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Grand Prix von Mexiko 2022: Rennbericht Max Verstappen hat den Grand Prix von Mexiko 2022 gewonnen
Motorsport Images

Rennbericht: Fragen & Antworten zum Grand Prix von Mexiko 2022

So lief das Rennen in Mexiko-Stadt 2022: Mercedes fand weder fahrerisch noch strategisch ein Mittel gegen Max Verstappen - Keine WM-Punkte für Vettel und Schumacher

Max Verstappen (Red Bull) hat den Grand Prix von Mexiko gewonnen und seinen 14. Saisonsieg gefeiert. Der Weltmeister verwies in einem letztendlich relativ unspektakulären Rennen Lewis Hamilton (Mercedes) auf den zweiten und Lokalmatador Sergio Perez (Red Bull) auf den dritten Platz.

"Max hat am Start nichts anbrennen lassen, seine Reifen gemanagt. Weltmeisterlich", lobt 'ServusTV'-Experte Nico Hülkenberg. "Das Rennen war ein bisschen fad. Der Druck ist jetzt weg bei ihm. Er war vor dem Titel schon locker, jetzt noch mehr. Und sie spielen ihre Stärken aus und machen keine Fehler."

George Russell (Mercedes) wurde Vierter, vor den beiden Ferrari-Piloten Carlos Sainz und Charles Leclerc. Der Rückstand von Sainz auf Sieger Verstappen betrug nach einer einsamen Vorstellung fast eine Minute.

"Ferrari", sagt Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko im Interview mit 'ServusTV', "war überraschend schwach. Nach dem ersten Freitagstraining dachte ich, die seien besser."

Daniel Ricciardo (McLaren), Esteban Ocon (Alpine), Lando Norris (McLaren) und Valtteri Bottas (Alfa Romeo) rundeten die Top 10 ab.

Sebastian Vettel (Aston Martin) wurde 14., Mick Schumacher (Haas) 16. Beide hatten eine Runde Rückstand.

Fernando Alonso (Alpine) schied an siebter Stelle liegend mit Verdacht auf Motorschaden aus.

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Was war die Ausfallursache bei Alonso?

Der Spanier war nach dem Rennen schlecht gelaunt. Er sagt: "20 Runden vor Schluss verlor ich einen Zylinder, ich fuhr also nur noch auf fünf, mit 20 Prozent weniger Leistung. Ich war 20 Sekunden vor den McLarens und meinem Teamkollegen, es war also bis dahin ein außergewöhnliches Rennen. Austin und hier waren vom Tempo her meine besten Rennen. Als der Motor am Ende in die Luft gegangen ist, habe ich das Auto abgestellt."

Konnte Mercedes den Windschatten am Start nutzen?

Obwohl seine Verfolger vom Windschatten bis zur ersten Kurve durchaus profitieren konnten, schaffte es Verstappen, die Führung zu verteidigen. Russell fehlten beim Anbremsen der ersten Kurve ein paar Meter, um die Nase vorn zu haben. Dabei mag eine Rolle gespielt haben, dass die beiden Red Bulls den ersten Stint auf Soft, die Mercedes auf Medium fuhren.

Als Verstappen die ersten drei Kurven einmal gemeistert hatte, begann er sofort, sich abzusetzen. Aus der ersten Runde kam er mit einem Vorsprung von 1,4 Sekunden auf Hamilton zurück. Der Abstand blieb dann zunächst konstant. Nach sechs Runden lag Verstappen nur 1,2 Sekunden vor Hamilton.

Der hatte seinerseits aus Kurve 1 heraus Teamkollege Russell überholt, der im weiteren Verlauf der ersten Runde auch noch Perez vorbeilassen musste. Der Positionsgewinn des Lokalmatadors wurde bei der ersten Fahrt durchs Stadion frenetisch bejubelt (396.000 Zuschauer am gesamten Wochenende).

Bottas, die große Überraschung des Qualifyings, fiel vom sechsten auf den achten Platz zurück. Vettel gewann zwei, Schumacher verlor zwei Positionen. Der große Gewinner des Starts war aber wie so oft Lance Stroll: Der Aston-Martin-Pilot überholte gleich fünf Gegner und verbesserte sich in Runde 1 auf Platz 15. Auf dem sollte er dann auch ins Ziel kommen.

Wie ging es nach dem Start weiter?

Es war zunächst ein Rennen mit wenigen Highlights. Die Positionen waren bezogen, und im ersten Stint gab es keine nennenswerten Verschiebungen. Verstappen behauptete seine Führung. Er erinnert sich: "Wir wussten, dass der erste Stint entscheidend für uns ist. Wir mussten den Soft so lang wie möglich am Leben halten."

Pierre Gasly (AlphaTauri) kassierte im Duell gegen Stroll um Rang 15 eine Fünfsekundenstrafe und seinen zehnten Strafpunkt wegen Abdrängens eines anderen Fahrers. Stroll wiederum kämpfte im ersten Stint mit seinen Mediumreifen und kam in Runde 17 als Erster zum Boxenstopp: "No Grip!"

Wie entwickelte sich die Strategie im Kampf um P1?

