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6h-Rennen "Epilog", Brünn

Wintersport

Bittere Kälte, deshalb kaum Zuschauer, Rückzug einiger Favoriten vor dem Start, und trotzdem war der Epilog 2009 eine spannende Sache.

Johannes.Gauglica@motorline.cc; Fotos: Petr Fryba/AT Racing

Man lernt nie aus: Temperaturen unter 7 Grad Celsius seien dem Betrieb von DTM-Fahrzeugen nicht zuträglich , hat der Hersteller verlauten lassen.

Deshalb wurden die DTM-Mercedes aus dem Stall von Antonin Charouz, die diese Veranstaltung seit Jahren dominiert haben, schon nach den ersten Trainings am Donnerstag zurückgezogen.

Denn es war eisig kalt: „Im Qualifying hat es geschneit“, erzählte Porsche-Pilot Jörg Peham – und er habe in diesem Moment stark an seiner Vernunft gezweifelt. (Dies ist nicht seine genaue Wortwahl.)

Nach der nächtlichen Quali-Session mussten auch Patrick Ortlieb und Freunde ihren Porsche wieder aufladen, in der Auslaufrunde leistete sich einer der Fahrer einen Einfädler im Zielschuss – und in die Barriere.

Die Bedingungen waren grenzwertig, meinte Corvette-Teamchef Sepp Renauer: „Ein halbes Grad Fahrbahntemperatur hat den Unterschied bedeutet zwischen Grip und Hilflosigkeit. In der ersten Session waren wir nur Fünfundzwanzigste, hinter allen Diesel-Golfs!“

Neu gemischt

Auch Jetalliance-Boss Lukas Lichtner-Hoyer hätte einen der DTM-Wagen fahren sollen, er kam durch den Rückzug um eine realistische Siegchance.

Das Rennen nahm damit allerdings eine neue Gestalt an, denn jetzt gab es auf einmal ein gutes halbes Dutzend echter Sieganwärter.

Die rutschige Fahrbahn forderte in den Rahmenrennen ihre Opfer, die schwereren Boliden des „Epilog“ mussten sich in der Anfangsphase zunächst selbst eine trockene Rennlinie schaffen.

Der Renntermin am Samstag um 14. Uhr brachte zwar keine Hitzewelle, aber zumindest blieben die Niederschläge aus. Mit zaghafter Sonneneinstrahlung am Nachmittag war dann immerhin die Ideallinie griffig. Nur kalt blieb es weiterhin.

Das Starterfeld war auf knapp über 40 Autos geschrumpft, denn einige andere Teams beschlossen ebenfalls, sich diese Winterreise nicht anzutun. Auf die Pole Position stellte sich der schwarze Ferrari 430 von Rock Media Motors, dieses Auto führte auch zwei Runden lang – und war dann weg.

Angeblich disqualifiziert wegen Reifenwechsels weniger als 5 Minuten vor dem Start – aber so genau wusste niemand den Grund für diesen abrupten Totalrückzug. Der bereits legendär unzuverlässige Pagani Zonda des Teams blieb gleich in der Garage.

Die Hauptdarsteller

Somit gab es vier Protagonisten, zwei davon unter österreichischer Nennung: Beim Corvette-Team AT Racing unter der bewährten Leitung von Sepp Renauer aus Neunkirchen wechselten Vater und Sohn Alexander Talkanitsa einander am Steuer der C5-R ab.

Den Porsche 997 GT3 Cup S (warum werden die Stuttgarter Typenbezeichnungen von Jahr zu Jahr komplizierter?) teilten sich Jörg Peham und Richard Cvörnjek mit dem Fahrzeugeigner Philipp Zumstein aus der Schweiz.

Die tschechische Hausmacht war vom Porsche-Team rund um den ultraschnellen Stefan Rosina, der auch die flotteste Runde des Rennens drehte und als einziger die Zwei-Minuten-Barriere knackte. Seine Teamkollegen waren ihm jedoch nicht ebenbürtig. Beim Ferrari-Team Menx zeigte vor allem Robert Pergl im F430 auf.

Für die Corvette sprach die Ausgeglichenheit der Fahrercrew und die Motorkraft, gegen den V8-Donnervogel der Spritverbrauch. Das tschechische Porsche-Team hatte den Speed, aber nicht genügend fahrerische Klasse; G-Private fuhr längere Stints, aber dafür mit weniger PS. Der Menx-Ferrari klopfte beharrlich an die Tür zum Siegerpodest.

Bittere, bittere Kälte: Die Asphalttemperatur sank von anfänglich 4 Grad bei Start und Ziel auf 1 Grad ab, das war doppelt so hoch wie die Lufttemperatur.

Die Führung des tschechischen Porsche wurde durch die Unausgeglichenheit der Fahrer zunichte gemacht, bei AT-Racing setzte man auf schnelle Gleichmäßigkeit.

