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Beppo Harrach: Gaststart in Brünn

Traditionelles Finale, traditionelle Sieger: die DTM-Mercedes waren auch heuer unbezwingbar - Überraschung: Harrach bei Jetalliance

Johannes.Gauglica@motorline.cc; Fotos: Petr Frýba, GEPA

Hier sehen Sie Bilder vom "Epilog" in Brünn!

Die tschechische Saison endete traditionell mit dem Epilog, dem Sechs-Stunden-Rennen in Brno. 66 Autos waren an einem trüben Samstagnachmittag mit dabei, unter ihnen gleich drei DTM-Boliden und FIA-GT-Renner wie ein Maserati MC12 oder die Corvette von AT Racing.

Und mittendrin ein bekanntes Gesicht aus einer anderen Szene: Beppo Harrach war im Team Jetalliance Racing mit einem Aston Martin unterwegs; allerdings nicht mit dem brachialen GT1-Zwölfzylinder aus der FIA-GT, sondern mit einem ca. 380 PS starkenVantage N24.

Harrach: zurück zu den Anfängen

"Mein allererstes Autorennen war ein Rundstreckenrennen im Rahmen des Histo-Cups am damaligen A1-Ring, mit einem 2002er-BMW. Das war, wenn ich mich recht erinnere, 1999 – kurz bevor ich die erste Rallye gefahren bin.“ - Und die Anfangszeit des stolzen Histo-Cup. Erfahrungswerte von damals?

"Ich kann mich an fast nichts mehr erinnern, außer dass beim BMW der erste Gang links unten war, was mich furchtbar genervt hat, weil ich nie gewusst hab, in welchem Gang ich bin! Beim Aston ist das simpler, weil wir die Paddles haben. Das Auto kuppelt selbst ein und schaltet automatisch in den nächsten Gang, da muss man überhaupt nicht mehr viel überlegen.“

Die beiden Vantage von Jetalliance Racing waren in Brünn keine Sieg-Kandidaten, denn das Fahrzeug ist ganz bewusst vergleichsweise simpel gehalten – ein modifizierter Straßen-GT mit gutmütiger Charakteristik. Harrach attestiert dem Auto einen hohen Spaßfaktor:

"Es ist sehr einfach zu fahren, und es macht Spaß. Aber es ist natürlich kein "full spec"-Rennauto wie die DTM-Autos oder der Maserati MC12. Bei unserem Auto ist der Grenzbereich sehr breit, aber die Gefahr ist, dass man es überfährt. D.h. man fährt zu aggressiv und kriegt keine Zeit zustande. Man muss damit ruhig fahren, seine Linie sauber ziehen. Herauszufinden, wann man mit dem Auto am zeitlichen Limit ist, ist schwierig.“

Das größte Setup-Problem: "Wie stellen wir Sitz und Lenkrad ein, dass es für alle drei Fahrer passt? Zum Glück sind wir alle drei auf den Zentimeter genau gleich groß."

Rush-hour auf der Strecke, ungewohnt für einen Rallyefahrer:

"Die beste Zeit von mir lag im Training bei 2:15,3, ein DTM-Auto fährt hier ungefähr 1:50 - man kann sich vorstellen, was das für einen Geschwindigkeitsunterschied bedeutet. Genauso schlimm ist es aber mit den Fiat Cinquecento, die da auch unterwegs sind - die stehen dann wieder im Vergleich zu uns. Wir müssen zwischen denen Slalom fahren, gleichzeitig kommen von hinten die DTM-Autos angeschossen, dem man wieder Platz machen muss. Nicht ganz einfach!“

Die Ausgangsposition für das Team mit Startnummer 18: "Wir sind genau im Mittelfeld, liegen auf Position 37 von knapp 70 Autos. Manche sind extrem schneller als wir, andere extrem langsamer. Es ist sehr tricky, da ohne Zwischenfall über die Runden zu kommen.“

Das wurde es dann auch, wenngleich nicht unbedingt für dieses Team, aber für etliche andere. Beppo Harrach zum Kennenlernen der Strecke:

"Ich bin das erste Mal in Brünn, kannte den Kurs gar nicht. Es ist sehr lustig, nicht unbedingt High-Speed. Wir fahren in einem Geschwindigkeitsbereich, in dem ich mich auch bei der Rallye bewege. Nur dass ich diesmal irrsinnig viel Platz habe und sogar, wenn ich mich verbremse, nicht von der Strecke abfliege, sondern nur die Linie nicht treffe.“

Kleinholz in großem Stil

Schon im Training verschrottete das Bohemia Racing Team einen DTM-Audi A4, man rollte kurzerhand einen Ersatzwagen aus dem Transporter. Auf so hohem Niveau schwelt seit Jahren die Rivalität zwischen der Audi-Truppe der BRT und den Mercedes-Mannen von Charouz Racing Systems.

