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They call him Mister Fantastisk

Rennsport der Weltklasse am Salzburgring: Windschattenschlachten, viel Schrott und skandinavische Festspiele mit spanischem Gaststar!

Die kleinen Sünden werden sofort bestraft: nach dem Qualifying versetzten die Kommissare vier Fahrer um je fünf Plätze zurück. Der Grund: Ignorieren der gelben Flaggen. Am härtesten trifft es Tomas Engström, der Schwede wandert von Startplatz 4 auf 9.

Wolfgang Treml profitiert indirekt vom Pech eines dieser Kollegen, er tauscht mit Andrej Smetski und startet von Position 17 statt 18.

Causa Treml: Plädoyer der Anklage

Zum Heckflügel-Mysterium äußern sich die Offiziellen wie folgt: der Opel Astra entsprach nicht dem technischen Reglement – der Heckflügel war zu groß.

Das Auto ist in Deutschland bei der dortigen Motorsportbehörde DMSB national homologiert, eine FIA-Homologation gibt es nicht. In Deutschland ist der Astra regelkonform, hier beim FIA-Event waren die Techniker anderer Meinung.

Das Team wurde vor die Wahl gestellt, entweder den Flügel zu entfernen oder 3 Kilo Ballast zuzuladen; man entschied sich für die Demontage des Flügels. Die Zuladung des Gewichtes war keine Strafe, sondern zwecks Erreichens des FIA-Basisgewichtes. Als Fazit blieben jedenfalls erschwerte Bedingungen für den Steirer.

ADAC Procar: richtig Rikli

Kurz zum Finale der deutschen Procar-Serie am Samstag: Peter Rikli aus der Schweiz war im Honda Accord zweimal erfolgreich. Er fährt hier ein Doppelprogramm mit der ETCC, andere Procar-Starter (z.B. Treml oder die Brüder Geipel in ihren Toyotas) entschieden sich für eine Konzentration auf den Europacup.

Auf der Pole war Jack Lemvard aus Thailand, er killte allerdings schon beim Aufwärmen der Reifen eine Antriebswelle an seinem BMW. Auch Riklis Landsmann Remo Friberg, der dem Honda-Piloten kurzzeitig gefährlich wurde, musste mit Defekt einer BMW-Antriebswelle aufgeben.

Philipp Geipel im neuen Toyota Auris stand bereits als Meister fest. Rikli ist Vize. Jens-Guido Weimann im Mercedes C200, einem echten Exoten, holt sich Endrang 3. Er war auch in Salzburg einmal auf dem Podest.

Oktober im Nesselgraben

Die Sonne bemüht sich zwar, aber am Morgen ist es dennoch empfindlich kühl. (Das merkte man auch an der Auslastung der Tribünen.) Das Warm-up hatte somit seine reale Bedeutung.

Richard Göransson (BMW) vor Michel Nykjær (Chevrolet) und Franz Engstler (BMW) lautete das Resultat dieser 15-Minuten-Session, diese drei kristallisierten sich als unmittelbare Sieganwärter heraus.

Schnellster der 1600er war Carsten Seifert im Ford Fiesta ST, das versprengte Häuflein der Super Productions sah Fabio Fabiani BMW) voran.

Überhaupt nicht mehr dabei war Toyota-Fahrer Philipp Geipel; er ist über Nacht erkrankt und musste w.o. geben.

Bei den S1600 wurde Carsten Seifert ganz ans Ende des Feldes versetzt: ein Motorwechsel war nötig, das bedeutet den Verlust seiner Startposition.

Lauf 1: Sonnenschein und Windschatten

Internationales Comeback des Salzburgrings: 28 Fahrzeuge ordneten sich am Grid zum ersten der beiden 12-Runden-Rennen ein, ein prächtiges Bild.

Im Gegensatz zu den anderen Läufen gab es hier keine gelben Flaggen bei der ersten Durchfahrt der Schikane; es wurde sofort ernst. Und zwar sehr ernst: Nykjær und Göransson kamen noch unbeschadet durch, dahinter zahlten Engstler, Engström und andere in einer Kollision drauf.

Franz Engstler musste an die Box, er spielte ab da keine Rolle mehr. Der Vorsprung der beiden Leader auf das Feld betrug sofort 3 Sekunden.

Ab da war die Entscheidung eine Sache zwischen Göransson und Nykjær. Die beiden lieferten sich über die Distanz eine Windschattenschlacht, von der auch einige NASCAR-Stars eine DVD zu Schulungszwecken anfordern werden. Etliche Führungswechsel und professionell-harte Infights später ging es in ein fulminantes Finale in Runde 12.

Göransson hatte Michel Nykjærs Chevrolet formatfüllend vor sich, der Däne fuhr die ganze Runde Kampflinie. Durch die Nocksteinkehre ging’s nebeneinander, detto durch die Fahrerlagerkurve – dort kam der Schwede dann etwas zu weit von der Linie ab, Nykjær bedankte sich für die Atempause und kam mit 0,19 Sekunden Vorsprung als Sieger ins Ziel.

Hinter den beiden brauchte der als Sechster gestartete Oscar Nogues einige Runden, um sich auf Platz 3 zu etablieren. Unter den Augen von Seat-Sportchef Jaime Puig behauptete sich der Sieger des heurigen Seat Leon Eurocups gegen den Dänen Kristian Poulsen (Honda) mitunter sehr robust auf dem letzten Stockerlplatz. Nach einem Unfall in der Schlussphase - Poulsen segelte in der Zielkurve in die Leitschienen - stand der junge Spanier unter Beobachtung der Kommissare.

Die Super Productions sahen ein gutes Duell zwischen Fabiani und Karamischew, der Lette Egons Lapins im angejahrten Honda Integra war chancenlos.

