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Formel 1-Testfahrten Barcelona Testwoche 3

Was uns die Testfahrten sagen…

In Montmelo wurde die letzte Testwoche der Vorsaison 2013 abgehalten, motorline.cc versucht einmal mehr, aus den Rundenzeiten etwas herauszulesen…

Michael Noir Trawniczek

Die Testfahrten zu interpretieren, ist wie jedes Jahr nur bedingt seriös möglich – zu unterschiedlich sind die gefahrenen Programme, die Reifenmischungen, die Tankmengen. Am Ende können zwar Tendenzen ausgemacht werden, doch ein wirklich klares Bild über die Kräfteverhältnisse wird man wohl erst nach einigen Rennwochenenden erhalten…

Das Wetter spielte nämlich auch in der letzten der drei Testwochen eine entscheidende Rolle – nach zwei Regentagen folgten zwei Tage Trockenheit, allerdings lagen die Temperaturen ganz allgemein unter den in Spanien üblichen Werten.

Somit war es diesmal noch schwieriger, die Reifen, die noch dazu wie im Vorjahr neu komponiert wurden, auf die nötige Temperatur zu bekommen beziehungsweise das Temperaturfenster überlängere Zeiträume aufrecht zu erhalten.

Die „Supersoft“-Mischung wurde beispielsweise äußerst selten eingesetzt, weil sie auf dem Circuit de Catalunya, bei den niedrigen Temperaturen schon bald zu grainen begannen. Immerhin gelang einem der Piloten ein Longrun von 14 Runden mit den „Supersoft“-Reifen. Sämtliche Tagesbestzeiten wurden auf Reifen der Mischung „Soft“ erzielt.

Mercedes als Favorit?

Mit zwei deutlichen Tagesbestzeiten bietet sich Mercedes als Favorit an – doch die „Silberpfeile“ waren auch im Vorjahr über eine schnelle Runde vorn dabei, standen in Melbourne weit vorne in der Startaufstellung, um dann im Rennen durchgereicht zu werden.

Was Optimisten feststellen: Lewis Hamilton und Nico Rosberg konnten diesmal auch bei den Longruns überzeugende Rundenzeiten markieren. Dennoch bleibt die Frage, was geschehen wird, wenn die Temperaturen hoch sind. Sogar Ross Brawn sagt: „Wir wissen es nicht, und können nur hoffen, dass wir das Problem im Griff haben.“ Auto, Motor und Sport zitiert den Vorstandsvorsitzenden Niki Lauda mit folgenden Worten: „Ich dreh durch, wenn wir wieder mit den Reifen Probleme kriegen. Der Grundspeed ist gut, aber die Punkte werden im Rennen gemacht. Für mich ist das Schlüsselrennen Malaysia. Da wird es sicher heiß. Und da müssen wir uns beweisen.“

Laut Zeitentabelle war Fernando Alonso im Ferrari der einzige Konkurrent, der mit einem Rückstand von 0,364 Sekunden halbwegs an die Mercedes-Bestzeit herankam. Die Sektorenzeiten jedoch verraten, dass Alonso im ersten und im letzten Sektor schneller als Mercedes fuhr, zudem war er mit 316,7 km/h gemeinsam mit dem Sauber das schnellste Auto auf der langen Geraden. Der Ferrari F138 dürfte also gelungen sein, das belegt auch eine Fünferserie, die Alonso am letzten Testtag fuhr, wo er fünf Runden lang jeweils unter 1:21 Minuten blieb.

Der nächstbeste Wagen war in der dritten Testwoche der McLaren – doch Jenson Button fehlen gleich einmal 1,3 Sekunden auf Mercedes. Angeblich soll McLaren darunter leiden, dass man beim MP4-28 die Vorderradaufhängung auf ein Pullrod-System umgestellt hat. Die Ingenieure sollen sich dabei schwer tun, Setup-Änderungen zu verstehen. Das eigene Auto nicht zu verstehen, ist eine große Bürde in der Formel 1.

