Rallycross-ÖM: Sedlcany | 29.06.2009
Erfolgreiche Verschrottungsorgie
Glorreiche Siege, aber leider auch viel Schrott beim vierten Lauf zur Rallycross-ÖM 2009 in Sedlcany in der Tschechischen Republik.
Leopold Freistätter
Der Lauf zur österreichischen und tschechischen Meisterschaft wurde durch die tschechischen Junior-Buggys aufgefüllt. In drei Klassen geben die Kids fest Gas, das Einstiegsalter im 125er Buggy liegt bei fünf Jahren. Die etwas älteren Nachwuchspiloten im 250er Buggy wären in der Division 4 im vorderen Mittelfeld gelandet. Beeindruckend war die Fahrzeugbeherrschung der Kids, die wegen der aufgeweichten Autocross-Piste mit den Stollenreifen auf den Rallycross-Kurs mussten.
Der Zeitplan wurde letztlich doch sehr strapaziert. Das umfangreiche Programm und viele Fahrzeugbergungen nach Unfällen sorgten für gut 90 Minuten Verspätung.
Division 1/Gruppe A
Obwohl die Nachbarn ein großes Aufgebot stellten, hatten doch die Österreicher mehr zu sagen. Insgesamt fünf Skoda Fabia, davon zwei auf Basis des S2000-Renners rollten an die Startlinie. Einer der neuen Boliden wurde vom finnischen Rallye-Star Jani Paasonen pilotiert. Es bewies wieder einmal, dass er keinen Meter geradeaus fahren kann. Schnell war er zwar nicht unbedingt, das Publikum hat es aber begeistert. Das Ende vorweggenommen: Der Finne sah die Zielflagge nicht, er musste mit Lenkungsdefekt vorzeitig aufgeben.
Die Spitze im freien Training: Alois Höller (Ford Focus T16 4x4) vor Peter Ramler (Seat Leon T16 4x4). Einzig Marek Zeman im Ford Fiesta ST T16 4x4 konnte auf Rang drei halbwegs mithalten. Im Zeittraining tauschten die beiden Österreicher die Plätze, dahinter landete Quertreiber Jani Paasonen. Peter Ramler holte sich den ersten Vorlauf vor Alois Höller und dem Tschechen Otakar Vyborny im Mitsubishi Lancer Evo.
Im zweiten Umlauf ging die Bestzeit an Alois Höller, er verwies Peter Ramler nach vier Runden um 15 Hundertstel Sekunden (oder ca. 3,55 Meter) auf den zweiten Platz. Rang drei ging diesmal an Marek Zeman.
Die beiden Österreicher mussten sich also im dritten Vorlauf die Pole für das A-Finale ausfahren. Peter Ramler entschied seinen Lauf klar für sich und konnte nur noch die Fahrt des Oberösterreichischen Ford-Piloten abwarten. Der wurde nach dem Start in ein Duell mit Marek Zeman verwickelt. Der Tscheche wollte außen an Alois Höller vorbeiziehen, touchierte die Streckenbegrenzung und rollte den Ford Fiesta ab. Der Lauf wurde abgebrochen. Am Neustart konnte Alois Höller nicht mehr teilnehmen, bei der Kollision mit Marek Zeman war eine Bremszange an der Hinterachse gebrochen.
Auch bis zum A-Finale war eine Reparatur nicht möglich und so wurde der Ford Focus kurzerhand auf Dreiradbremse umgebaut. Peter Ramler entschied den Start für sich, Alois Höller klopfte einige Male an das Heck des Seat Leon und gab sich schließlich mit Rang zwei zufrieden. Er hat damit seine ÖM-Führung verteidigt, Peter Ramler liegt jedoch nur noch drei Zähler hinter ihm.
