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Formel 1: News

Ferrari verstieß bewusst gegen das Reglement

Der damalige Ferrari-Chefmechaniker Nigel Stepney gibt erstmals seine Sicht der Spionageaffäre 2007 Preis und erklärt, wieso er sich gegen sein Team stellte.

Foto: Ferrari

Es war ein Skandal der Superlative: Die Spionageaffäre, die 2007 die Formel 1 überschattet hatte, endete mit der Rekordstrafe von 100 Millionen Dollar für das McLaren-Team. Der Truppe aus Woking wurde vorgeworfen, ausführliche geheime Daten von Ferrari übernommen und sich diese zu Nutze gemacht zu haben. Die beiden Hauptprotagonisten waren der damalige McLaren-Technikchef Mike Coughlan - zuletzt bei Williams -, und Ferraris Chefmechaniker Nigel Stepney.

Nun erzählt Stepney erstmals aus seiner Sicht, was damals geschah. Im Magazin RaceCar-Engineering wirft er seinem ehemaligen Arbeitgeber vor, sich nicht an das Reglement gehalten zu haben. Er gibt zwar zu, sein Team deswegen bei McLaren verpfiffen zu haben, weist die Anschuldigungen, er habe ein umfangreiches Ferrari-Dossier an McLaren-Mann Coughlan übergeben, aber von sich.

"Ich gewinne gerne mit fairen Mitteln, aber als ich dort war, war ich mit den Ereignissen bei Ferrari nicht einverstanden", fährt Stepney schwere Geschütze gegen die "Scuderia" auf. Konkret handelte es sich um einen flexiblen Unterboden und eine Unregelmäßigkeit beim Heckflügel, die laut dem Chefmechaniker beim Formel-1-Auftaktrennen in Melbourne, das der spätere Ferrari-Champion Kimi Räikkönen gewann, illegal waren. Daraufhin habe er sich mit seinem Ex-Ferrari-Kollegen Coughlan, der inzwischen bei McLaren war, über die Angelegenheit unterhalten.

"Ich war der Ansicht, dass das nicht korrekt war", erklärt der Brite sein Verhalten. "Und obwohl es mein Fehler war, darüber zu sprechen, ist es nicht in Ordnung, Rennen zu gewinnen, bis man gestoppt wird. Also schwamm ich gegen den Strom." Als McLaren-Boss Ron Dennis die Informationen erhielt, bat er die FIA um eine Klarstellung des Reglements - der Unterboden wurde daraufhin verboten, der Flügel allerdings nicht. Im Sinne des Sports entschied sich McLaren allerdings, das Ergebnis von Australien nicht anzufechten.

Doch was war für Stepney der Grund für die aus seiner Sicht mehr als grenzwertige Herangehensweise seines Teams? "Schumacher war weg, Brawn war weg, Rory (Byrne, Anm. d. Red.) war immer noch da", meint er. "Ich fühlte mich wohl unter Ross. Wie Barnard (John Barnard, Ex-Technikchef, Anm. d. Red.) war er jemand, der die Verantwortung übernahm. Als er ging, da hätte ich in eine andere Position kommen können, wenn ich das gewollt hätte, aber ich hatte das Gefühl, dass ich selbst beginne, einige Limits zu verletzen. Damit habe ich mich nicht wohlgefühlt. Und als ich mich widersetze, kamen all die Dinge ins Rollen."

Stepney gibt zu, dass er mit Coughlan weiter in Kontakt blieb, die Verantwortung für die Spionage-Affäre will er aber nicht tragen: "Ich habe über etwas gesprochen, und alles geriet ein bisschen außer Kontrolle. Was aber die Übergabe von Daten angeht: Sie haben mir dieses Dokument gezeigt, und ich hatte 90 Prozent der Informationen noch nie gesehen."

Die FIA warnte damals alle im Motorsport, Stepney zu engagieren, er fand aber bereits Anfang 2008 einen Job in der FIA-GT-Meisterschaft beim Gigawave-Rennstall. Seitdem arbeitet er im GT-Sport. Inzwischen fühlt er sich rehabilitiert: "Sechs Monate danach hat Mosley die Warnung, mich nicht zu engagieren, zurückgenommen. Er meinte, dass sich hinter den Kulissen mehr abgespielt hatte als sichtbar war. Ich besitze sogar einen Brief mit einem Job-Angebot durch die FIA. Ich habe aber abgelehnt."

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