In Runde 14, Verstappen lag immer noch rund eineinhalb Sekunden vor Hamilton, funkte der Red-Bull-Kommandostand: "Du musst diesen Windschatten brechen, Max." Das gelang dem Spitzenreiter aber nicht. Und naturgemäß begannen seine Softs ein paar Runden früher einzubrechen als die Mediums an Hamiltons Mercedes.

In Runde 21 meldete Verstappen: "In langsamen Kurven beginnen die Reifen nachzulassen." Wenig später meinte er: "Der linke Vorderreifen will nicht mehr einlenken." Und in Runde 25 dann: "Mein linker Vorderreifen ist tot, Jungs."

Jetzt reagierte Red Bull und holte Verstappen, zwei Runden nach Perez, dessen Stopp wegen eines Problems links hinten 5,0 Sekunden gedauert hatte, zum Wechsel von Soft auf Medium. Verstappen stand 2,5 Sekunden und kam, wichtig für seine Strategie, vor beiden Ferraris wieder auf die Strecke.

Kaum hatte Verstappen wieder einen Rhythmus gefunden, meldete er am Boxenfunk Probleme mit der Schaltung. Später stellte sich heraus: Beim Boxenstopp hatte sich die Kupplung verstellt, was jedoch während der Fahrt schnell behoben werden konnte.

Hamilton war aber auch nicht sorgenfrei unterwegs. Bei ihm traten erneut jene Motoraussetzer auf, die er schon nach dem Qualifying am Samstag beanstandet hatte. Und Verstappen fuhr dank der frischeren Reifen in jener Phase die schnelleren Rundenzeiten.

Wie lang konnte Mercedes den ersten Stint anlegen?

Bis in Runde 29. Hamilton stand 3,3 Sekunden und wechselte von Medium auf Hard. Als er auf die Strecke zurückkam, lag er 5,7 Sekunden hinter Verstappen (Tendenz steigend) und 2,5 Sekunden vor Perez (Tendenz fallend). In Führung lag zu dem Zeitpunkt George Russell, noch ohne Boxenstopp.

Der funkte in Runde 30: "Der Reifen fühlt sich wirklich gut an. Lasst uns draußen bleiben." Und forderte für den letzten Stint nicht auf Hard, sondern auf Soft zu wechseln. Eine kühne Strategie. Sein Renningenieur äußerte Bedenken: "Dafür müssen wir aber sehr lang draußen bleiben."

Nur vier Runden später kam Russell dann doch früher als gewünscht rein, und Mercedes wechselte nicht auf Soft, sondern auf Hard, um bis Rennende durchfahren zu können. Er kam als Vierter wieder auf die Strecke, 6,8 Sekunden hinter Perez und 15,5 Sekunden hinter Leader Verstappen.

Der hatte seinen Vorsprung auf Hamilton inzwischen auf 7,1 Sekunden ausgebaut. Was auch am Reifen lag: "Dieser Reifen ist nicht so gut wie der Medium", meckerte Hamilton in Runde 37. Ein Urteil, dem sich Russell ein paar Runden später anschloss: "Ich bin nicht zufrieden mit diesem Reifen."

Hat Mercedes auf die richtige Strategie gesetzt?

Damit gingen natürlich Diskussionen los, ob es aus Mercedes-Sicht nicht klüger gewesen wäre, Russells ersten Stint auf Medium zu verlängern, um für den letzten Stint direkt auf Soft wechseln zu können. Doch an der Box wurde Russells Medium inspiziert, und man kam zum Urteil: Der Reifensatz war am Ende und hätte nicht viele weitere Runden vertragen.

Beispiele wie jenes von Daniel Ricciardo (McLaren), der ein Medium-Soft-Rennen fuhr und am Ende extrem konkurrenzfähig war, belegen, dass Mercedes möglicherweise mit einer anderen Reifenwahl besser dran gewesen wäre.

Hamilton gelang es im Finish nicht mehr, Verstappen zu attackieren. Acht Runden vor Schluss dämmerte ihm, dass die Red Bulls nicht mehr wechseln müssen, sondern mit dem Medium durchfahren können.

Red-Bull-Teamchef Christian Horner sagt: "Soft-Medium war die richtige Strategie. Der Verschleiß war geringer als erwartet." Hamilton muss einsehen: "Red Bull war heute einfach schneller. Und sie hatten die bessere Strategie. Im Nachhinein betrachtet denke ich, wir hätten auf Soft starten sollen."

Dass es ein mühsamer Rennsonntag werden könnte, wurde ihm schon klar, als am Start die Heizdecken von den Reifen genommen wurden und Red Bull die Mediums drauf hatte: "Da dachte ich mir schon, dass wir ein Problem bekommen könnten", seufzt Hamilton.

Dabei war Helmut Marko vor dem Rennen besorgt, "weil aufgrund der Höhenlage der Luftwiderstand weniger Thema war. Darum war Mercedes so stark. Aber entscheidend war, dass unsere Reifenwahl die bessere war. Am Anfang fiel es Max schwer, Hamilton aus dem Windschatten zu schütteln. Aber danach hat er das Rennen ohne Probleme souverän kontrolliert."