Alexander Talkanitsa sen. gönnte sich in der Dämmerung mit frischen Reifen eine Zwischenattacke und drehte die schnellste Rennrunde.

Junger Mann und altes Auto

Ansonsten achteten Vater und Sohn auf eine kontrollierte Pace – aber nahe dem Limit:

„Wir haben ein GT1-Auto, aber das ist Baujahr 2002“, meint Alexander Talkanitsa jun., „der Rosina-Porsche zum Beispiel ist auf über 500 PS ausgebaut. Und wir müssen öfter stehen bleiben, in den sechs Stunden haben wir zwei Stops mehr als die Konkurrenz, denn mehr PS bedeuten auch mehr Durst.“

Der jüngere Talkanitsa fährt heuer die erste volle Saison, voriges Jahr hat er mit dem Porsche des Hauses Renauer sein Renndebüt gegeben. Für einen Neuling ist die Leistung des jungen Weißrussen, der seit neun Jahren in Österreich lebt, umso achtbarer.

Er war der Schlussfahrer des Teams und fuhr den am Schluss souveränen Sieg von AT-Racing beim neunten „Epilog“ nach Hause: „Ich habe nicht mehr alles geben müssen, weil wir drei Runden Vorsprung gehabt haben. Das Auto war top präpariert, die Reifen haben gehalten – es passt alles!“

Und Teamchef Sepp Renauer schüttelt damit den Fluch ab, der beim Epilog auf seinen Autos zu lasten schien: „Nach acht Jahren haben wir hier wieder gewonnen, es war an der Zeit!“

Es war wahrscheinlich der letzte Einsatz der in Ehren ergrauten Corvette C5-R; AT Racing blickt 2010 in Richtung der GT2-Europameisterschaft mit einer neuen Corvette C6.R GT2, dazu kommt eventuell ein GT4-Projekt.

G-Private: „nur“ Platz 4

Spannend wurde es am Ende noch einmal um die Plätze 2 bis 4. Der G-Private-Porsche 997er konnte mit einer Tankfüllung Turns von einer Stunde und 40 Minuten hinlegen, das brachte diese Mannschaft auf Podestkurs und zwischenzeitlich sogar auf Platz 2.

Vor Rennende musste man aber aber noch einen Stop einlegen, die beiden tschechischen Teams sagten „dekuj“ und zogen vorbei. Gegen den am Ende drittplatzierten Menx-Ferrari fehlten im Ziel 12,8 Sekunden.

Schlussfahrer Peham war „enttäuscht! Wir haben gut aufgeholt und brav gekämpft, das Auto ist ganz. Also sind wir zufrieden.Aber der Spash & Go war zuviel, zehn Minuten hätte ich noch gebraucht, dann ghört er mir…“

Ähnlich äußerte sich sein Teamkollege Richard Cvörnjek: „Ein undankbarer Platz, aber man muss zufrieden sein. Bei sechs Stunden sind zwölf Sekunden so gut wie garnix, aber was soll man machen. Zehn Minuten vor Schluss haben wir noch einen Spritzer Sprit draufgeben müssen, das war der Genickbruch.“

Ing. Cvörnjek

Der 19jährige Steirer Richard Cvörnjek ist aus der Formelszene in den Porsche umgestiegen, für ihn war 2009 ein Übergangsjahr. Nach einer ausgiebigen Kart-Karriere 2008 noch im Monoposto der Formel ADAC Masters bei Neuhauser Racing unterwegs, kümmerte er sich heuer zunächst um seine Ausbildung:

„Ich hätte heuer ein Formel-3-Cockpit bekommen können, aber es wäre sich mit meinem HTL-Abschluss nicht ausgegangen, und der hatte Vorrang. Ich hätte drei Rennen nicht mitfahren können, damit wäre es schade ums Geld gewesen.“

Deshalb also ausgewählte Rennen bei G-Private in der tschechischen Meisterschaft, als völliger Novize im Rennauto mit Dach: „Gleich beim ersten Rennen in Most ist es mir richtig gut gegangen, mit Jörg Peham gemeinsam bin ich Dritter geworden. Das Erfolgserlebnis hat mir getaugt, denn voriges Jahr war problematisch; ein Einstiegsjahr mit wenigen Testmöglichkeiten wegen der Schule. Jetzt habe ich den Abschluss, und wir schauen, wie’s weitergeht!“

Vorerst mit einem Engagement beim Bundesheer, und dann wären FIA-GT3 oder ein Porsche-Cup für Cvörnjek ein mögliches Ziel in der Fortsetzung der Rennkarriere; die Formelszene ist noch nicht ganz ad acta:

„Die Formel reizt immer, aber man muss das mit der Vernunft abwägen: Erstens ist es extrem teuer, und weiterkommen muss man dort auch. Wenn ich wieder Formel fahre, dann mit vollem Einsatz, halbe Sachen zahlen sich nicht aus.“

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