
Motorrad-WM: Sepang | 10.10.2010
Jorge Lorenzo ist Weltmeister
Jorge Lorenzo krönte sich mit Platz drei hinter Valentino Rossi und Andrea Dovizioso zum Weltmeister. Moto2: Ranseder erneut in den Punkterängen!
Fotos: Yamaha
Jorge Lorenzo hat es geschafft. Der Mallorquiner ist MotoGP-Weltmeister 2010. Lorenzo reichte ein dritter Platz beim Großen Preis von Malaysia, um drei Rennen vor der dem Saisonende seinen ersten Titelgewinn in der "Königsklasse" unter Dach und Fach zu bringen. In einem bis zum Schluss spannenden Rennen setzte sich schließlich Valentino Rossi knapp gegen Andrea Dovizioso durch.
Den Start in das 20-Runden-Rennen gewann der von der Pole-Position gestartete Lorenzo. Dicht dahinter reihten sich Dovizioso, Casey Stoner und Nicky Hayden ein. Rossi fiel zunächst von Platz sechs auf Rang elf zurück und musste sich anschließend wieder mühsam nach vorne kämpfen.
Am Ende der ersten Runde hatte der Grand Prix seinen ersten Ausfall zu verzeichnen. Stoner stürzte beim Anbremsen auf die Zielkurve. Wieder einmal verlor der Australier die Kontrolle über das Vorderrad seiner Ducati. Neben Stoner schieden auch Loris Capirossi, Aleix Espargaró, Colin Edwards vorzeitig aus, so dass nur zwölf Fahrer das Ziel erreichten.
"Capirex" gab in der fünften Runde auf, stellte seine Suzuki an einer Leitplanke ab und humpelte davon. Offenbar waren die Schmerzen im rechten Fuß, den sich der Routinier bei einem Sturz im Freien Training am Samstag geprellt hatte, doch zu groß. Zwei Runden später schied Espargaró "Ducati-typisch" durch einen Vorderradrutscher in der zweiten Kurve aus. Der Katalane schlug danach wütend auf den beschädigten Lenker seiner Desmosedici ein.
Colin Edwards wurde in der zehnten Runde plötzlich langsamer und suchte schließlich die Tech-3-Box auf. Zu diesem hatte Rossi durch eine Serie von jeweils neuen schnellsten Rennrunden und beinharten Überholmanövern zum Führungsduo Dovizioso-Lorenzo aufgeschlossen. In Kurve neun bremste sich der "Doktor" innen an Lorenzo vorbei, eine Runde später wiederholte er dieses Manöver gegen Dovizioso und übernahm die Führung.
Fortan entwickelte sich ein heißer Dreikampf um den Sieg, wobei sich Lorenzo an dritter Stelle liegend vornehm zurückhielt. Der Spanier wusste: schon der neunte Platz würde zum Titelgewinn reichen, eine Zielankunft auf dem Podium war also allemal gut genug. Somit war es Dovizioso überlassen, Rossis zweiten Saisonsieg zu verhindern. Die beiden Italiener schenkten sich nichts, doch am Ende war es der entthronte Weltmeister Rossi, der seinen 46. Grand-Prix-Sieg für Yamaha feierte. Dovizioso wurde Zweiter, Lorenzo erreichte das Ziel auf Platz drei und war der neue Champion.
Somit blieb nur noch eine Frage unbeantwortet: Wie würden die beiden Yamaha-Piloten ihre Triumphe feiern? Während sich Rossi vornehm zurückhielt und nur kurz mit seinem Fanklub und Streckenposten feierte, traf sich Lorenzo mit Freunden, die als die Videospiel-Helden "Super-Mario" und "Luigi" verkleidet waren.
Als der neue Weltmeister seine Fahrt Richtung Parc fermé fortsetzen wollte, verfing sich die spanische Flagge am Hinterrad seiner M1 und riss schließlich die Kette ab. Dank der gütigen mithilfe einiger Streckenposten schaffte es der neue MotoGP-Champion schließlich doch noch rechtzeitig zur Siegerehrung.
