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Monza Classico

Es gibt sie noch, die klassische Windschattenschlacht in Monza: Seat holte sich mit den Diesel-Autos einen Doppelerfolg in Italien - und die WM bleibt spannend!

Johannes.Gauglica@motorline.cc

Vor dem Rennen gab es News für nächstes Jahr: Chevrolet Europe hat verlauten lassen, dass man über den ursprünglichen Drei-Jahres-Plan hinaus weiter in der WTCC aktiv bleibt. Die Euro-Amerikaner glauben weiterhin an die Tourenwagen-WM und belohnen mit der Verlängerung auch die Leistung des Entwicklungs- und Einsatzteams RML; man arbeitet weiterhin zusammen. Nächstes Jahr kommt weiterhin der jetzige Lacetti zum Einsatz, obwohl der Nachfolger des Straßenmodells bereits für Mitte nächsten Jahres angekündigt ist. Den Alfa 156 werden wir nächstes Jahr zumindest in Werksfarben nicht mehr sehen, damit wird der Lacetti zum „Oldie“ im Feld. Dass Oldies manchmal auch Goldies sind, hat ja auch der 156er bereits ein paar Mal bewiesen - und er bewies es auch in Italien wieder.

TDI-Power im Qualifying

Zunächst hatten aber die brandneuen Autos die Nase vorne: Im Qualifying rollte der Diesel-Konvoi: Yvan Muller holte für Seat die erste TDI-Pole vor seinen Kollegen Jordi Gené und Gabriele Tarquini, der mittlerwiele ebenfalls auf einen Selbstzünder umgestiegen ist. Luca Rangoni holte beim Heimrennen die Pole Position der Privatiers. Erstaunlich unauffällig die BMW, und nur Platz 13 für das beste Pferd im bayrischen Stall, Titelverteidiger Andy Priaulx.

Das erste WTCC-Rennen startete um 12 Uhr, das zweite gegen halb 4. Dazwischen jede Menge Programm mit dem GT-Open (Richard Lietz gegen Philipp Peter um den Titel) und der International Formula Master (mit Norbert Siedler in Action) – die WTCC-Läufe waren so ziemlich die einzigen Rennen ohne Österreicher. Vielleicht ändert sich das ja bald einmal.

Lauf 1: Ende einer Serie...

Die Siegesbilanz der bisherigen EM- und WM-Läufe in Monza sprach für Alfa und BMW: Bislang gab es bei jedem Wochenende stets einen italienischen und einen bayrischen Sieg. Bereits in Lauf 1 wurde diese Serie durchbrochen. Schon in der ersten Kurve hatte der Tabellenführende Priaulx schlechte Karten: eine Kollision mit Seat-Privatier Roberto Colciago hinterließ den 320si als Pflegefall – Ausfall, null Punkte!

Vorneweg bauten mit tadelloser Windschattenarbeit die drei TDI-Seat von Yvan Muller, Jordi Gené und Gabriele Tarquini ihre Führung aus. Gené und Tarquini als alte Profis manövrierten den in der Tabelle am aussichtsreichsten positionierten Muller an die Spitze, denn die spanische Marke hatte noch eine kleine Chance auf den WM-Titel. Und mit einem Sieg für Muller würde diese Chance auf einmal gar nicht mehr so klein sein.

Somit alles klar für Seat? Nicht ganz: Denn James Thompson, der Einzelkämpfer bei Alfa Romeo, war unterwegs durchs Feld und klopfte knapp vorm Finish bei Signor Tarquini an: Verzeihen, geht’s hier zur Siegerehrung? Tarquini musste schließlich dem Briten den Vortritt lassen, die Seat-Phalanx war aufgebrochen – und Jordi Gené fuhr die letzten Runden mit einem Auge im Rückspiegel.

Es wurde dann doch noch ein spanischer Doppelsieg, und zwar mit viel Glück: an Yvan Mullers Léon TDI platzte in der Auslaufrunde ein Reifen. 0,2 Sekunden dahinter Gené im breitesten Seat Europas, schlanke sechs Zehntel vor Thompson im unverwüstlichen Alfa.

