
ETCC: Franciacorta | 17.10.2010
Europacup geht an James Thompson
Der Brite verteidigt seinen ETCC-Titel, Michael Nykjaer durch Kollision gebremst, und Wolfgang Treml empfiehlt sich für 2011.
Die italienische Sonne ließ sich für das Finale des Europacups der Tourenwagen nicht blicken; tristes Regengrau war die Farbe des Tages in Franciacorta.
Michael Nykjaer wird sich etwas ärgern, dass er die erste ETCC-Runde auslassen musste; denn rein aufgrund der Überlegenheit des Diesel-Seat hätte der Däne heuer komfortabel den ETCC-Titel sicherstellen können. Das machte er mit einer Solovorstellung im ersten Lauf auf der engen 2,5km-Strecke deutlich.
Lauf 1
James Thompson hatte Mykjaer am Start nichts entgegenzusetzen, der Trainingsschnellste kam dann auch unter Druck von Tomas Engström. Die beiden Honda Accord sorgten für die große Show in der ersten Rennhälfte, bevor Engström sich durchsetzen und Platz 2 fixieren konnte. Für den Titelverteidiger Thompson bedeutete dies, dass sein Vorsprung in der Gesamtwertung auf Nykjaer auf acht Punkte schrumpfte.Wolfgang Treml war an diesem Wochenende auf vierte Plätze abonniert, er sicherte Thompsons Platzierung nach hinten ab und holte sich somit Startplatz 5 für den zweiten Lauf.
Die Super Production war die Klasse der Kunstflieger; zunächst legte Vojislav Lekic mit dem Honda Civic einen Dreher hin. Der Serbe bekam dann von seinem einzigen Rivalen Fabio Fabiani ein Geschenk, als der mit seinem BMW ebenfalls von der Strecke kreiselte. Carsten Seifert war mit einem weiteren Sieg sicher auf Titelkurs.
Lauf 2
Das zweite Rennen brachte Aufregung in Form eines irregeleiteten langsameren Fahrers. Aytac Biter wird zumindest von Wolfgang Treml und vor allem von Michael Nykjaer keine Autogrammanfragen erhalten.Zunächst touchierte der türkise BMW den Honda von Wolfgang Treml, als der sich an ihm vorbei auf Platz 4 setzen wollte. Dies gelang dem Steirer auch; am Honda Accord waren offenbar keine ernsthaften Schäden zu verzeichnen. Dann legte sich Biter mit dem stark aufholenden Nykjaer an und bugsierte ihn von der Strecke; dessen Seat war optisch einigermaßen demoliert und wohl auch nicht mehr so flott, wie wir das von einem Dieselauto gewöhnt sind. Von TDI-Dominanz war keine Rede mehr.
Treml bekam es in weiterer Folge nochmals mit einem türkisen BMW zu tun; Biters schnellerer und auch umsichtiger agierender Teamkollege Ibrahim Okyay hatte anfangs die Führung, bis er sich den schnelleren Fahrzeugen beugen musste. Um Platz 4 focht er dann mit Treml ein schönes, rundenlanges Duell aus. In der Endphase war Treml bei einem Konter von Okyay am falschen Ort; der BMW drehte sich von der Strecke.
Treml bekam dafür noch in der letzten Runde eine Durchfahrtsstrafe, die er nicht mehr antreten konnte – somit bekam er 30 Sekunden aufgebrummt und wurde nur Sechster.
Viel härter wurde derweil um den Sieg gefahren, ohne dass die Offiziellen dafür irgendwelche Strafen verteilt hätten. Tomas Engström und Michael Nykjaer fochten buchstäblich Tür an Tür um die Vizemeisterschaft, Engström agierte grenzwertig. Am Ende setzte sich Nykjaer durch und wird „Vize“.
Mit vorsichtiger Fahrweise und Platz 3 fixierte James Thompson mittlerweile seine Titelverteidigung für sich, Hartmann Racing und Honda. Ebenso souverän fuhr Seifert zum Gesamtsieg in der 1600er-Klasse; bei den Super Prods wurde es noch einmal spannend, als Lekic hinter Fabiani zurückfiel. Es ging sich am Ende dann doch noch aus für den Serben, der damit für sein Heimatland den ersten internationalen FIA-Titel holt.