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Helmut Zwickl im motorline-Talk

Helmut Zwickl spricht über die totregulierte Formel 1, seine Ansicht zum Elektroantrieb im Motorsport und über Oldtimer-Kult in 50 Jahren…

Michael Noir Trawniczek
Foto: Ennstal-Classic

Letzte Woche wurde Helmut Zwickl im Wiener Hauptquartier der Firma Bosch mit dem Bela Barenyi-Preis ausgezeichnet. motorline.cc nützte die Gelegenheit, um den Kultreporter zur aktuellen Lage in der Formel 1 aber auch Zukunftsthemen wie den Elektroantrieb oder dem Oldtimer-Kult in 50 Jahren zu befragen.

Helmut, gratuliere zu dieser Auszeichnung. Beim Grand Prix von Malaysia gab es ziemlich viel Aufregung rund um verhängte und nicht verhängte Strafen. Was sagst du dazu?

Das Ganze ist insofern ein Witz, weil es im Reglement der Formel 1 mittlerweile mehr Verbote gibt als in der Straßenverkehrsordnung. Irgendwann wird man den Blinker betätigen müssen, wenn man vorbeifahren möchte – das ist ein Witz! Das hätte man sich alles ersparen können – da sind zu viele Verbote und die kann man nicht fair behandeln.

Man hat auch die rüde Art von Sebastian Vettel verurteilt – ich könnte mir vorstellen, dass du, offrecord, wahrscheinlich schon viel Schlimmeres gehört hast von Piloten wie Jochen Rindt oder Niki Lauda?

Ja, der Vettel war halt frustriert und hat seinen Zorn über den Boxenfunk losgelassen – dann sollen sie halt den Boxenfunk verbieten, dann hört man die Fahrer nicht mehr fluchen. Geflucht wurde schon immer. Das sind solche Kindereien, die zurzeit passieren – und genau das ruiniert die Formel 1, darum wenden sich immer mehr Menschen von der Formel 1 ab.

Wir sind hier im Headquarter der Firma Bosch – Bela Barenyi, der Namensträger deiner Auszeichnung, war mit über 2500 Patenten einer der kreativsten Erfinder und eine wahre Bereicherung für das Automobilwesen. Unlängst feierte Manfred Stohl beim Race Of Austrian Champions mit einem von seiner Firma STARD entwickelten rein elektrischen Rallye- bzw. Rallycross-Fahrzeug. Was sagt Helmut Zwickl zum Elektroantrieb im Motorsport?

Dass der Elektromotor ein Klasse-Drehmoment hat, sieht man ja bei der U-Bahn – wenn du bedenkst, wie die loslegt. Ich bewundere den Manfred Stohl dafür, dass er sich auf diese Schiene wagt. Da wird er noch viel Geld versenken und Überzeugungsarbeit leisten müssen, um hier irgendwie einen Durchbruch zu schaffen. Man sieht das ja bei der Formel E, wenn die fahren, völlig geräuschlos. Die Batterien sind noch schwach – gut, das wird sich ändern, dass man nicht mehr das Auto wechseln muss in einem Rennen. Das ist eigentlich nicht der Motorsport, von dem wir träumen. Aber vielleicht ist es ja die Zukunft?

Jetzt könnte man mit der Formel E wie einst Jochen Rindt und du auf der Wiener Ringstraße fahren – die Formel E oder auch ein mögliches E-Rallycross können in Großstädten fahren. Wäre das nicht eine Möglichkeit, junge Kids für den Motorsport zu begeistern?

Naja. Die Formel E ist teuer – was sollen die Kids, wenn sie dann in ein richtiges Auto kommen, in der Formel E lernen?

Ich habe die jungen Zuschauer gemeint.

Die Zuschauer wollen Lärm – ihnen ist die heutige Formel 1 zu leise. Die wollen noch mehr Lärm – was sie ganz sicher nicht wollen ist, dass die Autos wie Rasierapparate dahinsäuseln.

Letzte Frage: Du bist ja Veranstalter der Ennstal-Classic – bei welchen der heutigen Autos kannst du dir vorstellen, dass in 50 Jahren ein ähnlicher Kult wie um heutige Oldtimer gemacht wird?

Ich glaube, dass kein einziges Auto dabei ist, das einen Kultstatus erreichen wird. So wie früher die Lotus, die Brabham, die Tyrrell und die alten Ferrari…

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