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GP von Spanien: Bericht Oscar Piastri hat den Grand Prix von Spanien in Barcelona gewonnen
Sutton Images

McLaren-Doppelsieg vor Leclerc, aber: Verstappen eskaliert in Barcelona!

Da sind Max Verstappen alle Sicherungen durchgebrannt: Anstatt mit McLaren um den Sieg zu kämpfen, fiel er wegen einer Strafe noch auf Platz 10 zurück

Oscar Piastri und Lando Norris haben beim Grand Prix von Spanien 2025 einen Doppelsieg für McLaren gefeiert, aber die große Story des Rennens in Barcelona ist die Kontroverse um Max Verstappen (Red Bull), der durch eine nachträglich ausgesprochene Zeitstrafe noch vom fünften auf den zehnten Platz im Endergebnis abrutschte.

Verstappen hatte zwischendurch auf eine Dreistoppstrategie umgestellt und damit die zunächst souveränen McLaren-Piloten unter Druck gesetzt. Doch als er beim Safety-Car-Neustart zuerst einen Fehler machte und dann gebeten wurde, eine Position gegen George Russell (Mercedes) zurückzugeben, eskalierte der viermalige Weltmeister - sowohl am Boxenfunk als auch auf der Rennstrecke.

Zuerst berührte Verstappen bei Start und Ziel den Ferrari von Charles Leclerc, der so mit etwas Glück noch aufs Podium kam. Und als er dann von seinem Renningenieur gebeten wurde, auch Russell durchzulassen, wegen Verlassens der Strecke und Erlangen eines Vorteils im Zweikampf, verpasste er dem kurzerhand einen Rammstoß.

"Das kann's nicht sein", sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff in einer ersten Reaktion. Sky-Experte Nico Rosberg wurde noch deutlicher: "Dafür muss er die schwarze Flagge sehen. Er ist einfach mit Absicht in Russell gecrasht. Das war furchtbar." Und laut ORF-Experte Alexander Wurz wissen alle Fahrer ganz genau: "Wenn du dein Auto als Waffe gegen einen anderen einsetzt, müssen wir dich beinhart bestrafen."

Piastri blieb von all dem unbeeindruckt und fuhr den Sieg sicher nach Hause, 2,5 Sekunden vor Norris, den er auch in der Fahrer-WM auf zehn Punkte Abstand distanziert. Nico Hülkenberg (Sauber) war einer der Profiteure der turbulenten Schlussphase und wurde Fünfter, vor Lewis Hamilton (Ferrari), Isack Hadjar (Racing Bulls), Pierre Gasly (Alpine), Fernando Alonso (Aston Martin) und Verstappen.

Dass Verstappen für das Verlassen der Strecke im Zweikampf mit Russell im Endeffekt gar keine Strafe bekommen hat und das Vorbeilassen somit gar nicht notwendig gewesen wäre, ist eine Ironie der Geschichte ...

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Start: War Verstappen eine Gefahr für McLaren?

Piastri ließ am Start nichts anbrennen und bog souverän als Führender in die erste Kurve ein. Dahinter fuhren Verstappen, Norris und Russell Seite an Seite auf den ersten Bremspunkt zu. Verstappen bremste am spätesten und gewann somit am Start eine Position gegen Norris. Vierter war zunächst Hamilton vor Leclerc und Russell, der sich am Boxenfunk über "Moving under Braking" beschwerte, aber von Teamchef Toto Wolff ermahnt wurde: "George, konzentrier dich!"

Am Beginn der dritten Runde saugte sich Verstappen erstmals im Windschatten an Piastri heran, doch dabei handelte es sich nur um ein Strohfeuer: Nach absolvierter vierter Runde führte Piastri 2,0 Sekunden vor Verstappen, 3,7 vor Norris und 4,8 vor Hamilton. Das Feld, übrigens kollektiv auf Soft gestartet (mit Ausnahme von Yuki Tsunoda aus der Boxengasse), hatte sich sortiert.

Wie kam es zum Platztausch Hamilton-Leclerc?

