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Gegen passive Aggressivität und Mobbing Christian Horner ist davon überzeugt, dass Michael Masi keinen Fehler gemacht hat
Motorsport Images

Horner wehrt sich gegen Vorwürfe: Wolff hat Masi zuerst unter Druck gesetzt

Red-Bull-Teamchef Christian Horner teilt in einem großen Interview gegen Mercedes aus und verteidigt die Entscheidungen von Michael Masi in Abu Dhabi

In zehn Tagen beginnt mit dem Freien Training in Bahrain die Formel-1-Saison 2022, doch die Wunden von 2021 sind offenbar noch immer nicht ganz verheilt. Christian Horner hat jetzt ein Interview gegeben, in dem der Red-Bull-Teamchef das ebenso dramatische wie kontroverse WM-Finale von Abu Dhabi noch einmal aufarbeitet und Mercedes indirekt dafür kritisiert, dass die FIA ihren Rennleiter Michael Masi rausgeschmissen hat.

"War es richtig, ihn basierend auf dem Druck, den ein anderes Team auf ihn ausgeübt hat, zu feuern? In meinen Augen war das falsch", sagt Horner in dem Interview mit der 'BBC'. "Das ist für mich gleichbedeutend mit Mobbing. Das ist passiv-aggressiv." Es sei "unfair" gewesen, die ganze Schuld auf Masi abzuladen.

Mercedes hat nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi zwar nicht direkt Masis Rausschmiss gefordert, aber dem Ärger über die Entscheidungen der FIA Luft gemacht. Die Pressekonferenz von Toto Wolff im schwarzen Rollkragenpulli ist inzwischen legendär, zur FIA-Gala wurde trotz gewonnener Konstrukteurs-WM kein Formel-1-Mercedes entsandt, und Lewis Hamilton tauchte wochenlang unter.

Währenddessen geriet auch Red Bull in die Kritik. Teammanager Jonathan Wheatley habe in Abu Dhabi unlauter versucht, Masi am Funk zu beeinflussen, und auch Horners Funkspruch an den Rennleiter, wonach es nicht mehr brauche als eine einzige Runde freies Racing, wurde von Fans auf der ganzen Welt hitzig diskutiert.

Aber: "Wir müssen schon bei den Fakten bleiben", fordert der Red-Bull-Teamchef. "Wer war der Erste, der Michael angefunkt hat? Das war nicht ich. Ich habe nur reagiert, weil ich hören konnte, dass er von einem anderen Team unter Druck gesetzt wurde. Es ist mein Job als Teamchef, die Interessen meines Teams zu verteidigen."

"Und ich finde, dass ich wahrscheinlich viel weniger Druck gemacht habe als unser Gegner, der zuerst kein Safety-Car haben wollte. Dann das Ergebnis eine Runde rückwirkend werten. Oder kein virtuelles Safety-Car, sondern dass das virtuelle Safety-Car gleich zu einem richtigen Safety-Car wird", sagt Horner in Richtung Wolff und Mercedes.

Der große Kritikpunkt, der bestehen bleibt, ist allerdings, dass Masi vor der Freigabe des Rennens in der letzten Runde nicht alle überrundeten Autos zurückrunden ließ, sondern nur jene, die zu dem Zeitpunkt zwischen Leader Hamilton und Verstappen lagen. Verstappen, mit frischen Reifen ausgestattet, bekam so den WM-Titel auf dem Silbertablett serviert.

Horner jedoch versteht die Diskussion nicht. Der Crash von Nicholas Latifi sei "nicht groß" gewesen, "und der Fahrer war nicht verletzt. Das Auto stand in der Nähe eines Notausgangs, und die Wahrscheinlichkeit, dass man die Strecke rechtzeitig freigeben kann, war von Anfang an hoch. Es wäre gar kein Problem gewesen, alle sieben Autos vorbeizulassen statt nur die fünf."

Die Frage, die Horner jetzt stellt, ist: "Und wenn sie alle sieben durchgelassen hätten, hätte man dann ein Problem damit? Es hätte für den Ausgang der WM null Unterschied gemacht. Der einzige Fehler, den Michael gemacht hat, könnte man argumentieren, war, dass er die zwei hinteren Autos nicht durchgewunken hat. Das wäre locker möglich gewesen, hatte aber keinen Einfluss auf den Ausgang des Rennens."

Dass der Anschein, Red Bull habe Druck auf Masi ausgeübt, das Rennen noch einmal freizugeben, nicht vorteilhaft ist, wischt Horner ebenso vom Tisch wie das Argument, dass die Formel 1 im Sinne der Show und gegen den Sport entschieden habe: "Soweit ich weiß, saß der Produzent von Netflix nicht neben Michael, als er diese Entscheidung getroffen hat."

"Wir waren auch oft die Leidtragenden von Michaels Fehlern. Aber er hatte eine enorm schwierige Aufgabe in einem Sport, in dem der Druck immens ist. Was ich nicht vergeben kann, ist das Herumtrollen, der Missbrauch im Internet, die Todesdrohungen, die er und seine Familie erhalten haben. Das können wir nicht tolerieren", stellt Horner klar.

"Das hat nichts mehr mit dem Sport zu tun. Das ist reines Mobbing, und ich würde das innerhalb unserer Organisation nicht akzeptieren", stichelt er erneut gegen Mercedes. "Darum habe ich mich für Michael eingesetzt. Ich hatte das Gefühl, dass er von niemandem unterstützt wird."

"Man hat ihn im Stich gelassen, während diese geplante passiv-aggressive Kampagne gegen ihn gefahren wurde. Ich werde mich immer für jeden einsetzen, der gemobbt wird. Denn Mobbing ist nicht akzeptabel."

Motorsport-Total.com

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