MOTORSPORT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
Motorrad-WM: Brünn

240.000 Zuseher in drei Tagen

Dani Pedrosa siegt in Brünn vor Jorge Lorenzo und Valentino Rossi - Marc Marquez verpasst als Vierter erst zum dritten Mal in seiner MotoGP-Karriere das Podium.

Foto: MotoGP

Beim Grand Prix von Tschechien in Brünn endete die Siegesserie von Weltmeister Marc Marquez. Teamkollege Dani Pedrosa sicherte sich auf dem flüssigen Kurs vor 138.312 Zuschauern seinen ersten Saisonsieg. Yamaha-Werkspilot Jorge Lorenzo überquerte die Ziellinie 0,410 Sekunden hinter Pedrosa, konnte in der Schlussphase aber keine Attacke starten. Platz drei ging an Publikumsliebling Valentino Rossi, der sich gegen Marquez durchsetzte und in der Auslaufrunde im Infield von den vielen Fans gefeiert wurde.

Vor dem Start rätselten die MotoGP-Piloten, was wohl die perfekte Reifenwahl für die Bedingungen in Tschechien sind. Der Himmel war bedeckt und die Temperaturen niedrig. Lorenzo entschied sich kurz vor dem Rennstart, den weichen Vorderreifen zu verwenden und war der einzige Spitzenpilot, der diese Wahl traf. Die Ducati-Piloten Andrea Dovizioso und Andrea Iannone wählten den weichen Hinterreifen und nutzten diesen Performance-Vorteil, um nach den Start das Tempo vorzugeben.

Marquez erwischte einen schlechten Start. Der Spanier, der das Rennen von der Pole-Position aus in Angriff nahm, verlor auf den ersten Metern einige Positionen. Landsmann Lorenzo setzte sich nach einigen Kurven an die Spitze und wollte sich vom Feld absetzen. Der Yamaha-Pilot wirkte sehr entschlossen. Es schien, als hätte Lorenzo die Form der vergangenen Saison wiedergefunden, als er oft nach dem Start einen komfortablen Vorsprung herausfahren konnte.

Lorenzo will sich absetzten

Nach drei Runden lautete die Reihenfolge: Lorenzo vor Iannone, Pedrosa, Dovizioso, Rossi, Marquez. Dahinter duellierten sich Stefan Bradl und Pol Espargaro. Aleix Espargaro konnte sich mit seiner Forward-Yamaha nicht so stark in Szene setzen und rundete in der Anfangsphase mit Bradley Smith die Top 10 ab.

Marquez tat sich schwer, an der Yamaha M1 von Rossi vorbeizukommen. Teamkollege Lorenzo hingegen wollte unbedingt verhindern, dass Lorenzo an der Spitze dem Feld entkommt und fuhr die schnellsten Rundenzeiten. Der Honda-Pilot gab alles, um die etwa eine Sekunde Rückstand aufzuholen, den Lorenzo auf den ersten Runden herausfuhr. Doch bereits in Runde vier wurde offensichtlich, dass Lorenzo den Vorsprung nicht halten kann.

Zwischen Marquez und Iannone kam es zu einem spannenden Duell. Marquez bremste sich spektakulär an der Pramac-Ducati des Italieners vorbei, wurde später aber ausgekontert. Im Indield kam es zu einer Berührung, die jedoch ohne Folgen blieb. Nach mehrmaligem Hin und Her setzte sich Marquez schlussendlich gegen Iannone durch und nahm die Verfolgung der Spitze auf. Rossi ging wenig später ebenfalls am kampfstarken Ducati-Piloten vorbei.

Pedrosa nimmt die Verfolgung auf

In Runde fünf führten Lorenzo und Pedrosa das Feld an, Marquez bemühte sich, die etwa 1,4 Sekunden Rückstand auf die beiden führenden Spanier zu schließen. Pedrosa fackelte nicht lang und nutzte die erste Chance, an Lorenzo vorbeizuziehen. Pramac-Ducati-Pilot Yonny Hernandez hingegen musste seine Desmosedici an der Box abstellen. Das Vorderrad verlor Druck und um einen Sturz zu vermeiden, entschied sich Hernandez, das Rennen vorzeitig zu beenden.

Marquez kämpfte weiter, um die beiden Führenden einzuholen. Rossi versuchte, den Anschluss zu halten und am Heck der RC213V zu bleiben. In Runde sechs führte Pedrosa vor Lorenzo, Rossi, Iannone, Dovizioso, Bradl, Pol Espargaro, Aleix Espargaro und Smith. PBM-Pilot Michael Laverty stürzte. Wenig später traf es auch Moto2-Weltmeister Pol Espargaro. Beide Fahrer blieben aber unverletzt.