Das erste Duell, das sich entwickelte, war jenes zwischen Hamilton und Leclerc um Platz 4. Leclerc schien der schnellere der beiden Ferrari-Fahrer zu sein, machte Druck - bis es in Runde 9 die Anweisung des Kommandostands gab: Platz tauschen! Hamilton leistete Folge, Leclerc setzte sich sofort von ihm ab, hatte aber zu Norris zu dem Zeitpunkt schon eine Lücke von mehr als fünf Sekunden aufgerissen.

Ab Runde 12 erhöhte dann auch Norris den Druck auf Verstappen, der seinerseits gerade "No Grip!" gefunkt hatte. In Runde 13 war Norris dann schon vorbei - relativ schmerzlos mit aufgeklapptem DRS bei Start und Ziel. Jetzt konnte er sich auf die Jagd nach Piastri machen, der sich an der Spitze schon um 4,3 Sekunden abgesetzt hatte.

Wie ging Verstappen bei den Boxenstopps in Führung?

Am Ende der 13. Runde holte Red Bull Verstappen an die Box und steckte ihn von Soft auf Soft um. Der amtierende Weltmeister fiel durch den Stopp auf Platz 8 zurück, drehte mit frischen Reifen aber sofort die bis dahin schnellste Runde im Rennen. "McLaren müsste Piastri jetzt reinholen, wenn sie ein einfacheres Leben haben wollen", wies Alexander Wurz im ORF auf drohende Undercut-Gefahr durch Verstappen hin.

Nachdem er Hadjar mühelos geschnupft hatte, lief Verstappen in Runde 17 auf Andrea Kimi Antonelli auf - und überholte den Mercedes außen in Kurve 12. "Der hat gerade den Gripvorteil, aber trotzdem ein cooles Manöver", kommentierte Wurz live. Weil inzwischen auch die beiden Ferraris an der Box waren, lag Verstappen jetzt an vierter Position, knapp drei Sekunden hinter Russell.

In Runde 19 war dann auch Russell dran, wieder im Infield statt bei Start und Ziel. "Das ist eine ordentliche Pace, die Verstappen da geht", staunte Wurz. Es führte jetzt Piastri 4,9 Sekunden vor Norris und 20,9 Sekunden vor Verstappen, und die beiden McLaren-Piloten hatten noch nicht Reifen gewechselt.

In Runde 21 kam Norris an die Box und wechselte von Soft auf Medium. Sein Rückstand auf Verstappen, dessen Undercut voll aufging, betrug 10,2 Sekunden. Dafür hatte Norris aber die um acht Runden frischeren Reifen. In Runde 22 war dann Piastri dran, und auch er steckte von Soft auf Medium um. Verstappen ging locker in Führung, mit 5,7 Sekunden Vorsprung auf Piastri.

Zwei oder drei Stopps: Wie Verstappen Druck auf McLaren machte

Verstappens Vorsprung war auf 3,3 Sekunden geschrumpft, als er sich beschwerte, er habe Probleme beim Bremsen und Einlenken, besonders in langsamen Kurven, und in Runde 29 zum zweiten Mal die Reifen wechselte. Aufgezogen wurde ein brandneuer Satz Medium, und Verstappen lag jetzt an vierter Position, 18,5 Sekunden hinter Piastri, 13,5 hinter Norris und 8,7 hinter Leclerc.

Weil Verstappen danach loslegte wie die Eisenbahn und Tempo machte, deutete zunächst vieles darauf hin, dass er inzwischen auf eine Dreistoppstrategie umgestellt hatte. In Runde 31 fuhr er um 1,5 Sekunden schneller als Piastri und sogar um zwei Sekunden schneller als Norris. Trotzdem meckerte er: "Fühlt sich wieder so an, als hätte ich beim Hochschalten keine Kupplung."

Es war Halbzeit im Rennen, als Norris' Renningenieur Will Joseph dämmerte: "Verstappen wird in unserem Rennen sein. Leg ein bisschen Tempo zu." Kurz darauf ging Verstappen in Runde 36 von 66 mühelos an Leclerc vorbei und war damit wieder Dritter, 5,9 Sekunden hinter Norris, der einen Stopp weniger absolviert hatte.

