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Salzburger Jedermann

Großes Theater in der Freiluft-Arena Salzburgring, sogar das Wetter spielt mit - Hunderstel-Krimi im Qualifying, gewinnen kann "jedermann"!

Wider jede Papierform: der Europacup der Tourenwagen hat in seinen vergangenen drei Ausgaben das eine oder andere Wetter-Fiasko erlebt, und ausgerechnet im Mutterland des Schnürlregens hielt, nach wechselhaftem Freitag, extra für die FIA nochmals der Spätsommer Einzug.

In den freien Trainings hatten die Skandinavier die Nase vorn. Richard Göransson im BMW, der Gewinner des ersten Europacups 2005, duellierte sich mit Michel Nykjær. Der Däne ist hier erstmal im Chevrolet Lacetti unterwegs.

Nach den Rennen des Histo-Cup und der ADAC Procar stand das Qualifying für die beiden sonntäglichen Läufe auf dem Programm, und die 30-Minuten-Session begann turbulent. Zweimal gab es Abbrüche mit der roten Flagge, jedes Mal war es wohl der Übermut der Jugend.

Mit George Tanev aus Bulgarien (BMW) und dem Spanier Oscar Nogues (Seat) nahmen sich zwei "junge Wilde" selbst aus dem Rennen um die Pole. Beide Male war die Zielkurve Ort der Ausrutscher, verletzt wurde nur Blech.

Skandinavische Leistungsschau

Es gab Windschattenspiele in typischer Salzburgring-Manier, wer sich keinen „Schrittmacher“ fand, wurde durchgereicht. Die neun schnellsten Fahrer lagen am Schluss innerhalb einer Sekunde, die Top 3 trennten nur 46 Hunderstel.

Dänemark vor Schweden und Deutschland: Michel Nykjær sichert sich mit 1:17,609 die Pole Position für das erste Sonntags-Rennen. Neben ihm Göransson, in Reihe 2 Franz Engstler und mit Honda-Pilot Tomas Engström noch ein Schwede.

Drei Schweden und drei Dänen unter den schnellsten 10 Qualifyern – die Nationenwertung dürfte heuer eine skandinavische Leistungsschau werden.

Nykjær kann alles

Neues Team, neues Auto, neue Strecke – voriges Jahr fuhr er einen Seat, heuer in der dänischen Serie einen BMW, jetzt also erstmals den Lacetti. Das hielt Michel Nykjær nicht davon ab, in der Endphase des Qualifyings das Kommando zu übernehmen.

Er war klarerweise rundum happy: „Ich glaube, wir können am Ende des Wochenendes am selben Platz sein!“ – War der Umstieg auf die unbekannte Package so knapp vor dem ETCC-Meeting riskant? Die Antwort kommt selbstbewusst und mit einem Augenzwinkern: „Ein guter Rennfahrer kann alles fahren…“

Der neue schwedische Champion Göransson haderte ein bisschen mit dem Verkehrsaufkommen während seiner schnellsten Runden, war aber am Ende nicht unzufrieden mit Startplatz 2: „Als Rennfahrer will man immer der Schnellste sein, aber in Wahrheit bin ich sehr froh, Zweiter zu sein – denn die Pole Position hier ist links. Also ist Startplatz 2, auf der Innenseite für die erste Kurve, sehr günstig.“

Auch er äußerte sich nach dem ersten Kennenlernen sehr positiv über den Salzburgring. Franz Engstler wiederum ist hier nach etlichen Rennen quasi zuhause. Der deutsche Tourenwagen-Veteran ist mit einem „Leihauto“ aus Dänemark unterwegs. Sein eigenes Rennfahrzeug ist bereits unterwegs nach Japan zur zur WTCC-Runde in Okayama.

Bei Engstler überwog jedenfalls der Optimismus für den Renntag, etwas düsterer war hingegen die Stimmung im Lager von Wolfgang Treml.

Treml: Rostige Flügel...

Der österreichische Haudegen der Tourenwagen-Szene ist mit dem Opel Astra GTC am Start, den er heuer auch in der deutschen Procar-Serie bewegt.

Für ihn und das Team Kissling Motorsport begann das Wochenende harmlos, dann schlugen die Offiziellen allerdings zu. Zunächst monierte man am Opel den Heckflügel, der offenbar nicht ETCC-konform war.

Unbeflügelt ging es in die Samstags-Trainings, dann bekam Treml aber zusätzlich noch 30 Kilo Ballast verordnet. Und er war darüber klarerweise unfroh:

"Im Freitag-Training war ich im Regen Zweiter, im Trockenen dann Neunter. Wenn du unter den Top 10 bist, ist eigentlich alles möglich; jetzt bin ich im Nirvana…“ –denn am Ende des Tages wurde die Startnummer 15 auf Platz 18 geführt, satte 4,2 Sekunden hinter der Pole-Zeit. Autsch!

Treml: "Das sind Sachen, mit denen du kurzfristig ehrlich gesagt nicht leben kannst. Wir müssen sowieso schon die Reifen umändern, wir fahren ja das ganze Jahr mit einem anderen Reifenfabrikat.

Im Teufelskreis der FIA?

"Das war unser Problem: in den vier Trainingssitzungen das Auto mit diesem Reifen zum Laufen zu bringen. Wir waren eigentlich sehr gut, sind dann aber gebremst worden – da dreht man sich im Kreis.“

Resultat der Flügel-Amputation: „Ein bissl Topspeed fehlt uns, und oben in der schnellen Doppel-Rechts ist es natürlich ein Ritt auf der wilden Maus, weil dem Auto die Stabilität fehlt.“

In der heurigen Procar war der Leobener mit dem Opel gut sortiert, ein zweiter Platz war sein bestes Ergebnis, kontinuierlich bewegte man sich unter den Top 5: „In der Procar ist die Luft an der Spitze auch dünn; dort sind es fünf Autos, die gewinnen können; hier in der ETCC können sicher zehn gewinnen.“

Was es mit diesen Verordnungen der Offiziellen auf sich hat, wird noch herauszufinden sein, der Effekt ist jedenfalls klar: „Das ganze Zeug kostet mich eineinhalb Sekunden. Jetzt sind wir gefordert, das bis morgen irgendwie zu finden. Wir gehen jetzt auf’s Ganze; denn mit dem Startplatz bin ich unter meiner Performance geschlagen.“

Die Alten und die Kleinen: SP und S1600

Die Super-Production-Klasse zeigte sich gegenüber der Nennliste doch stark dezimiert, nur drei Autos waren im Qualifying aktiv.

"Eins, zwei, viele“ oder: Fluch der römischen Ziffern - der VW Golf VI aus Russland entpuppt sich dann doch als Golf IV, aber er läuft und läuft.

Nikolai Karamischew schaffte bei den „Super-Prods“ Startplatz 2, das ist Position 22 insgesamt. Vor ihm klassiert sich Fabio Fabiani im älteren 320er-BMW. Das schaffte er auch 2007, dann war für ihn im ersten Rennen früher Dienstschluss.

Die schnellste Runde in dieser Klasse war sieben Sekunden langsamer als die flotteste S2000-Zeit, die kleinen 1600er sind auf Anhieb praktisch genauso schnell. Vielleicht kann man sich die Super Production nächstes Jahr sparen?

Und die Super 1600 ist bei ihrem ersten Auftritt mit sechs Startern vertreten. Ford hatte die Nase vorne, die Fiesta-Treter Ralf Martin und Carsten Seifert aus Deutschland starten von Position 23 bzw. 24. Jens Löhnig im Citroen C2 und Guido Thierfelder im Peugeot 207 erfreuen den PSA-Konzern.

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