Moto2: Elias Champion - Ranseder holt wieder Punkte!
Toni Elias hat es geschafft. Der Gresini-Pilot ist der erste Moto2-Weltmeister der Geschichte. Elias reichte ein vierter Platz beim Grand Prix von Malaysia, um den Titelgewinn im viertletzten Rennen der Saison unter Dach und Fach zu bringen. Julián Simón, der als einziger Pilot neben Elias mit Titelchancen in den Grand Prix gestartet war, landete als 21. außerhalb der Punkteränge. Der Sieg in dem 19-Runden-Rennen am Sonntagnachmittag ging an Roberto Rolfo.
Pole-Sitter Simón verlor bereits beim Start um 14:15 Uhr Ortszeit (8:15 Uhr MESZ) wichtige Plätze. Während Tom Lüthi, Elias, Alex de Angelis und Dominique Aegerter blendend wegkamen, fiel der Aspar-Pilot zunächst auf den neunten Platz zurück. Doch Simón erholte sich schnell von seinem schlechten Start, nach wenigen Runden hatte er wieder zur Spitze aufgeschlossen.
Man sah dem amtierenden 125er-Champion förmlich an, wie hart er darum kämpfte, die WM-Entscheidung zumindest bis zum nächsten Rennen auf Phillip Island zu vertagen. In Kurve neun verbremste sich Simón und verlor beinahe die Kontrolle über seine Suter-Maschine. Mit viel Glück und Geschick verhinderte der Spanier einen Sturz, fiel aber auf den siebten Platz zurück. Eine erste Vorentscheidung im Kampf um die Meisterschaft war gefallen.
Die zweite fiel zwölf Runden vor dem Ziel. Simón, der verzweifelt Anschluss an die Spitzengruppe suchte, in der sich inzwischen auch Rolfo in Position gebracht hatte, stürzte in der ersten Kurve nach Start-Ziel. Zwar rappelte sich Simón wieder auf, doch am Ende sprang für ihn nur noch der 21. Platz - und damit keine WM-Zähler - heraus.
In der selben Runde stürzte auch Tom Lüthi auf Platz zwei liegend. In Kurve sechs rutschte der Schweizer über das Vorderrad seiner Moriwaki weg und landete im Kies. Glücklicherweise blieb Lüthi dabei unverletzt, doch ein mögliches Podiumsfinish war dadurch passé.
Gegen Rennmitte führte Andrea Iannone vor Elias, doch dahinter rückten Rolfo und de Angelis immer weiter auf. Dieses Duo übernahm wenig später auch die Führung, während Iannone und Elias das Tempo nicht mehr mitgehen konnten oder wollten. Elias war natürlich längst von seiner Mannschaft darüber informiert worden, dass Simón weit zurückgefallen war.
Letztlich setzte sich Rolfo gegen de Angelis durch und feierte so seinen ersten Sieg in der Moto2. Elias begnügte sich mit Platz vier und ließ sich noch auf seiner Ehrenrunde die Startnummer 1 auf seine Maschine kleben. Stefan Bradl landete nach einer tollen Aufholjagd auf Rang sieben.
Sein Teamkollege, der Österreicher Michael Ranseder wurde 14. und konnte damit erneut WM-Punkte erobern. [Lesen Sie dazu den gesonderten Bericht, in der Navigation oben rechts, d. Red.]
125 ccm: Márquez siegt und übernimmt WM-Führung
Marc Márquez gewinnt den Grand Prix von Malaysia und die Spannung in der 125er-Weltmeisterschaft steigt. Bei noch drei zu fahrenden Rennen in dieser Saison liegen die Top 3 der Gesamtwertung innerhalb von nur zwölf Punkten. Durch seinen Sieg in Sepang setzte sich Márquez an die Spitze der Weltmeisterschaft, während der am Sonntag drittplatzierte Nicolás Terol auf Platz zwei zurückgefallen ist.