Bei Red Bull hatte man jetzt zwei Möglichkeiten. Erstens: auf eine Dreistoppstrategie und volles Tempo setzen, um McLaren unter Druck zu setzen. Oder zweitens: nicht mehr an die Box kommen, beim noch fehlenden McLaren-Stopp die Führung übernehmen und hoffen, dass die Reifen einen extrem langen zweiten Stint gut überstehen.

Wie verlief das letzte Renndrittel?

In Runde 47 kam Verstappen zum dritten Mal an die Box. Nach hinten hatte er genug Vorsprung, um Platz 3 nicht an Leclerc zu verlieren. Und McLaren hatte das Tempo soweit erhöht, dass der Doppelsieg zu dem Zeitpunkt recht gut abgesichert aussah.

Eine Runde nach Verstappen kam auch Norris rein, und er fuhr 2,2 Sekunden vor Verstappen wieder auf die Strecke. Beide hatten weiche Reifen für den letzten Stint. In Runde 49 war dann auch Piastri dran, und damit war der Kampf um den Sieg von den Computersimulationen endgültig auf die Rennstrecke verlagert.

Piastri führte jetzt 3,7 Sekunden vor Norris und 4,6 vor Verstappen, und dem Trio standen eine ganze Reihe Überrundungen bevor. Gleichzeitig funkte Verstappen: "Der Ride des Autos ist komplett gebrochen." Womit er vermeintlich das Schlucken der Bodenwellen meinte.

Safety-Car: Hätte Verstappen nicht in Führung gehen können?

In Runde 55 von 66 kam dann das Safety-Car, ausgelöst durch Antonellis geparkten Mercedes im Kiesbett von Kurve 10. Bei Antonelli war plötzlich der Vortrieb weg, und die Geräuschkulisse hörte sich sehr nach einem klassischen Motorschaden an. "Verlust von Öldruck", bestätigte Mercedes noch während des Rennens.

Die Topfahrer kamen unter Gelb alle an die Box. Piastri und Norris wechselten auf Soft, Verstappen auf Hard. Der Red-Bull-Pilot war damit gar nicht einverstanden: "Was zur Hölle, was ist das für ein Reifen?", wunderte er sich am Boxenfunk. Antwort seines Renningenieurs: "Das war die einzige Option, Max."

Was übrigens nicht ganz stimmte: Man hätte ihm auch einen gebrauchten Soft geben können, oder sogar in Führung gehen und zocken können. "Hätte man hier vielleicht auf Trackposition gehen sollen?", wunderte sich auch Wurz im ORF-Kommentar.

Wie eskalierte Verstappen in der Schlussphase?

Beim Neustart wendete Piastri dann einen cleveren Trick an: Wissend, dass Verstappen auf dem harten Reifen ist, fuhr er die letzten Kurven extrem langsam, um Verstappens Reifen auskühlen zu lassen. Und in der Tat rutschte Verstappen ausgangs letzte Kurve, sodass er beinahe gecrasht wäre.

Durch dieses Malheur witterte beim Neustart Leclerc seine Chance, setzte sich neben Verstappen. Bei Start und Ziel eine leichte Berührung: "Er ist mir einfach reingefahren!", tobte Verstappen. Wurz sah das anders: "Es ist ihm eher der Max seitlich draufgefahren."

Beim Anbremsen von Kurve 1 lief Verstappen auch noch Gefahr, den vierten Platz gegen Russell zu verlieren. Doch der Niederländer hielt nicht auf der Linie dagegen, sondern fuhr neben die Strecke, um die Position zu behaupten. Was folgerichtig eine FIA-Untersuchung nach sich zog.

Als Verstappen empfohlen wurde, er möge Russell durchlassen, um einer Strafe zuvorzukommen, brannten Verstappen endgültig alle Sicherungen durch. "Nein, ich war vorne. Was zur Hölle?", schrie er am Boxenfunk. Sein Renningenieur antwortete ganz gelassen: "Mein Rat an dich ist, ihn durchzulassen." Aber Verstappen wollte das nicht einsehen: "Mann, ich war vorne. Er hat mich abgedrängt."