Profi-Besatzung: Bei BRT drehten unter anderem Jiri Janak und der Schwede Thed Björk am Steuer, bei Charouz waren es Tomas Enge, Jarek Janis und LMS-Legionär Stefan Mücke.

Gleich in Runde 1 gab es teaminterne Rivalität zwischen den beiden Sternen, die Teamkollegen landeten einträchtig neben der Strecke! Der Audi trat die Flucht nach vorne an, die aber schon nach einer halben Stunde mit einem frühen Stop eingebremst wurde. Nach 45 Minuten waren die beiden Mercedes wieder an der Spitze des Feldes und blieben dort fast bis zum Schluss.

Doch kein Doppelsieg: In den letzten Minuten des Rennens stolperte das bis dahin führende Auto Nr. 2 bei einer Überrundung (unnötiges Risiko der Profis?), damit gab es für das Charouz-Team die Plätze 1 (Charouz/Enge/Mücke/Lacko) und 3 (Enge/Charouz/Janis/Mücke – hier fuhr also fast jeder Fahrer jedes Auto), BRT holte Platz 2 mit dem Audi und Maderyc/Kostka/Björk/Janak.

Best of the rest

Ferrari, Maserati, Pagani, Porsche,…: die Supercar-Dichte war hoch, aber hinter den drei DTM-Boliden mussten sich alle andere hinten anstellen. So auch der Maserati MC12 von JMB Racing - der GT1-Renner war fahrerisch nicht erstklassig besetzt, aber auf Top-5-Kurs; eine Kollision riss ihn aus dem Rennen.

Die Corvette C5-R von AT Racing unter Betreuung von Sepp Renauer war beständig unter den "best of the rest“. Für Wolfgang Kaufmann und Vater & Sohn Alexander Talkanitsa ging sich im Endeffekt dann Platz 4 aus.

Anfangs weit vorne dabei war auch Lukas Lichtner-Hoyer, diesmal als Gast im ebenfalls von Charouz eingesetzten Lamborghini Gallardo. Mit dem nominell unterlegenen GT3-Auto machte er in der Spitzengruppe munter mit, leider war nach einem Aufhängungsschaden schon in Runde 20 Schluss.

Seine Jetalliance schlug sich sehr tapfer: ohne Troubles und mit gleichmäßigen Zeiten erreichten die beiden Aston Martin die Plätze 17 (Beppo Harrach/Thomas Jakoubek/Florian Aichinger) bzw. 21 (Leo Willert/Vitus Eckert).

Ein Augenrschmaus, aber technisch hoffnungslos ist seit Jahren der Pagani Zonda von Rock Media Motors – der Exote hielt diesmal überraschend lang durch, sah aber wieder einmal das Ziel nicht.

Ein Rallyestar der 1970er war mit einem Tatra Ecorra V8 dabei: John Haugland aus Norwegen war in Ostblock-Tagen Werksfahrer bei Skoda; heute bereits ein flotter 60er, coacht er die WRC-Elite. Im angejahrten Tatra war mehr als Platz 16 und der Sieg in der Wertung "bester Sound" nicht möglich.

Unsere Burschen

Das beste Team aus Österreich war also AT Racing, die besten österreichischen Fahrer tauchen auf Platz 7 auf: Patrick Ortlieb, Martin Sagmeister und Paul Pfefferkorn im Porsche 997 GT3 Cup von G-Private Racing setzten zurecht auf Zuverlässigkeit und Konstanz.

Ihre Teamkollegen hatten spätes Pech: Jörg Peham/Reinhard Natter/Mathias Schmitter waren auf dem Weg in die Top 6, bis ihr Rennen in der Schlussphase in der Leitschiene endete.

Die Porsche-Szene war in Hochform: Platz 8 für Viktor Grünhut/Robert Pabel, Rang 11 für Otto Dragoun/Georg Zoltan mit Schweizer Schützenhilfe durch Philipp Zumstein. Gerhard Flenreiss und sein deutscher Co Rupprecht Semrau sahen die Zielflagge auf Position 19.

Und dass es auch ohne Porsche geht, zeigten Philipp Haas und Andreas Kuchelbacher: mit dem Citroen Saxo VTS, einem der kleinsten Autos im Feld. Sie machten den fehlenden Hubraum durch Kampfgeist wett, das Resultat war der 30. Platz.

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