Verdächtig sollen jene 30 Minuten-Pausen sein, welche Button und Neuzugang Sergio Perez bis zum Schluss immer wieder einlegen mussten. Diese Pausen können wohl nur dazu genützt worden sein, um den Mechanikern Zeit für Umbauarbeiten zu geben. Vom reinen Speed her, auf einer schnellen Runde, dürfte McLaren aber dennoch zumindest in der Nähe des Spitzenfelds liegen.

Rätselraten um Red Bull Racing

Rund um Red Bull Racing gibt es die meisten und die unterschiedlichsten Theorien im Fahrerlager. Dass es mit dem RB9 nicht ganz rund läuft, scheint Tatsache zu sein, schließlich gibt auch Dr. Marko offen zu, dass man „Probleme mit der Balance“ habe, das Auto lasse sich „nicht richtig abstimmen“.

Angeblich soll sich RBR wie auch die anderen Renault-Teams Williams, Lotus und Caterham bei der Gestaltung der Heckpartie auf ein spezielles Motor-Mapping verlassen haben, welches die Auspuffgase beim Anbremsen auf den Diffusor bläst – dieses Mapping wurde aber in einer Klarstellung der FIA verboten. Jetzt soll jene Flaschenhalsform, welche die Autos der Konkurrenzteams aufweisen, für mehr Stabilität beim Bremsen sorgen, während die Renault-Teams darunter leiden würden, heißt es. Unterdessen hat Marko relativiert, die Probleme aufgrund des Mapping-Verbots seien „aufgebauscht“ worden…

Es gibt aber auch eine ganz andere Theorie – denn viele trauen dem Spuk nicht, für einige Experten bleibt Red Bull Racing der klare Topfavorit. Die Experten der britischen Autosport etwa berufen sich darauf, dass Red Bull Racing schon immer mit viel Sprit im Tank gefahren ist, so könnte es sein, dass RBR den gesamten Test über 70 Kilogramm Sprit an Bord hatte.

Die Briten rechnen vor: „Wenn wir die beste in den zwei Barcelona-Testwochen gefahrene Zeit von Red Bull Racing heranziehen, also die 1:22.197 Minuten von Sebastian Vettel, welche er in der ersten der beiden Barcelona-Testwochen erzielt hat – und wenn man nun für die Verbesserung der Strecken-Konditionen, welche an den letzten beiden Testtagen der zweiten Barcelona-Testwoche festzustellen waren, 0,7 Sekunden abzieht sowie weitere 2,45 Sekunden spritbereinigt abzieht, um auf eine Zeit mit ‚leerem‘ Tank zu kommen, dann erhält man eine Rundenzzeit von 1:19.047 Minuten.“

Weiter heißt es: „Nico Rosberg fuhr im Mercedes am letzten Testtag eine Bestzeit von 1:20.130 Minuten. Man kann durchaus aufgrund von früheren historischen Spritladungen davon ausgehen, dass Rosberg mit 30 Kilogramm Sprit unterwegs war – das ergibt eine theoretische, spritbereinigte Zeit von 1:19.080 Minuten. Wenn es nur 20 Kilogramm waren, beträgt die spritbereinigte Zeit 1:19.430 Minuten.“

So errechnen die Briten, dass Lotus, Ferrari und McLaren allesamt spritbereinigt auf Zeiten zwischen 1:19.3 und 1:19.4 Minuten gelangen und dass sie somit allesamt „ein paar zehntel hinter dem regierenden Weltmeister“ (Red Bull Racing) liegen würden. Als Nachsatz heißt es noch: „Es sei denn, RBR fuhr noch schwerer, als sogar unser konservativster Experte angenommen hat…“

Nicht nur die britischen Experten glauben weiterhin an Red Bull Racing als Topfavorit, auch ein Felipe Massa erklärte, seiner Meinung nach sei der RB9 das beste Auto. Massa begründet das auch: „Es ist zu sehen, dass er ein stabiles Heck hat - und das nicht nur, wenn man dahinter fährt.“

Allein bei Red Bull Racing klaffen also die Aussagen völlig auseinander: Für die einen hat sich Adrian Newey gerade beim Heck in eine Sackgasse treiben lassen, die anderen bewundern dessen stabiles Heck…

Sauber im Aufwind

Bei Lotus lief es in der letzten Testwoche wenig zufriedenstellend – angeblich soll schon der dritte Schaden im Umfeld des Getriebes entstanden sein – so kommt Lotus auch auf die wenigsten Testkilometer.

