vettel     RBR-Renault RB6               1:22.593    173
14. Lewis Hamilton       McLaren-Mercedes MP4-25       1:23.017    129
15. Felipe Massa         Ferrari F10                   1:23.204    164
16. Sébastien Buemi      Toro Rosso-Ferrari STR5       1:23.322    136
17. Pedro de la Rosa     BMW Sauber-Ferrari C29        1:23.367     85
18. Jarno Trulli         Lotus-Cosworth T127           1:23.470    141
19. Lucas di Grassi      Virgin-Cosworth VR-01         1:23.504     34
20. Heikki Kovalainen    Lotus-Cosworth T127           1:23.521     98
21. Paul di Resta        Force India-Mercedes VJM03    1:25.088    109
22. Vitaly Petrov        Renault R30                   1:26.237    115
23. Rubens Barrichello   Williams-Cosworth FW32        1:27.145    207
24. Fairuz Fauzy         Lotus-Cosworth T127           1:31.848     76

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