Übrigens: Für Red Bull war ein Start auf Medium nie ein Thema. Verstappen sagt: "Ich habe ihn im ersten Training probiert, aber da hat er sich nicht gut angefühlt. Daher wollten wir ihn heute nicht verwenden."

Wer holte sich den Bonuspunkt für die schnellste Runde?

Russell hatte zwei Runden vor Schluss eine halbe Minute Vorsprung auf Sainz, sodass es für Mercedes möglich war, ihn "gratis" auf Soft umzustecken. Der Brite nutzte die Chance, pulverisierte die bisherige Bestzeit von Perez (1:21.775 Minuten) auf 1:20.153 Minuten und sicherte sich damit einen zusätzlichen WM-Punkt.

Warum war Ferrari so unterlegen?

Die plausibelste Erklärung dafür scheint noch zu sein, dass der Ferrari-Motor mit relativ kleinen Turboschaufeln ausgestattet ist. Das tut in der Höhenluft von Mexiko doppelt weh. Teamchef Mattia Binotto streitet diese Theorie nicht ab: "Wir haben einen kleinen Turbo, ja. Wir waren hier nicht effizient genug und konnten nicht mit maximaler Leistung fahren."

Warum gab's eine Zeitstrafe gegen Ricciardo?

In Runde 51 kollidierte der McLaren-Pilot in Kurve 5/6 mit Yuki Tsunoda (AlphaTauri). Die beiden kämpften um Platz 11, und Ricciardo drängelte sich in einer Kurve, in der zu wenig Platz war, mit etwas Gewalt innen vorbei. Tsunoda fuhr über sein Rad, hob ab, fuhr an die Box und musste dort aufgeben.

Für Ricciardo hatte das ein Nachspiel: Die Rennleitung belegte ihn mit zehn Sekunden Zeitstrafe. Und Tsunoda ließ am Boxenfunk kein gutes Haar an ihm: "Was für ein Anfänger!" Im Urteil der Rennkommissare heißt es, Ricciardo habe "zu spät und zu optimistisch" versucht, an Tsunoda vorbeizugehen, und die Kollision sei "allein sein Fehler" gewesen.

Ricciardo konnte aber dank seiner weichen Reifen hohes Tempo gehen und fuhr als Siebter über die Ziellinie, mit 12,2 Sekunden Vorsprung auf Ocon (aus denen bereinigt 2,2 wurden).

Wie lief das Rennen für die deutschen Fahrer?

Vettel erwischte einen guten Start von P16 und fuhr im ersten Rennabschnitt auf P14, knapp hinter dem Alfa Romeo von Guanyu Zhou und vor Teamkollege Stroll. Der Deutsche, auf Soft gestartet, rang seinem ersten Reifensatz 38 Runden ab. Und ging durch den "Undercut" gegen Zhou am Chinesen vorbei.

Ein Positionswechsel, der nicht lang Bestand hatte. Weil Zhou den Vorteil der frischeren Reifen hatte, ging er auf der Strecke wieder an Vettel vorbei. Vettel kam letztendlich mit einer Runde Rückstand als 14. ins Ziel, 3,4 Sekunden hinter dem Chinesen.

Das Rennen sei schwierig gewesen: "Wir hatten einfach keine Pace", sagt Vettel. "Und ja, dann tut man sich schwer, irgendwas zu bewegen. Der erste Stint hätte vielleicht ein bisschen besser sein können, wenn wir es irgendwie schaffen, an Zhou vorbeizukommen. Aber alles in allem waren wir viel zu langsam."

Schumacher startete, anders als Teamkollege Magnussen (Medium), auf Softreifen ins Rennen. Von P15 aus losgefahren, lag er schon nach zehn Runden allerdings nur noch auf Rang 18, zweieinhalb Sekunden vor Nicholas Latifi (Williams) und fünf Sekunden vor Magnussen. Nach einem unauffälligen Nachmittag kam er als 16. ins Ziel, unmittelbar vor Magnussen.

"Ich glaube, selbst wenn wir einen guten Start gehabt hätten, wären wir eigentlich nur nach hinten durchgereicht worden", meint Schumacher. "Also im Endeffekt: Racepace heute nicht so mega. Es war auch nicht einfach, den Reifen im richtigen Fenster zu halten, und dementsprechend hat er dann einfach Grip verloren."

Wie geht's nach Mexiko weiter?

Nach dem "Back-to-Back" USA/Mexiko ist jetzt erstmal ein Wochenende Pause. Am 13. November findet in Brasilien das vorletzte Rennen der Formel-1-WM 2022 statt. Dort überträgt neben Sky auch der Free-TV-Sender RTL.

Eine ausführliche Analyse des Rennens in Mexiko-Stadt mit Chefredakteur Christian Nimmervoll beginnt in der Nacht von Sonntag auf Montag um 2:30 Uhr MEZ auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de statt. Außerdem ist Nimmervoll am Montag um 13:00 Uhr MEZ zu Gast in der F1-Analyse auf Sky Sport News HD (frei empfangbar auch ohne Sky-Abo).

Motorsport-Total.com

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