Bei Sauber scheint das Konzept der schmalen Seitenkästen aufzugehen – der Schweizer Bolide war auf der langen Geraden neben Ferrari das schnellste Auto, zudem wird das auch von den schnellen Zeiten im ersten Sektor bestätigt. Dazu kommt Nico Hülkenberg, der für das Sauber-Team ein wahrer Segen ist.

Hülkenberg trug im Vorjahr viel dazu bei, dass Force India immer wieder gute Ergebnisse einfahren konnte – jetzt ist Adrian Sutil zu Force India zurückgekehrt, der Deutsche war auf Anhieb schnell, der Wagen ist konservativ, aber verlässlich.

Williams hat in der letzten Testwoche mit einem radikalen Update aufhorchen lassen, neue Sidepods und ein Auspuffsystem a la Red Bull Racing. In der Folge jedoch klagten die Piloten in langsamen Kurven über mangelnden Grip. Zuvor lag Williams auf gleicher Höhe mit Sauber und Force India. Laut Auto, Motor und Sport gab es bei Williams zweimal ein Problem mit den KERS-Batterien, diese sind am neuen Auto kleiner dimensioniert, was ein Auslöser für die Probleme gewesen sein könnte.

Toro Rosso lieferte eine unauffällige Vorstellung, die Rundenzeiten stimmen wenig optimistisch, denn es ist zu befürchten, dass man immer noch etwas hinter dem Mittelfeld zurückliegt. Immerhin konnte man fast so viele Kilometer wie Red Bull Racing abspulen, die Standfestigkeit dürfte also in Ordnung sein.

Am Ende des Feldes tobt ein knapper Kampf um die rote Laterne – die beiden früheren „neuen“ Teams Marussia und Caterham haben seit ihrem Einstieg 2010 lediglich eines erreicht: einen neuen Namen. Marussia hieß Virgin, Caterham hieß Lotus. Ansonsten jedoch sind deren Rückstände immer noch beschämend, sodass man diese beiden Teams eigentlich immer noch als „Formel1b“ bezeichnen müsste.

Tag 1

Pos  Fahrer                 Team            Zeit  Rückstand Runden
 1.  Mark Webber            RBR             1:22.693            90
 2.  Lewis Hamilton         Mercedes        1:24.348  + 1.655  113
 3.  Jean-Eric Vergne       Toro Rosso      1:25.017  + 2.324   59
 4.  Valtteri Bottas        Williams        1:26.458  + 3.765   85
 5.  Sergio Perez           McLaren         1:26.538  + 3.845  100
 6.  Esteban Gutierrez      Sauber          1:26.574  + 3.881   92
 7.  Paul di Resta          Force India     1:27.107  + 4.414   57
 8.  Felipe Massa           Ferrari         1:27.541  + 4.848  112
 9.  Max Chilton            Marussia        1:28.166  + 5.473   78
10.  Charles Pic            Caterham        1:28.644  + 5.951   83
11.  Romain Grosjean        Lotus           1:34.928  + 12.235  52

Tag 2

Pos  Fahrer                 Team           Zeit  Rückstand Runden
 1.  Romain Grosjean        Lotus          1:22.716            88
 2.  Jenson Button          McLaren        1:23.181  + 0.465   72
 3.  Pastor Maldonado       Williams       1:23.628  + 0.912   75
 4.  Sebastian Vettel       RBR            1:23.743  + 1.027   65
 5.  Nico Hülkenberg        Sauber         1:23.744  + 1.028   79
 6.  Adrian Sutil           Force India    1:24.215  + 1.499   62
 7.  Daniel Ricciardo       Toro Rosso     1:25.483  + 2.767   61
 8.  Max Chilton            Marussia       1:25.598  + 2.882   75
 9.  Giedo van der Garde    Caterham       1:26.316  + 3.600   48
10.  Nico Rosberg           Mercedes       1:26.655  + 3.939  120
11.  Fernando Alonso        Ferrari        1:27.878  + 5.162  102