Division 1A/Gruppe A (frontgetrieben bis 1600 ccm)
Gänzlich ohne österreichische Beteiligung dominierte Jaroslav Kalny im Peugeot 206 die Konkurrenz. Nach zwei Vorlaufbestzeiten entschied er auch das A-Finale für sich. Hinter Kalny überquerten Peter Bilek (Skoda Fabia) und Vaclav Veverka (Peugeot 206) die Ziellinie. Das Fernbleiben von Mario Petrakovits (Seat Ibiza) brachte die Gegner in der ÖM-Tabelle wieder heran. Petrakovits hat nur noch einen Punkt Vorsprung auf Jaroslav Kalny.
Division 2/Gruppe A (heckgetrieben bis 2000 ccm) & Gruppe N (frontgetrieben bis 2000 ccm)
Die Division 2 war an diesem Wochenende nicht die beste Spielwiese für die Österreicher. Josef Strobl (Mazda RX8) kämpfte mit lästigem Untersteuern am Wankelbomber, Christian Kopetzky (Peugeot 306) bemühte sich redlich, war aber letztendlich auch nicht schneller als sein Landsmann.
Im A-Finale konnte Christian Kopetzky kurzfristig auf Rang drei vorstoßen, musste diesen aber später wieder abgeben. Das Untersteuern am Mazda von Josef Strobl endete mit einem heftigen Einschlag in der Streckenbegrenzung. Der Sieg ging an Roman Castoral (Opel Astra OPC) vor Ondrej Smetana (Honda Civic Type R) und Jaroslav Srut (Peugeot 206 RC). Christian Kopetzky belegte Rang vier.
Division 4/Gruppe H
Nach vielen Problemen in der Anfangsphase der laufenden Saison lief für den regierenden Meister Klaus Freudenthaler (Seat Ibiza) diesmal alles nach Wunsch. Den Grundstein legte er schon im ersten Vorlauf, den er vor den beiden Tschechen Tomas Hurt (Peugeot 206) und Jan Skala (Peugeot 205) gewinnen konnte.
Der Sieger vom Saisonauftakt auf dem Nordring, der Tscheche Jiri Calda im Peugeot 306, war schon im ersten Vorlauf mit einem Totalschaden aus dem Rennen. Ronald Ley (Skoda Felicia) musste den ersten Vorlauf mit Getriebeschaden ebenfalls vorzeitig beenden. Der Umbau ging sich nicht rechtzeitig aus und somit war auch für ihn das Wochenende gelaufen.
Neueinsteiger Helmut Wiesmüller (Peugeot 205) kann auch eine Menge von Problemen berichten. Im Training fehlte ein Zylinder, im ersten Vorlauf brach das Schaltgestänge. Nur im dritten Vorlauf konnte er mit Rang zwölf eine passable Leistung zeigen.
Unbeeindruckt zog Klaus Freudenthaler seine Runden und fuhr auch im zweiten Vorlauf zur Bestzeit. Hinter ihm wieder die beiden Tschechen Jan Skala und Tomas Hurt. In den ersten beiden Vorläufen überraschte Richard Förster (VW Golf I GTI) als zweitschnellster Österreicher. Er fuhr jeweils auf Rang sechs.
Nach der Qualifikation für das A-Finale vergangene Woche in Mariapocs wurde der Aufwärtstrend von Reinhard Schellenbacher (Opel Corsa) jäh beendet. Im dritten Vorlauf kollidierte er mit Markus Werfring (VW Golf I GTI) und überschlug sich mehrmals. In Abwesenheit von Klaus Freudenthaler holte sich Tomas Hurt die Bestzeit im dritten Vorlauf vor Überraschungsmann Richard Förster und Ondrej Havlik (Peugeot 205).
Im B-Finale berührte Michael Stoklassa im BMW 325i die Streckenbegrenzung und überschlug sich, ein weiterer Bolide der schwer beschädigt wurde. Das anschließende A-Finale war eine klare Sache für Klaus Freudenthaler, der seinen ersten Saisonsieg feiern konnte. Dahinter die tschechische Peugeot-Armada mit Jan Skala, Tomas Hurt und Ondrej Havlik. Richard Förster belegte Rang fünf.
Nächste Station der Rallycross-ÖM ist wieder Sedlcany, gefahren wird am 1. und 2. August, dann auch wieder um Punkte in der FIA-Zonen-Trophy.