Finstere Mienen im BMW-Lager: Luca Rangonis Privatiers-Sieg war noch das Positivste am ersten Lauf. Augusto Farfus als bester Werksmann auf Platz 7. Priaulx’ Gesamtführung nach 19 Rennen verringerte sich auf 4 Punkte gegenüber Muller. Auch bei den Independents wurde es spannend, Rangoni lag nur mehr einen Punkt hinter Pierre-Yves Corthals.

Lauf 2: ...Beginn einer neuen Serie?

„Eines meiner besten Rennen, seit ich Tourenwagen fahre – ich freue mich sehr!“ - das sagte Jordi Gené:nach dem Nachmittagsrennen in Monza. Im Ziel waren überhaupt nur strahlende Gesichter über ein prächtiges Rennen zu sehen. Denn es gibt sie noch, die klassische Windschattenschlacht von Monza. Von Beginn weg war der 20. Lauf der WTCC-Saison eine knappe Angelegenheit.

Rob Huff und Augusto Farfus teilten sich die erste Reihe, derBrasilianer galt somit (die heckgetriebenen BMW legen immer Raketenstarts hin) als logischer Sieger. Daraus wurde nichts, denn Huff hielt sich an der Spitze. Und dann der nächste Tiefschlag für BMW: Farfus wurde eingangs der Roggia-Kurve von der Strecke befördert. Riesenglück für alle Beteiligten, vor allem Farfus und Yvan Muller, denn der BMW segelte nach seinem Ausritt nochmals quer über die Strecke, und mitten durchs dichte Feld. Muller konnte gerade noch ausweichen, Farfus gelangte unversehrt zur gegenüberliegenden Leitschiene – und schlug dort frontal ein. Er war klarerweise „ang’fressen“, aber gottseidank unverletzt.

An der Spitze ein Teamkampf Chevy gegen Seat mit James Thompson als rotem Farbtupfer mittendrin. Der aussichtsreichste Chevy-Fahrer in der Gesamtwertung war Alain Menu, er fiel jedoch aus; somit hat Chevrolet keinen Fahrer mehr im Titelkampf 2007. Ebenfalls an der Box und aus dem Rennen: Andy Priaulx – ein möglicherweise folgenschwerer „Nuller“ für den Titelverteidiger aus Guernsey.

Yvan Muller behauptete sich auf Platz 5, während vorne vier Autos teilweise nebeneinander in die Kurven gingen und auf den Geraden atemberaubende Windschatten-Shows abzogen. Erst ab Runde 8 (von 9 zu fahrenden) kristallisierte sich ein möglicher Sieger heraus, und das war Jordi Gené. Er war nach seinem ersten Podiumsplatz des Jahres jetzt unterwegs zu seinem ersten vollen Erfolg 2007, als Lohn für die Entwicklungsarbeit am Léon TDI.

Rob Huff rutschte auf Platz 4 ab, sein Kollege Nicola Larini bekam es mit dem glänzend aufgelegten James Thompson zu tun. Der Italiener wehrte den Briten letztendlich ab und holte sich Platz 2. Nicht genug für seine oder Chevrolets Titelhoffnungen, aber immerhin ein starker Abschluss der Europa-Saison 2007. PierreYves Corthals machte mit seinem Privatfahrer-Sieg den Triumph für Seat komplett und ist damit wohl en route zum Titel bei den Independents.

Titelkampf 2007: Die Positionen sind bezogen

Jetzt führen zwei Fahrer ex aequo mit 81 Punkten die Tabelle an, nämlich Andy Priaulx für BMW und Yvan Muller für Seat. Insgesamt fünf Fahrer haben noch Chancen auf den Weltmeistertitel: Farfus ist zehn Punkte zurück (71), Thompson im erstaunlichen Uralt-Alfa hält bei 69, und Jörg Müller bei 66. Die BMW-Fahrer werden wohl für Priaulx kämpfen müssen.

Für den Franzosen Muller hat sich das Va-Banque-Spiel, der Wechsel auf den neuen TDI, ausgezahlt. In sechs Wochen gibt es das Grande Finale in den Straßen von Macao: BMW gegen Seat: Sehen wir den ersten WM-Titel für ein Diesel-Auto?

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