Tag 3

Pos  Fahrer                 Team          Zeit Rückstand Runden
 1.  Lewis Hamilton         Mercedes      1:20.558          117    
 2.  Felipe Massa           Ferrari       1:21.266  + 0.708  94      
 3.  Adrian Sutil           Force India   1:21.627  + 1.069 109     
 4.  Pastor Maldonado       Williams      1:22.305  + 1.747  34      
 5.  Valtteri Bottas        Williams      1:22.468  + 1.910  31      
 6.  Esteban Gutierrez      Sauber        1:22.553  + 1.995  99      
 7.  Mark Webber            RBR           1:22.658  + 2.100  59     
 8.  Sergio Perez           McLaren       1:22.694  + 2.136 101      
 9.  Jean-Eric Vergne       Toro Rosso    1:23.223  + 2.665 114     
10.  Romain Grosjean        Lotus         1:23.380  + 2.822  46      
11.  Davide Valsecchi       Lotus         1:23.448  + 2.890  16      
12.  Jules Bianchi          Marussia      1:24.028  + 3.470  74      
13.  Giedo van der Garde    Caterham      1:24.235  + 3.67  126 

Tag 4

Pos  Fahrer                 Team         Zeit Rückstand Runden
 1.  Nico Rosberg           Mercedes     1:20.130          131
 2.  Fernando Alonso        Ferrari      1:20.494  + 0.364 120
 3.  Jenson Button          McLaren      1:21.444  + 1.314 122
 4.  Nico Hülkenberg        Sauber       1:21.541  + 1.411 118
 5.  Kimi Räikkönen         Lotus        1:21.658  + 1.528  50
 6.  Paul di Resta          Force India  1:21.664  + 1.534 112
 7.  Pastor Maldonado       Williams     1:22.415  + 2.285  42
 8.  Sebastian Vettel       RBR          1:22.514  + 2.384 100
 9.  Valtteri Bottas        Williams     1:22.524  + 2.394  31
10.  Charles Pic            Caterham     1:23.115  + 2.985 116
11.  Jules Bianchi          Marussia     1:23.167  + 3.037  62
12.  Daniel Ricciardo       Toro Rosso   1:23.628  + 3.498  91
13.  Max Chilton            Marussia     1:24.103  + 3.973  49

Gesamte Testwoche/Beste Zeiten

Pos  Fahrer                 Team         Zeit Rückstand Runden
 1.  Nico Rosberg           Mercedes     1:20.130          251
 2.  Fernando Alonso        Ferrari      1:20.494  + 0.364 222
 3.  Lewis Hamilton         Mercedes     1:20.558  + 0.428 230 
 4.  Felipe Massa           Ferrari      1:21.266  + 1.136 206
 5.  Jenson Button          McLaren      1:21.444  + 1.314 194
 6.  Nico Hülkenberg        Sauber       1:21.541  + 1.411 197
 7.  Adrian Sutil           Force India  1:21.627  + 1.497 171
 8.  Kimi Räikkönen         Lotus        1:21.658  + 1.528  50
 9.  Paul di Resta          Force India  1:21.664  + 1.534 169
10.  Pastor Maldonado       Williams     1:22.305  + 2.175 151 
11.  Valtteri Bottas        Williams     1:22.468  + 2.338 147
12.  Sebastian Vettel       RBR          1:22.514  + 2.384 165
13.  Esteban Gutierrez      Sauber       1:22.553  + 2.423 191
14.  Mark Webber            RBR          1:22.658  + 2.528 149
15.  Sergio Perez           McLaren      1:22.694  + 2.564 201
16.  Romain Grosjean        Lotus        1:22.716  + 2.586 186 
17.  Charles Pic            Caterham     1:23.115  + 2.985 199
18.  Jules Bianchi          Marussia     1:23.167  + 3.037 136
19.  Jean-Eric Vergne       Toro Rosso   1:23.223  + 3.093 173
20.  Davide Valsecchi       Lotus        1:23.448  + 3.318  16
21.  Daniel Ricciardo       Toro Rosso   1:23.628  + 3.498 152
22.  Max Chilton            Marussia     1:24.103  + 3.973 202
23.  Giedo van der Garde    Caterham     1:24.235  + 4.105 174

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