Zunächst sah es dann so aus, als würde er Russell bei Kurve 5/6 durchlassen. Aber dann überlegte er es sich anders, beschleunigte wieder und berührte den Mercedes dabei sogar! Erst danach fuhr Russell doch vorbei.

Konsequenz: noch eine Untersuchung - und diesmal zehn Sekunden Zeitstrafe wegen Verursachens einer Kollision. Verstappen, der als Fünfter über die Ziellinie gefahren war, rutschte so auf den zehnten Platz ab. Russell wurde Vierter, und Piastri hatte den Grand Prix von Spanien vor Norris und Leclerc gewonnen.

Was war weiter hinten im Feld los?

Der erste Ausfall im Grand Prix von Spanien war Alexander Albon (Williams). Er hatte schon nach einer Berührung mit Gabriel Bortoleto (Sauber) am Start einmal die Nase tauschen müssen, und fuhr sich diese dann später bei einer weiteren Berührung mit Liam Lawson (Racing Bulls) noch einmal kaputt. Für Verlassen der Strecke und Erlangen eines Vorteils kassierte Albon eine Zehnsekundenstrafe, die er bei einem Boxenstopp noch absaß, um sie nicht nach Kanada mitnehmen zu müssen. Danach gab er auf.

Alonso zeigte bei seinem Heimrennen einige beherzte Aktionen, konnte aber letztendlich nichts ausrichten. Nachdem der Nachmittag ganz okay begonnen hatte, fiel er mit einem Ausritt ins Kiesbett weit zurück. Danach spielte er im Kampf um die Punkteränge eigentlich keine Rolle mehr - wäre da nicht die chaotische Schlussphase gewesen, die ihn wieder auf P9 brachte.

Und Nico Hülkenberg? Der Sauber-Fahrer erwischte einen guten Start, musste in Kurve 2 allerdings neben die Strecke, und schob sich trotzdem von P14 auf P10. Das brachte ihm eine Untersuchung wegen Verlassen der Strecke und Erlangen eines Vorteils ein, die aber ergebnislos blieb.

Als das große Finale nach dem Safety-Car wieder freigegeben wurde, lag er reifenbereinigt an achter Position. In den turbulenten letzten Runden gewann Hülkenberg noch zwei weitere Positionen, sodass er als Sechster über die Ziellinie fuhr und durch die Verstappen-Strafe sogar Fünfter wurde.

Formel-1-Kalender 2025: Wie geht's nach Barcelona weiter?

Für echte Formel-1-Fans ist der Rennsonntag mit dem Ausstieg aus den TV-Übertragungen noch nicht beendet. Denn am Sonntagabend findet auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de noch die große Grand-Prix-Analyse mit Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll statt. Kanalmitglieder können den Hosts dabei sogar Fragen stellen und sich im Livechat mit anderen Fans austauschen.

Übrigens: Die täglichen Formel-1-Livestreams werden 2025 nicht nur auf YouTube, sondern auch auf dem Twitch-Kanal von Formel1.de ausgestrahlt. Wer Amazon-Prime-Abonnent ist und seinen Prime-Account mit Twitch verknüpft, kann ein Twitch-Abo völlig kostenlos abschließen und die journalistische Arbeit des Formel1.de-Teams so unterstützen. Eine detaillierte Anleitung, wie das geht, gibt's auf YouTube.

Das nächste Rennen auf dem Formel-1-Kalender 2025 findet in zwei Wochen statt: Am 13. Juni steigt auf dem Circuit Gilles Villeneuve der Grand Prix von Kanada. Übrigens nicht im Sprint-, sondern im konventionellen Format mit Qualifying am Samstag und Rennen am Sonntag. Danach sind zwei Wochen Pause, bis es am 29. Juni mit dem Grand Prix von Österreich in Spielberg weitergeht.

Motorsport-Total.com

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