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„Wenn wir das Team nicht drehen, sind wir weg!“

Toto Wolff spricht über den ganz anderen Lewis Hamilton, die nicht konservative Mercedes-Marke, das F1-Geschäft und die eigene Halbwertszeit.

Lewis Hamilton als Enfant terrible der Formel 1 zu bezeichnen, wäre sicher etwas über das Ziel hinausgeschossen. Dennoch ist der Brite der Typ Pilot, der für einen Teamchef schon mal zur Herausforderung wird.

Ob er nun von Paparazzi nach einer langen Partynacht mit einem Dutzend Frauen in einer Hotellobby abgelichtet wird, mit einem Tattoo die Gazetten füllt, gerade eine Hip-Hop-CD aufnimmt oder die eigene Telemetrie per 'Twitter' in die Welt posaunt - mit Hamilton wird es nie langweilig.

Aber passt dieser Charakter zu Mercedes und dem Daimler-Konzern? Immerhin handelt es sich um eine Marke, die einst das Statusobjekt der gehobenen Mittelschicht war und mit schlichter Noblesse den Fuhrpark der Regierung füllte.

Toto Wolff erteilt diesem überholten Image eine Absage: "Wir von Mercedes wollen gar nicht konservativ sein. Die neuen Autos, die kommen, sind junge Autos, sind sportliche Autos", so der neue Motorsport-Chef im ORF. Er hat sich sein eigenes Bild von Hamilton gemacht.

"Er ist ganz anders, als man ihn sich vorstellt", berichtet Wolff und hat herausgefunden, dass der erste Eindruck täuschen kann: "Ich kenne ihn auch erst ein paar Monate und wenn man ihn dann sieht, das Tätowieren oder was auch immer - das ist er gar nicht."

Vielmehr verbirgt sich hinter der manchmal schrillen Fassade ein Charakter mit Einfühlungsvermögen: "Beim Lewis ist es so, dass er nicht nur schnell Auto fährt und sehr talentiert ist, sondern auch ein besonderes Gespür für die Mitarbeiter hat", so Wolff.

Einfühlungsvermögen & Altersvorsorge

Bereits nach wenigen Tagen am neuen Arbeitsplatz habe er die Namen aller 50 Teammitglieder gekannt, sich bemüht, auf die Leute zuzugehen. Wolff betont: "Was in den Medien transportiert wird, ist ganz und gar nicht, wie er wirklich ist."

Und so ist der neue Boss auch nicht skeptisch, wenn er an die Twitter-Affäre von 2012 denkt: "Ich glaube, da ist es mit ihm ein bisschen durchgegangen. Das darf nicht passieren. Im Eifer des Gefechtes, schätze ich mal", lässt Wolff die Vergangenheit ruhen.

Das Gerücht, McLaren habe Hamilton ziehen lassen müssen, um weiter Motoren von Mercedes beziehen zu können, verweist er in das Reich der Fabeln.

"McLaren ist ein Kunde von uns und hoffentlich ein langjähriger", erklärt der 41-Jährige und bezeichnet den Fahrermarkt als "sehr umkämpft". Sein Unternehmen habe lediglich versucht, sich das beste Personal hinter dem Lenkrad zu sichern. "Sie haben ihn einfach verloren." Wolff räumt ein, dass beim Wechsel Geld eine Rolle gespielt habe.

Der Finanzinvestor geht mit dem Thema offen um: "Es ist immer eine Kombination", kommentiert er das Verhältnis des Gehaltschecks zu sportlichen Erfolgsaussichten.

"Alle Rennfahrer wissen, dass sie einen begrenzten Zeitraum haben, in dem sie verdienen können. Das muss man natürlich optimieren und nichts anderes muss auch er machen", so Wolff weiter. Es sei eine langfristige Entscheidung gewesen, die auch mit der Herausforderung bei Mercedes und dem V6-Turbomotor in Verbindung stünde.

Vertrauensvorschuss

Gerüchte und Verschwörungstheorien sind für den Österreicher etwas, das in der Regel wenig Substanz besitzt. "Die Formel 1 ist ein Sport, oder Geschäft, oder Entertainment wie jedes andere. Wir stehen natürlich sehr unter dem Medienfokus und es wird alles aufgebauscht."

Die Realität sieht damit oftmals unspektakulärer aus, als sie teilweise kolportiert wird. Die John Waynes der Szene gibt es nicht mehr: "Das ist nicht so wie im Western, wie man es sich vorstellt. Es ist ein ganz normales Geschäft."

Dennoch reitet am Ende des Tages nicht jeder in den Sonnenuntergang. Es ist Teil des Business, dass die Erfolgreichen überleben. Wolff kennt den Druck, unter dem er steht: "Fehler kann ich mir nicht erlauben. Wir sind geholt worden, um das Team zu drehen, und wenn wir es nicht drehen, dann sind wir weg", wählt er offene Worte, sieht jedoch einen Vorschuss auf der Habenseite: "Aber ich glaube, dass der Vorstand grundsätzlich weiß, wie viel Zeit man dafür braucht. Diese Zeit wird uns gegeben, das Vertrauen wird uns geschenkt."

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