
Als der Motorsport dem Fußball Konkurrenz machte | 22.02.2022
Als der Motorsport dem Fußball Konkurrenz machte
„König Fußball regiert die Welt“ – so heißt es in dem Gassenhauer zur WM 1974. Und tatsächlich gilt das insbesondere für die Sportberichterstattung in Deutschland. Doch es gab eine Zeit, da war das anders ...
Keine Sportart ist in den Medien so präsent wie der Fußball. Ganz gleich, ob Champions League oder Kreisliga – der Fußball hat seinen Platz auf den Sportseiten der Republik sicher. Es gab allerdings eine Zeit, da schickte sich die Formel 1 an, in die Popularitätswerte des Fußballs vorzustoßen. Die 1990er und 2000er Jahre können zweifelsfrei als die goldene Ära der Formel 1 in Deutschland bezeichnet werden. Dieser Hype hängt natürlich eng mit der Karriere von Michael Schumacher zusammen. Aber auch anderen deutsche Fahrer in der Königsklasse des Motorsports steigerten hierzulande das Interesse. Wir werfen einen Blick zurück auf die Hochzeit der Formel 1 in Deutschland.
Der erste deutsche WM-Titel
In der Saison 1991 bestritt Michael Schumacher sein erstes Formel-1-Rennen. Schon früh war zu erkennen, dass der Kerpener über ein besonderes Racing-Talent verfügte. In seiner zweiten Saison gewann er dann seinen ersten Grand-Prix und 1994, in seinem erst vierten Jahr, gelang ihm dann schon der ganz große Wurf. Im Alter von 26 Jahren gewann er als erster Deutscher überhaupt den Weltmeistertitel in der Formel 1. Klar, dass die Euphorie hierzulande riesig war. Als er diesen Coup in der Folgesaison noch einmal wiederholte, kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr. Unter anderem wurde er 1995 als erster Formel 1 Fahrer überhaupt als Sportler des Jahres ausgezeichnet.
Fußball in der Krise, Formel 1 im Hoch
Klar, dass die Doppelweltmeisterschaft 1994 und 1995 das Interesse der Menschen an der Formel 1 steigerten. Gleichzeitig fielen die ersten Erfolge Schumachers in eine passende Zeit. Das mag auch damit zusammenhängen, dass der deutsche Fußball im internationalen Vergleich Mitte der 1990er nicht wirklich konkurrenzfähig war. Während der FC Bayern aktuell mit Quoten von 5,00 bei Buchmachern für Sportwetten zu den Topfavoriten auf den Champions League Titel zählt und absoluter Dauerteilnehmer in der KO-Runde ist, konnte sich der Rekordmeister Anfang der 1990er nicht einmal für den Wettbewerb qualifizieren. Und während auch die Nationalmannschaft im Sommer 1994 bei der WM in den USA enttäuschte, stieg Michael Schumacher in der Formel 1 zum Superstar auf. Und dass Motorsport im Autoland Deutschland auf fruchtbaren Boden fällt, überrascht nicht wirklich.
Schumi und Ferrari – Das lange Warten auf den Titel
Als es dann zur Saison 1996 zur Vereinigung zwischen Michael Schumacher und Ferrari kam, kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr. Schumacher war der aufstrebende Star in der Formel 1, der den kriselnden Traditionsrennstall wieder zu alter Stärke führen sollte. Seit dem Erfolg Jody Sheckters im Jahr 1979 warteten die Tifosi sehnsüchtig auf einen Titel in der Fahrer-WM. Doch auch Schumi gelang es nicht auf Anhieb, Ferrari zurück an die Spitze zu bringen. Seine erste Saison beendete der Kerpener mit drei Saisonsiegen. Besser lief es im zweiten Jahr, als sich Schumacher einen spannenden Kampf um die Meisterschat mit Jacques Villeneuve lieferte, welchen der Kanadier letztlich für sich entscheiden konnte. Auch in den kommenden beiden Jahren zog der Schumi gegen Mika Häkkinen im Silberpfeil jeweils den Kürzeren.
Der Beginn einer Ära
Im fünften Anlauf sollte es dann endlich soweit sein und Schumi krönte sich in der ersten Saison des neuen Jahrtausends zum Weltmeister mit Ferrari. Schon im Jahr zuvor war er drauf und dran die Silberpfeile zu schlagen, doch ein Beinbruch machte dem Kerpener ein Strich durch die Rechnung. Doch in der Saison 2000 fuhr Schumacher seine ganze Überlegenheit aus und sicherte sich zwei Rennen vor Saisonende den ersten Titel mit Ferrari. Die Begeisterung in Italien und Deutschland kannte kein Ende. Noch größer war seine Dominanz im Jahr darauf. Fünf Rennen vor dem Ende lag er schon uneinholbar weit vorn. Das gleiche Bild zeigte sich 2002. Spannender wurde es 2003, als Kimi Räikkönen bis zum letzten Rennen in Schlagdistanz war. Aber auch in diesem Jahr sicherte er sich seinen sechsten WM-Titel und stieg zum alleinigen Rekordchampion auf.
Dominanz führt zu Langeweile
2004 sicherte Schumi sich seinen fünften (!) Titel in Folge und sorgte damit für eine nie vorher gesehene Dominanz in der Formel 1. Auch hier ist wieder eine Parallele zum Fußball zu erkennen, denn je größer die Dominanz ist, desto langweiliger wird es für den Zuschauer. So kam es, dass der große Formel-1-Hype Mitte der 2000er Jahre abflachte und auch nach dem Comeback Schumachers in der Saison 2010 nie wieder in die Regionen vorstoßen sollte, in der er sich zu Jahrtausendwende befand. Daran änderte auch die Serienmeisterschaft Sebastian Vettels nichts.
Aber vielleicht entsteht mit Mick Schumacher in den kommenden Jahren ein neuer Hype!