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Früheres Toptalent kritisiert F1-Teams Mitch Evans wurde 2024 in der Formel E Zweiter hinter Pascal Wehrlein
Motorsport Images

Früheres Toptalent kritisiert F1-Teams: "Werden dir nie eine Chance geben!"

Formel-E-Spitzenfahrer Mitch Evans kritisiert die Fahrerpolitik in der Formel 1, durch die man es rein mit Talent nie nach oben schaffen kann - Geld oder Glück nötig

Er galt einst als eine der heißesten Aktien im Unterhaus der Formel 1, doch der Traum von der Königsklasse hat sich für den Neuseeländer Mitch Evans nicht erfüllen sollen. Stattdessen fährt er aktuell für Jaguar in der Formel E um den Titel - und kritisiert die Nachwuchsarbeit in der Formel 1 ziemlich kritisch.

Denn um es in die Formel 1 zu schaffen, dafür brauche es seiner Meinung nach Geld, Beziehungen oder eine Menge Glück. Denn Leistung alleine scheint die Teams nicht zu beeindrucken, meint er. Alleine dafür würden die Formel-1-Teams nicht das Risiko eingehen und einen jungen Fahrer einsetzen.

"Wenn du wirklich in der Materie drinsteckst und weißt, wie es funktioniert, dann ist der Sport wahnsinnig", sagt Evans im Gespräch mit Total-Motorsport.com.

"Sie werden dir niemals einfach so eine Chance geben. Du kannst alle Daten haben, den passenden Lebenslauf aus den Juniorserien, Simulatortage - und trotzdem keine Möglichkeit bekommen", hadert er. "Es ist ein seltsamer Sport. Es macht überhaupt keinen Sinn."

Evans: Schnell im Simulator? Bringt gar nichts!

Evans selbst weiß, wovon er spricht. Er galt einst als eines der großen Toptalente im Sport, gewann zwei Mal in Folge die Toyota Racing Series und ein Jahr später auch die GP3-Serie vor Daniel Abt und Red-Bull-Junior Antonio Felix da Costa - später beide Weggefährten in der Formel E.

Und obwohl er von Formel-1-Pilot Mark Webber gemanagt wurde, stagnierte sein Aufstieg anschließend. Evans fuhr vier Jahre in der GP2-Serie, fand aber nie eine Chance bei einem Formel-1-Team - nicht einmal als Testfahrer.

"Ich habe Simulatortage absolviert und war schneller als die Stammfahrer, aber das bringt gar nichts", erzählt er. "Selbst wenn du versuchst, einen Platz als Ersatzfahrer zu ergattern: Es gibt Leute, die zahlen dafür, um Ersatzfahrer zu sein. Das ist lächerlich."

Er glaubt, dass Formel-1-Teams heutzutage kein Risiko mehr eingehen wollen, wenn es um die Fahrer geht. Während Fahrer wie Fernando Alonso und Lewis Hamilton auch mit 40 Jahren noch unterwegs sind, bleiben Youngster auf der Strecke. Vor der Saison 2024 hatte es sogar keinen einzigen Fahrerwechsel gegeben.

Plötzlich war de Vries der heißeste Scheiß ...

"Die einzige Möglichkeit rein ist durch eine verrückte Chance", meint Evans und verweist unter anderem auf den Spontaneinsatz von Oliver Bearman in Saudi-Arabien, der 2025 Stammfahrer bei Haas werden wird, und das Debüt von Nyck de Vries 2022 in Monza, als Williams-Pilot Alexander Albon mit einer Blinddarmentzündung ausfiel.

"Er hatte überhaupt keine Chance auf ein Cockpit in der Formel 1, aber dann hat er die Chance bekommen, als Alex Albon krank wurde, hat einen guten Job gemacht und plötzlich war er das heißeste Ding seit geschnitten Brot", meint Evans. "Dabei ist er der gleiche Fahrer wie all die Jahre zuvor."

Und tatsächlich dauerte das Formel-1-Abenteuer für den Niederländer, der 2023 für AlphaTauri verpflichtet wurde, nur zehn Rennen, bevor er rausgeschmissen wurde und wieder in die Formel E ging, wo er in der abgelaufenen Saison für das unterlegene Mahindra-Team nur Mitläufer war.

Evans: Wie soll man gegen Perez' Geld ankommen?

Ersetzt wurde de Vries damals aber auch nicht durch einen jungen Fahrer, sondern durch Routinier Daniel Ricciardo. Der Australier wird auch nach der Sommerpause trotz durchwachsener Leistungen im Cockpit der Racing Bulls sitzen - neben Yuki Tsunoda, der auch im vierten Jahr noch auf seinen Durchbruch wartet.

Und ganz oben bei Red Bull blockiert derzeit Sergio Perez eines der Cockpits, obwohl es auch über ihn starke Ablösegerüchte gab und einige Junioren wie Liam Lawson oder Isack Hadjar auf ihre Chance warten.

"Er bringt immer noch Geld zu Red Bull mit und dagegen kommt man halt nicht an", sagt Evans. "Er ist kein schlechter Fahrer, aber dagegen musst du halt antreten. Es ist schwierig, mit purer Leistung gegen einen Fahrer anzukommen. Aber so ist es nun einmal. Und viele Fahrer, die von der Formel 1 in die Formel E kommen, bekommen einen massiven Realitätscheck."

Dort fährt auch Evans seit acht Jahren. In den vergangenen drei Saisons landete der Jaguar-Pilot in der Gesamtwertung immer unter den Top 3, doch den Titel verpasste er dabei immer - wie auch 2024, als er in einem Herzschlagfinale gegen Pascal Wehrlein verlor.

Motorsport-Total.com

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