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Formel 1: Jerez-Test

Die neuen Nasen

Die neuen Nasen stoßen auf breite Kritik. Nicht nur wegen ihrer Optik – sind sie gar gefährlicher als ihre Vorgänger? Positiv ist: Die Autos haben wieder „Gesichter“.

Michael Noir Trawniczek

Man könnte sagen: Schon immer waren „hässliche“ Autos schnell, wodurch sie über die Jahre gesehen wiederum eine gewisse „Ästhetik des Erfolgs“ entwickelt haben. Was jedoch heuer geschah, war vom Reglement klar vorgegeben, denn spätestens im Herbst wussten in der Medienbranche tätige ehemalige Formel 1-Techniker, wo die Reise hinführt. Das Obskure daran ist: Nach den ersten Testrunden überlegte man bei der FIA, gegen manche der Lösungen vorzugehen. Denn bis auf Caterham entspreche in Wahrheit keines der Teams dem Geist des Reglements.

Der Hintergrund: Viele der „Penis-Nasen“ sind zu weich – beim Crashtest lösen sie sich auf und erst auf jener Höhe, auf welcher die Nase bereits wieder eine Höhe erreicht, wie sie im Vorjahr üblich war, beginnt sie also zu wirken. Womit sich de facto nichts verändert hat, denn mit der neuen Nasen-Regelung sollte verhindert werden, dass die hohen Nasen seitlich in einem anderen Cockpit einschlagen und dort Verletzungen bei den Piloten hervorrufen. Völlig unverständlich ist dabei das Vorgehen der FIA. Wenn die zahlreichen Ex-Techniker, die in den verschiedenen internationalen Medien als Berater tätig sind, schon im Herbst wissen, in welche Richtung die F1-Teams das Regelwerk auslegen, dann muss es doch auch dem Regelmacher möglich sein, sich zu überlegen, wie ein Techniker vorgehen wird, dessen Ziel nur darin besteht, möglichst viel Luft unter das Auto zu bekommen und dabei eben in Kauf nimmt, nur dem Geist des Reglements zu entsprechen.

Und wieder wird ein FIA-typischer Zickzackkurs gefahren: Zuerst rümpft man die Nase, im wahrsten Sinne des Wortes, und beschwert sich über die bösen Techniker, als wäre man eben erst auf dem Planeten Erde gelandet. Zwei Tage später gibt es eine Art „Generalamnestie“ und sämtliche Nasen werden für legal befunden, doch nach angeblicher Urgenz von Red Bull Racing und Mercedes müssen nun plötzlich doch wieder alle Teams ihre Daten aus den Crashtests 2013 und 2014 an die FIA aushändigen. Angeblich, um herauszufinden, ob die 2013er-Nasen sicherer waren als es die aktuellen sind. Da fragt man sich unweigerlich: Ist der Reglementschreiber nicht in der Lage, schon im Vorhinein einen Testträger anfertigen zu lassen oder zumindest dahingehende Simulationen vorzunehmen? Darf man von ihm nicht erwarten, dass er von Beginn an daran denkt, welche Grauzonen sich anbieten? Oder werden am Place de la Concorde tatsächlich Regelwerke ins Blaue hineingeschrieben?

Mindestens die Hälfte der Formel 1-Fans empfindet die aktuellen Boliden als hässlich oder gar lächerlich. Sollte sich jetzt herausstellen, dass die vorderen Crashstrukturen auch noch weniger Sicherheit als im Vorjahr bieten, wäre das eigentlich ein Kündigungsgrund für jene Truppe, die für das Reglement verantwortlich zeichnet.

Und wo ist jetzt das Licht in dieser Angelegenheit? Es gibt tatsächlich einen positiven Aspekt: Erstmals seit langer Zeit haben die Autos wieder „Gesichter“. Über Jahre hinweg wurde geklagt: Wenn man die Autos in neutralem Weiß präsentieren würde, wäre man nicht mehr in der Lage, sie zu unterscheiden. Das kann man bei der Generation 2014 ganz sicher nicht behaupten. Auch wenn die Ästhetik bei manchen Modellen wirklich mehr als nur gewöhnungsbedürftig ist, muss man doch feststellen: Endlich sieht man der Formel 1 auch optisch wieder eindeutig an, dass sie eine Weltmeisterschaft der Konstrukteure ist!

Lesen Sie Teil 3 der motorline.cc-Analyse:
Die neuen Motoren

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