Bei brütend heißen Witterungsbedingungen (32 Grad Celsius Luft-, 43 Grad Asphalttemperatur) begann um 13 Uhr Ortszeit (7 Uhr MESZ) das 18-Rennen -Rennen der Achtelliterklasse. Pole-Sitter Márquez gewann den Start, gab die Führungsposition aber in der vierten Kurve an Terol ab, der die ersten Runden äußerst aggressiv anging.
Ähnlich forsch gingen auch Pol Espargaró und Bradley Smith zu Werke - beide überholten Márquez, der zunächst etwas vorsichtig agierte, im Laufe der ersten Runde. Doch als sich das Feld etwas geordnet hatte, begann der Ajo-Pilot damit, seinen überlegenen Speed auszuspielen. Am Ende der zweiten Runde hatte er Espargaró und Smith wieder überholt und machte sich auf die Verfolgung des führenden Terol.
Nach vier Runden hatten sich an der Spitze des Rennens zwei Dreiergruppen gebildet. Ganz vorne kämpften Terol, Márquez und Espargaró um die Spitze, etwa 1,6 Sekunden dahinter folgten deren jeweilige Teamkollegen Smith, Vázquez und Sandro Cortese. Doch es blieb nicht lange bei dieser Reihenfolge: In Kurve neun setzte Márquez zu einem überraschenden Überholmanöver gegen Terol an und übernahm die Führung.
Nun sah es so aus, als ob sich der Ajo-Pilot seinen überlegenen Speed, den er in allen Trainingssitzungen gezeigt hatte, ausspielen und sich absetzen würde. Doch Terol und Espargaró ließen sich nicht abschütteln und gingen in der sechsten Runde wieder an Márquez vorbei. Knapp dahinter führte Smith Vázquez und Cortese an das Führungstrio heran, sodass sich plötzlich wieder sechs Fahrer um Platz eins balgten.
Márquez ließ sich von all dem nicht aus dem Konzept bringen und setzte sich zur Halbzeit des Rennens wieder an die Spitze. Diesmal gelang es dem 17-Jährigen, sich von seinen Konkurrenten abzusetzen und ihnen somit auf den langen Geraden des Sepang International Circuit keinen Windschatten mehr zu spenden. Unterdessen stürzte Danny Webb auf Platz neun liegend eingangs der Gegengeraden und überschlug sich mehrmals im Kiesbett. Der Brite wurde auf einer Trage von den Streckenposten geborgen.
In der 13. Runde war klar: Márquez würde das Rennen gewinnen, sollte er keinen Fehler machen. Dahinter kämpften Terol und Espargaró um den zweiten Platz, da Vázquez, Smith und Cortese wieder abreißen lassen mussten. In der letzten Runde war es dann auch nur noch in dieser Dreiergruppe spannend, da sich Espargaró rechtzeitig von Terol absetzen konnte.
Cortese, der sich über die gesamte Dauer des Rennens das Geschehen vor ihm in aller Ruhe angesehen und vornehm zurückgehalten hatte, setzte in der letzten Runde dann zu einem großen Angriff an. Nacheinander kassierte er zunächst Smith und dann Vázquez. Doch der vierte Platz hatte für Cortese nur kurz Bestand - in der letzten Kurve ließ er sich sowohl von Smith als auch von Vázquez überrumpeln und musste sich letztlich doch mit Platz sechs begnügen.
Etwas weiter hinten kam es zweimal zu einem Fotofinsih. Im Kampf um Platz acht überquerten Tomoyoshi Koyama und Randy Krummenacher gleichzeitig die Ziellinie. Die Rennleitung sprach schließlich dem Japaner den achten Rang zu, da dessen beste Rennrunde schneller war als die des Schweizers. Marcel Schrötter wurde nach der Zieldurchfahrt nur als 15. gewertet, da das Fotofinish-System zeigte, dass Jakub Kornfeil am Ende doch eine Tausendstelsekunde schneller war als der Interwetten-Pilot.