Bei den S1600 gab es eine Ford-Fiesta: Ralf Martin vor Andrej Kruglik (mit starker Leistung) und Carsten Seifert.

Wolfgang Treml kam auf dem 15. Platz ins Ziel, vor ihm drehte sich in der letzten Runde ein Fahrzeug; das war aber beileibe nicht sein Hauptproblem: „Ab der 7. Runde war das Auto defekt; ich hatte keine Bordspannung mehr.

Dann geht das Auto nicht mehr auf Höchstdrehzahl, somit hab ich alle vorbeilassen müssen. Grundsätzlich habe ich mich hinter Rikli gehalten, der war gleich schnell wie wir“ – und war im Ziel Zwölfter.

Wie in der WTCC herrschen in der Pause zwischen den Rennen Parc-Fermé-Bedingungen, bis auf 15 kurze Minuten durfte also nicht an den Autos gearbeitet werden.

Lauf 2: Festival in Gelb

Die Voraussetzungen für das zweite Rennen waren dieselben wie in der WTCC: stehender Start, die ersten acht Platzierungen am Grid umgedreht. Cesar Campanico hatte die Nase vorne, dahinter stieg in der ersten Schikane wieder einmal der Rauch auf.

Der große Leidtragende des Chaos war Richard Göransson, der Schwede verlor etliche Plätze. Damit war er de facto aus dem Titelrennen. Vorneweg holte sich ein anderer die Publicity.

Oscar Nogues im Seat Leon (der Benziner-Variante) des Sunred-Teams erfreute die anwesenden Seat-Granden mit einer blitzsauberen Leistung. Campanico konnte sich nicht lange dieser Angriffe erwehren, er kreiselte von der Strecke.

Damit war Nogues der alleinige Star des Rennens, dahinter ackerten sich die Titelfavoriten zurück in Richtung der Spitze. Michel Nykjær im Chevy Lacetti überrollte die Gegner, die zwischen ihm und Platz 2 standen, dann machte er sich an die Verfolgung des gelben Seat.

Göransson und Engstler hatten ebenfalls noch nicht aufgegeben, sie rangelten nach bemerkenswerten Aufholjagden rundenlang um Platz 3. Quer durchs Feld wurde sehenswert gekämpft, auch in der 1600er-Klasse.

Dort spielte Guido Thierfelder im Peugeot anfangs die Hauptrolle, am Schluss gab aber wieder die Fiesta-Phalanx den Ton an. Eine halbe Sekunde trennte Ralf Martin, Carsten Seifert, und Andrej Kruglik im Ziel. Martin ist damit der erste Champion der S1600-Klasse.

Bei den Super Productions produzierte sich Fabio Fabiani super, er fuhr ungefährdet zum Sieg. Karamischew im Vierer-Golf schaffte immerhin, ihn ein paar Runden lang zu verunsichern.

An der Spitze war Oscar Nogues souverän, gegnügte sich mit dem 2. Platz, Michel Nykjær begnügte sich mit Platz 2, denn der bringt ihm Platz 1: der Däne verteidigt seinen Titel im FIA-Tourenwagen-Europacup. Ein Scheck über 15.000 Euro versüßt den Triumph.

Dahinter genügten Richard Göransson drei Zehntelsekunden, um sich in einem famosen Zweikampf gegen Franz Engstler den 3. Platz zu sichern. Der „Vize-Titel“ geht aber an Oscar Nogues aus Spanien. Und Dänemark sichert sich das „Häferl“ für die Nationenwertung.

Wolfgang Treml hielt sich aus den Reibereien der Anfangsphase heraus; er kam auf Platz 9 ins Ziel. Damit ist er auch bester, weil einzig verbliebener, S2000-Pilot aus der deutschen Procar-Meisterschaft.

Stimmen nach dem Rennen

Für Michel Nykjær, den ersten Titelverteidiger der ETCC, war „fantastisk“ das Schlüsselwort: „Die verrücktesten Rennen meines Lebens, mit dermaßen vielen Unfällen am Start. Dass ich wieder auf die Strecke zurückgekommen bin und pushen konnte, war natürlich „fantastisk“.

Richard Göransson war dieses Wochenende auch sehr schnell, aber ich hatte vielleicht etwas mehr Glück. Die letzten zwei Runde bin ich nur mehr auf Sicherheit gefahren. Wieder Euro-Champion zu sein, ist, echt „fantastisk“!“

Oscar Nogues war zeitweise unartig auf der Rennstrecke, dafür umso artiger bei der Pressekonferenz: „Ich musste die ganze Zeit Boden gutmachen; im Qualifying hatte ich einen Fahrfehler, damit nur Startplatz 6. ein Glück auch, dass ich an all den Unfällen vorbeikommen konnte. Dank an Seat und das Team für diese Chance!“ – Die der junge Spanier auch tadellos genutzt hat.

Und Richard Göransson hat seinen Humor nicht verloren: „Es wäre falsch zu behaupten, dass ich mit diesem 3. Platz happy bin! Ich hatte mit Michel ein phantastisches Rennen im ersten Lauf, drum hab ich gedacht, es wird auch im zweiten Lauf wieder ein guter Fight. Dann war da dieser große Startunfall, und bin verwickelt worden. Damit war die Meisterschaft gelaufen.“

Auch er äußert sich sehr positiv über den Salzburgring: „Diese Strecke ist gut für alle Autos. Aus Schweden bin ich gewöhnt, dass auf einer engen Strecke die BMW vielleicht etwas schneller sind; woanders sind dann die Fronttriebler vorne. Aber auf dieser Strecke war alles sehr ausgeglichenes, gutes Racing!“

Sein Schlusswort, und unseres: „Es war ein hartes, ein großartiges Wochenende!“

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