
WTCC: Brno | 01.08.2010
"Unentschieden"
Rob Huff holt seinen ersten Sieg des Jahres, Andy Priaulx den fünfzigsten für BMW - Muller scheibt Nuller - Tamtam um die Privatier-Wertung.
Johannes.Gauglica@motorline.cc
Alles anders über Nacht: Der als Dritter qualifizierte Colin turkington wurde aus der Wertung der Privatfahrer verbannt. Zur Erklärung: Der BMW des Briten ist nicht die letzte Ausbaustufe des 320si, deshalb durfte er Gewicht ausladen.
Und war damit offenbar den andere Privatiers zu schnell, deshalb hat man den Gaststarter aus dem Independent-Feld hinauspolitisiert. Er behält seine bereits errungenen 72 Punkte, wird aber ab sofort nicht mehr bei den Privatfahrern gewertet - eine Entscheidung mit Beigeschmack.
Die üblichen Verdächtigen rauften somit um die Punkte und nicht zuletzt das Preisgeld der Independents-Wertung, Turkington blieb die Genugtuung des 3. Startplatzes.
Lauf 1: Nuller für Muller
Es ging turbulent los im ersten Rennen zur Mittagsstunde, vor einer immerhin recht anständigen Zuschauerkulisse. Jordi Gené und Tom Coronel wurden schon nach vier Kurven vermisst, die Bergung der beiden Autos erforderte eine Safety-Car-Phase
Rob Huff setzte seine Pole Position gut um, Tarquini folgte dichtauf. Auch nach dem Restart hielten diese beiden ihre Positionen. Nicht so Turkington: Er wehrte sich mit britischer Härte gegen die auch nicht zimperlichen Chevy-Piloten Muller und Menu. Der WM-Führende zog dabei den Kürzeren – null Punkte für Yvan Muller!
Menu etablierte sich als Dritter, Augusto Farfus rückte in die Position des besten BMW auf und komplettierte die Top 4. Diese Gruppe hielt unter gegenseitigem Belauern ihre Reihenfolge bis ins Ziel. Turkingtons Widerwehr gegen den Rest des Feldes erlaubte es den vier Top-Autos auch, sich abzusetzen.
Am Ende musste er sich nur Andy Priaulx beugen. Dahinter wurde um die Plätze hart gerangelt, nicht zuletzt zwischen den (jetzt) schnellsten Privatiers.
Stark war wieder die Leistung von Darryl O’Young im Chevy Lacetti. Er bekam es in den letzten Runden aber mit einem vehement vorwärts drängenden Kristian Poulsen zu tun. Der dänische BMW-Fahrer musste sich dem Hongkong-Chinesen nur im zwei Zehntel geschlagen geben.
Damit verpasste er nicht nur den Independents-Sieg, sondern auch Platz 8. O’Young durfte also das Feld in das zweite Rennen des Tages führen; er war allerdings wegen eines handfesten Remplers gegen Tiago Monteiro „under investigation“ Update: Die Offiziellen haben O'Young den Sieg im ersten Rennen aberkannt und Kristian Poulsen zugesprochen.
Lauf 2: Bavarian Shuffle, Teil 50
Beim stehenden Start konnte O’Young nicht glänzen, dafür brillierten Turkington und Priaulx mit ihren BMW umso mehr. Die Briten machten kurzen Prozess und waren eingangs der Kurve 1 in Führung. In Rubde 2 gab es den markendienlichen Platztausch.
Der kurzzeitig auf Rang 3 gelegene Michael Nykjaer fiel mit Technischem K.O. aus; somit waren Tarquini und Menu die schnellsten Verfolger. Sie bissen sich vorderhand wieder an Turkington die Zähne aus.
Erst in Runde 4 konnte Tarquini am Ende der Zielgeraden passieren – zumindest vorerst. Nach einem wilden Rutscher verlor der Italiener zwei Plätze und überließ Alain Menu die Hauptarbeit. Rob Huff und Augusto Farfus konnten zu diesem Zug aufschließen, während Priaulx sich vorneweg absetzte.
Das Privatiers-Rennen hatte O’Young auf Platz 8 sicher im Griff; Yvan Muller rackerte sich derweil außerhalb der Punkteränge im dichten Mittelfeld um Platzverbesserungen ab. Gabriele Tarquini hatte die Chance, mit Platz 4 die ührung in der WM-Tabelle zu übernehmen. Bis er in der vorletzten Runde mit technischem Defekt am TDI-Seat stehenblieb.
"Wir haben schon nach dme ersten Rennen gewusst, dass wir ein Problem mit den Einspritzdüsen haben, aber die Zeit war zum Reparieren einfach zu kurz. Vor allem, weil die 15 Minuten Reparaturzeit schon begonnen haben, bevor die Autos der Podium-Fahrer in der Box waren! Wäre ich der Teamchef, ich würde dagegen protestieren. Das ist heuer schon drei Mal passiert, und zum dritten Mal betrifft es mich. Es hat mir den 3. Platz gekostet", wetterte der erboste Tarquini.
Damit wurde die Auseinandersetzung zwischen Rob Huff und Augusto Farfus zum Kampf um Platz 4, im härtesten Duell der Schlussphase konnte sich Huff behaupten. Völlig sicher war von Anfang an der Erfolg für Andy Priaulx im Schnitzer-BMW, der Sieg Nummer 50 in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft.
Platz 2 ist quasi Satisfaktion für Colin Turkington, und Alain Menu bringt etwas Chevy-Blau aufs Stockerl. Die GM-Fraktion freut sich auch über den zweiten Privatiers-Sieg von Darryl O’Young ("ich habe mich aus dem Kampf der Werke herausgehalten und auf die Independents konzentriert") vor Stefano d’Aste und Sergio Hernandez.
für die Geamtwertung bedeuten die Rennen in Brünn ein "glorreiches Unentschieden", und mehr Spannung im Titelkampf: Yvan Muller bleibt an der Tabellenspitze (199 Punkte), Gabriele Tarquini holt aber bis auf fünf Zähler auf; auch Priaulx (183) und Huff (167) können aufschließen. Die WTCC geht jetzt in die Sommerpause, am 5. September folgen die Läufe 15 und 16 in Oschersleben.