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DTM: Spielberg

Strafen-Fiasko auf dem Red Bull Ring

Nachdem Robert Wickens wegen Ignorierens einer Durchfahrtsstrafe die schwarze Flagge erhielt, feierte Marco Wittmann den Sieg in Spielberg.

Der Red-Bull-Ring bleibt BMW-Territorium: Beim sechsten DTM-Lauf der Saison am Sonntag feierten die Münchener einen vierfachen Erfolg und wiederholten damit den Triumph auf ganzer Linie, der ihnen schon 2013 gelungen war. Ganz oben auf dem Podium stand trotz Zusatzgewicht in seinem M4 einmal mehr Marco Wittmann und baute die Meisterschaftsführung aus. Der Fürther profitierte vom Teamplay der Markenkollegen Augusto Farfus (2.) und Timo Glock (3.) - und den Patzern der Konkurrenz.

Der Start war Wittmann noch missglückt, als er von Platz drei auf fünf zurückfiel: "Nervös war ich nicht wirklich. Aber ich habe mit wesentlich weniger Grip gerechnet, dementsprechend den Motor in den Keller fallen lassen und einen Bock geschossen", berichtet der RMG-Pilot im 'Ersten'. Anschließend verkniff er sich die volle Attacke. "Ich habe versucht, die Reifen zu schonen. Das ist aufgegangen und ich konnte am Ende mehr Druck machen." Er fuhr nach dem Boxenstopp vorbei an Farfus und Glock, die keine Gegenwehr leisteten.

Wittmann macht aus dem Teamplay keinen Hehl: "Natürlich ist es schön und gut, dass keine Gegenwehr kommt, sondern man sich gegenseitig hilft", sagt der Franke, der in der Gesamtwertung nun 39 Punkte Vorsprung auf Audi-Pilot Mattias Ekström hat.

Schwarze Flagge - und Wickens fiel aus allen Wolken

Die erste Rennphase war geprägt von einer achtköpfigen Spitzengruppe und dem Duell zwischen Pole-Sitter Robert Wickens und Farfus um die Führung. Dem deutlich schnelleren Brasilianer gewährte Markenkollege Glock zunächst bereitwillig die Vorfahrt, anschließend war er schon neben dem Kanadier, fand in einem intensiven Zweikampf aber keinen Weg vorbei. Nach einem vorgezogenen Boxenstopp schnappte sich Farfus den zu diesem Zeitpunkt mit kalten Reifen fahrenden Wickens dann doch noch.

Die Mühe hätte er sich sparen können: Weil Wickens' HWA-Mannschaft sich ein Unsafe Release zuschulden kommen ließ, sprach die Rennleitung eine Durchfahrtsstrafe aus. Mercedes informierte den Piloten nicht und legte bei den Offiziellen Protest ein, was bei einer im Rennen abzusitzenden Sanktion jedoch gar nicht möglich ist. Statt die Strafe anzutreten, fuhr Wickens weiter, die drei Runden Galgenfrist verstrichen und es gab die fällige Disqualifikation. Der Pole-Sitter fiel aus allen Wolken und brüllte entsetzt im Funk: "Warum bekomme ich denn bitte die schwarze Flagge?!"

Das fragte sich aus DTM-Projektleiter Wolfgang Schattling. "Eine krasse Fehlentscheidung. Das war kein Unsafe Release. Ich habe das Gefühl, da ist etwas mit Pascal Wehrlein verwechselt worden. Deswegen ist Robert so lange draußen geblieben", flucht der Mercedes-Verantwortliche im 'Ersten'. Schon während des Rennens hielt er telefonisch Rücksprache mit Motorsport-Chef Toto Wolff. "Was wir noch machen werden, kann ich nicht sagen. Wir halten das für eine der krassesten Fehlentscheidungen, die die DTM je gesehen hat", so Schattling weiter.

DMSB verteidigt "krasseste Fehlentscheidung der Geschichte"

Anders sieht die Sache Michael Kramp, Sprecher des Deutschem Motor Sport Bundes (DMSB "Aus unserer Sicht ist es korrekt", sagt er. "Timo Glock, der dahinter war, ist behindert worden und musste abbremsen. Der Fahrer kann das nicht sehen, das muss das Team entscheiden." Der betroffene Ex-Formel-1-Pilot zeigt Verständnis für Wickens: "Ich glaube, dass es eine haarige Nummer war", erklärt Glock, der den Piloten nicht in der Verantwortung sieht: "Das sind Regeln, die überdacht werden müssen. Man darf aber nicht immer alles kritisieren."

Mehr ärgerte sich Farfus, der vom längst chancenlosen Wickens noch mit harten Bandagen überholt worden war. "Das war unnötig. Ich musste rausgehen, sonst hätte es einen Unfall gegeben", ärgert sich der Südamerikaner nicht wissend, dass sein Konkurrent von den Vorgängen in der Rennleitung keine Ahnung hatte. Am Ende war es nicht ausschlaggebend: Den Vierfach-Erfolg von BMW machte Martin Tomczyk (4.) komplett, Timo Scheider (5.) war bester Audi-Pilot vor Adrien Tambay (6.).

Auch Audi mit peinlichem Fehler

Auch Jamie Greens (7.) Rennen wurde durch einen peinlichen Fehler am Kommandostand zerstört. Die Ingolstädter beließen den Briten nicht 22, sondern 23 Runden lang auf den weichen Reifen und überschritten damit die vom Reglement vorgesehene Maximalfahrtzeit. Das brachte Green zwar die Führung nach dem Boxenstopp, aber auch eine Durchfahrtsstrafe, die ihn weit zurückwarf. Ekström (8.) sammelte wertvolle Punkte im Kampf um Meisterschaftsplatz zwei, Christian Vietoris (9.) war bester Mercedes-Mann. Der letzte Zähler ging an Bruno Spengler (10.).

Ein vielversprechendes Resultat ging Pascal Wehrlein durch die Lappen. Der Mercedes-Junior gehörte lange zur Spitzengruppe und hatte Aussichten auf einen Podiumsplatz - beim Boxenstopp jedoch kollidierte er fast parallel zu Wickens bei einem von der Rennleitung nicht geahndeten Unsafe Release mit Wittmann und beschädigte sich Spurstange und Lenkung so stark, dass er wenige Runden später aufgeben musste.

Zu einem weiteren Kuriosum kam es gegen Ende des ersten Renndrittels: Gelbe Flaggen, die der ausgerollte BMW-Youngster Antonio Felix da Costa mit seinem Parkmanöver auf dem Grünstreifen in Kurve drei verursacht hatte, missachteten gleich fünf Piloten. Nico Müller, Joey Hand, Daniel Juncadella, Edoardo Mortara und Maxim Martin schickte die Rennleitung zur Durchfahrtsstrafe.

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