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Italienischer Blechsalat

Viel Karosserie-Einsatz und voller Erfolg für Seat am Traditionskurs - Siege für Yvan Muller und Gabriele Tarquini mit TDI-Power

Im königlichen Park von Monza regierte diesmal das spanische Hofzeremoniell. Die Tourenwagen-WM beendete ihre europäische Saison mit zwei Rennen am Autodromo Nazionale. Anders als die DTM-Asse hatten die Jäger des WM-Titels beste Bedingungen: Altweibersommer in Monza.

Tabellen-Leader Yvan Muller im Seat Leon TDI hatte zum zweiten Mal in Folge die Pole Position. Die Spanier nutzten ihren guten Speed auf den Geraden mit cleverer Windschattentaktik aus, um sich mit Muller-Tarquini-Gené-Rydell auf den ersten vier Plätzen der Startaufstellung zu postieren.

Mit Rob Huff stand der beste Chevrolet-Mann in der Tabelle nur auf Platz 9, alle seine Teamkollegen vor ihm. Bei Chevy funktionierten die Windschattenspiele überhaupt nicht.

Titelverteidiger Andy Priaulx im BMW ist mit seinem Team Einzelkämpfer, dementsprechend sah nur Startplatz 8 heraus. Schnellster BMW war Augusto farfus als Fünfter.

Lauf 1: Grande Casino

Nur 9 Runden waren in den beiden Läufen jeweils zu bewältigen. Ein prächtiges Feld setzte sich in Bewegung - 30 Autos waren am Start, darunter erstmals drei japanische Fahrer.

Das erste Rennen mit rollendem Start begann schon turbulent: James Thompson wurde im Getümmel gleich vor der ersten Schikane „entsorgt“. Auch Alain Menu wurde in eine Rempelei verwickelt.

Jordi Gené verlor etliche Positionen in all der Verwirrung, Tarquini und Muller blieben ruhig. Abgesichert von Rickard Rydell legte die spanische Armada ein Flottenmanöver hin.

Dahinter war Farfus die längste Zeit der Hoffnungsträger bei BMW, bevor im Cockpit des 320si alle Warnlichter aufleuchteten: Motor k.o., Nullnummer für den Brasilianer. Ein Motortausch war notwendig.

Kontroverse in der letzten Runde

Am Beginn der letzten Runde lancierte Yvan Muller einen Angriff auf Gabriele Tarquini; er ging bei der Anfahrt zur ersten Schikane vorbei. Dahinter probierte Nicola Larini im Chevy dasselbe bei Rickard Rydell; die beiden gerieten aneinander.

Larini schaffte es nach dem Kontakt noch durch die Schikane, Rydell nahm die Abkürzung. Der Schwede ließ sich hinter Muller und Tarquini zurückfallen, jedoch nicht hinter Larini - die Offiziellen blätterten im Reglement.

Larini verlor zu allem Überfluss mit einem Reifenschaden einige Plätze und schleppte sich noch auf Rang 6 ins Ziel

Große Freude bei Seat, Dreifachsieg - oder?

Bei den Independents trumpfte Pierre-Yves Corthals im Benzin-Seat auf. Der bayrische Haudegen Franz Engstler machte die Sache bis ins Ziel interessant, er kassiert Punkte für Platz 2.

Wertungs-Leader Sergio Hernandez war mit Rang 3 und weiteren Punkten zufrieden. Freude auch in Fernost, alle Japaner kamen ins Ziel: Manabu Orido auf Platz 16, gleich dahinter Takayuki Aoki, und Yukinori Taniguchi auf 21. Position.

Lauf 2: Altmännersommer

Diskussionen in der Pause zwischen den Rennen: Rydell wurde bestraft und auf Rang 17 zurückversetzt. Somit stand auf der Pole Position (rein zufällig) ein Italiener, nämlich Alessandro Zanardi.

Würde der Bologneser den unverhofften Vorteil in einen populären Heimsieg umsetzen können? – Die Antwort war: nein. Nach sehr gutem Start wurde Zanardi recht bald eingeholt, der Infight begann.

Einen starken Start erwischte auch Tarquini, er reihte sich nach der ersten Kurve auf Platz 4 ein. Jordi Gené erledigte diesmal die Führungsarbeit für Seat, dahinter kämpfte Tarquini um Position.

In Runde 2 wurde Zanardi vom Feld überrollt, er wurde letztlich Siebenter. Es wurde wieder um jedes Hundertstel gerangelt; zwei, drei, vier Autos katapultierten sich nebeneinander auf die langen Geraden.

Rosige Zeiten für Seat

Muller tankte sich links, rechts und mittendurch auf Platz 4 durch. Es war die Zeit der Veteranen; neben Muller und Tarquini (dem Opa im Feld mit 46 Jahren) waren Larini im Chevrolet und Gené die Protagonisten.

Larini hatte Muller im Griff, an der Spitze gab es mittlerweile den taktischen Platztausch: Gené ließ Tarquini passieren und blockte Larini effizient bis ins Ziel ab.

Die BMW hatten keinen Auftrag an diesem Wochenende, Titelverteidiger Andy Priaulx wurde nach Reifenschaden als Vorletzter klassiert, noch vor Chevrolets aussichtsreichster WM-Hoffnung Rob Huff. Auch das zu Seats Vorteil!

Somit hat Yvan Muller mit 95 Punkten jetzt einen 9-Zähler-Vorsprung auf Gabriele Tarquini; Rob Huff ist mit 64 Punkten bereits deutlich zurück. Seat hat alles im Griff; aber so sah es auch voriges Jahr um diese Zeit aus...

Späte Entscheidung der Stewards: Tarquini wird für eine Abkürzung durch die Schikane am Start von Lauf 2 bestraft, beim nächsten Rennen wird er um 5 Startplätze zurückversetzt. - Das könnte auf den Titelkampf seine Auswirkungen haben. Vorteil Muller?

Hernandez ganz privat

Die Privatiers sahen einen weiteren Sieg des Spaniers Hernandez im Proteam-BMW, diesmal vor seinem Teamkollegen Stefano d’Aste und dem Dänen Kristian Poulsen. Nur eine Naturkatastrophe kann den souverän agierenden Hernandez noch am Gewinn der Independents Trophy hindern.

In der Welt der Privatfahrer ist BMW immer noch die dominante Marke – schwacher Trost für die Bayern, die heuer den WM-Titel wohl verlieren werden.

Manabu Orido war der letzte Überlebende der japanischen Delegation; er freut sich jetzt auf sein Heimrennen in Okayama am 26. Oktober.

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