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Formel 1: News

Neues Jahr, gleiche Lackierungen

Früher wurden die Outfits der F1-Teams nahezu jährlich gewechselt – für 2015 dürfte sich auf dem Gebiet erneut wenig ändern. Kommentar von Edd Straw.

von Edd Straw

Die Spannung steigt, denn die ersten Fahrzeugpräsentationen sind nur etwas mehr als eine Woche entfernt. Doch wir wissen bereits, wie die Mehrheit der Autos - wenn nicht sogar alle - aussehen werden. Wir sprechen dabei nicht über den technischen Bereich sondern über die Lackierungen.

Es kann sein, dass sich bei McLaren ein wenig am Silber ändert oder dass man eher auf ein von Honda beeinflusstes Design setzt, doch abgesehen davon werden die meisten Autofarben unverändert bleiben. Dafür gibt es vernünftige markentechnische Gründe. Doch wie bei den meisten guten markentechnischen Gründen führt das zu einer gewissen Langeweile.

Nehmen wir beispielsweise Red Bull: Von der Lackierung her sahen die Autos seit 2005 alle ziemlich gleich aus. Okay, das Auto wurde ein bisschen lila, als Infiniti vor ein paar Jahren stärker vertreten war, aber das kann man wohl kaum als Revolution bezeichnen. Red Bull besitzt eine starke, klare Marke, und seine Rennautos spiegeln das wider. Doch faktisch wird das elfte Formel-1-Auto so aussehen wie alle anderen. Und selbst wenn sich Dinge ändern, sind es meist kleine Details, die übliche Nuance hier und da.

2014 war Williams die Ausnahme

Zur Saison 2014 gab es nur einen sehr offensichtlichen Wechsel. Williams ist vom Dunkelblau, das seit dem Ende der BMW-Partnerschaft als Farbe herrschte, zu einer weißen Martini-Lackierung gegangen. Die Rückkehr einer Kultrennmarke gepaart mit dem Fakt, dass die visuelle Identität von Williams viel interessanter geworden ist, hat dem Team große Aufmerksamkeit beschert.

Abgesehen davon, dass Force India seine Lackierung geändert hat, die soweit ganz schön war, war es das mit dem Rest des Formel-1-Feldes. Ja, einige Details haben sich verändert und einige Sponsorenaufkleber waren anders, aber die Identität des Teams in den Köpfen der Fans blieb unverändert. Unter gewissen Umständen ist das eine gute Sache, aber nicht wenn deine Identität sehr blass ist.

Der Sauber ist ein weiteres Auto, das sich in den vergangenen Jahren ein wenig verändert hat, doch die Hauptgespräche drehen sich darum, ob das Auto Schwarz, sehr dunkles Blau oder dunkles Grau trägt. Das Problem weitet sich über die Formel 1 in alle Motorsportbereiche aus. Wie häufig wird eine aufsehenerregende Lackierung veröffentlicht, die dir den Atem raubt? Normalerweise ist es die Rückkehr einer kultigen Lackierung wie Martini (Gulf ist eine weitere, die immer gut aussieht), die bewegt. Davon abgesehen scheinen es immer die gleichen alten Streifen und die gleichen unauffälligen Farben zu sein.

Bitte mehr Kunst

Vor einer Dekade war ich bei einem bekannten Tourenwagen-Team zu Gast, das Aufkleber an eines seiner Autos anbrachte. Die daran arbeitende Personen bemängelte, dass die Lackierungen in den vergangenen Jahren weniger interessant geworden seien. Und das war bei einem Team, das eigentlich ein schmuckes Design an seinem Auto hatte.

Natürlich gibt es Ausnahmen. Immer wieder tauchen hier und da sogenannte Art-Cars auf. Doch das sind meist kurzfristige Designs, die sich einem nicht in das Gedächtnis einbrennen. Für diesen Trend gibt es gute Gründe: Rennteams sind heutzutage Multimillionen-Euro-Geschäfte, die Investoren, Partner, Sponsoren, Markenbotschaften und ihre eigene Identität zu bedienen haben.

Ein künstlerisches Individuum kann nicht einfach mehr mit einem Design aufkreuzen, das gut aussehen soll, ein paar Sponsorenaufkleber draufklatschen und dann fertig sein. Das Genehmigungssystem, durch das eine Lackierung gehen muss, führt unweigerlich dazu, dass jede Spur an Originalität und Individualität abgeschnürt wird.

Doch damit etwas Kunst ist, muss es einen Eindruck machen. Und wenn es einen Eindruck macht, wird es für die einen positiv und für die anderen negativ sein. Doch in einer Zeit, in der Formel-1-Teams um Sponsoren kämpfen, wo hinter Sponsorennamen meist gähnende Leere ist, und wo viel weniger Geld als früher fließt, muss es doch ein Fenster für ein wenig Vorstellungskraft geben.

Kein Herz

Und während es in der Formel 1 keine anstößigen Lackierungen gibt, treffen auch nur wenige ins Herz. Vielleicht sollte ein Sport, der Schwierigkeiten hat, die nötigen Zuschauerzahlen zu halten, die die großen Ausgaben rechtfertigen, noch einmal darüber nachdenken. Stellt euch vor, wie viel Publicity ein Auto bekommen würde, das mit einer wirklich beeindruckenden Lackierung vorgestellt wird. Die weltweite Aufmerksamkeit wäre enorm.

Und stellt euch vor, dass das aufsehenerregende Äußere genutzt werden könnte, um eine Fangemeinde drumherum aufzubauen. Jordan hat das mit seinen gelben Autos in den 90er-Jahren ziemlich gut angestellt, und einige clevere Kniffe haben die Lackierung in den Köpfen eingebrannt.

Doch dafür gibt es Hürden. Die Formel 1 besteht darauf, dass die Teams mit beiden Autos die gleiche Lackierung fahren. Das hat BAR davon abgehalten, ein Auto in Lucky-Strike- und das andere in 555-Lackierung fahren zu lassen, wie man beim Einstieg 1999 ursprünglich geplant hatte. Vielleicht würde so etwas ein wenig mehr Raum für Originalität bieten. Und was wäre, wenn ein Team ohne Geldgeber, der zu viel Kontrolle über die Lackierung verlangt, darin investiert, verschiedene Designs innerhalb der Saison zu fahren?

Wäre es mit einem kooperativen Sponsorenportfolio möglich, sein Aussehen aller paar Rennen zu verändern und jedes Mal mehr Interesse, ein größeres Fan-Engagement und weltweite Aufmerksamkeit zu generieren? Vielleicht ist das nicht möglich, aber zumindest sollten die Formel-1-Teams den Spielraum haben, das zu verfolgen. Teams in der NASCAR können bereits verschiedene Lackierungen fahren, bei denen jeder einzelne Teilnehmer seine eigene Identität besitzt. Diese kann ebenfalls von Rennen zu Rennen variieren.

Wenn Sponsoren härter zu finden sind, dann ist es vielleicht nicht nur für Formel-1-Teams an der Zeit, sich ernsthafte Gedanken über Wege zu machen, ihre Farbschemen mit mehr künstlerischem Wert zu tränken. Sie sagen, eigentlich ist das Auto der Star. Also warum schickt man seine führenden Stars gekleidet in Sack und Asche heraus?

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