An der Spitze gelang es Pedrosa, mit starken Rundenzeiten einen Vorsprung herauszufahren. Zu diesem Zeitpunkt mussten die Ducati-Piloten bereits abreißen lassen. Iannone und Dovizioso fuhren nach wenigen Runden bereits mehr als eine Sekunde langsamer als die vier Spitzenpiloten von Honda und Yamaha. Die Wolken lösten sich langsam auf und ermöglichten es der Sonne, den Kurs etwas aufzuwärmen. War die Reifenwahl von Lorenzo ein Fehler?

Marquez und Rossi duellieren sich

Ducati-Werkspilot Cal Crutchlow hatte mit dem Geschehen an der Spitze nichts zu tun. Der Brite, der im vergangenen Jahr in Brünn von der Pole-Position startete, stellte seine Desmosedici an der Ducati-Box ab. Nach zehn Runden lautete die Reihenfolge: Pedrosa vor Lorenzo, Marquez, Rossi, Iannone, Dovizioso, Bradl, Aleix Espargaro, Smith und Alvaro Bautista. Von den 24 gestarteten Motorrädern waren noch 20 im Rennen.

Yamaha-Werkspilot Rossi gelang es, auf Marquez aufzuholen. Im Gegensatz zu den vergangenen Rennen tat sich Marquez deutlich schwerer, Impulse zu setzen. Zur Rennhalbzeit konnte der Spanier nicht mehr die Zeiten von Pedrosa und Lorenzo fahren. In Runde zwölf war Rossi in Schlagdistanz und setzte sich beim Anbremsen mehrfach neben Marquez. Schlussendlich gelang es Rossi, an der Honda RC213V vorbeizugehen und Platz drei zu übernehmen.

An der Spitze konnte Pedrosa in Runde 14 den Vorsprung bis auf 1,9 Sekunden ausbauen. Rossi und Marquez hatten zu diesem Zeitpunkt etwa vier Sekunden Rückstand auf den führenden Honda-Piloten. "Es ist ein bisschen überraschend", grübelt HRC-Manager Livio Suppo und zeigt sich erstaunt von den Problemen, die Marquez hat: "Ich erwartete, dass er schneller ist, doch so sehen wir einen spannenden Kampf um Platz drei. Dani leistet an der Spitze tolle Arbeit."

Pedrosa kontrolliert das Rennen

Der Vorsprung von Pedrosa schmolz in Runde 16 auf eineinhalb Sekunden. Rossi fuhr konstant und hatte 3,9 Sekunden Rückstand. Marquez hingegen konnte das Tempo nicht mitgehen und fiel zurück. Lorenzo kämpfte hart, um den Rückstand noch einmal zu verringern. Vier Runden vor Rennende lag der Weltmeister von 2010 und 2012 nur noch 1,2 Sekunden zurück. Um Position fünf tobte ein spannender Kampf zwischen den beiden Ducati-Piloten Iannone und Dovizioso, die sich mehrfach überholten.

In den finalen Runden änderte sich an der Reihenfolge nicht mehr. Lorenzo konnte den Rückstand bis auf vier Zehntelsekunden verringern, konnte aber kein Manöver starten. Pedrosa holte sich in Brünn seinen ersten Saisonsieg und beendete damit die Siegesserie von Teamkollege Marquez. "Ich habe das Rennen nicht so geplant", gesteht der MotoGP-Routinier. "Jorge war in den ersten zwei Runden sehr stark, sodass ich gezwungen war, ans Limit zu gehen."

"Danach konnte ich meinen Rhythmus bis zum Ende fahren. Ich hatte hinten keinen idealen Grip mehr, aber ich konnte den Vorsprung verteidigen und das Rennen gewinnen. Das ist etwas ganz Besonderes, denn es waren einige schwierige Rennen. Ich freue mich insbesondere auch für mein Team", berichtet Pedrosa, der erstmals seit Malaysia 2013 wieder ein MotoGP-Rennen gewinnen konnte.

Marquez verpasst das Podium

"Endlich haben wir Marc geschlagen!", freut sich Lorenzo. "Leider habe nicht ich gewonnen, sondern Dani. Das war eine große Chance auf den Sieg, ich habe in den ersten Runden attackiert. Nach zwei Runden fühlte es sich nicht mehr so gut an, dann ging Dani an mir vorbei. Von da an musste ich mehr riskieren. Ich bin ans Limit gegangen, aber es war zu spät. Eine Runde mehr, dann wäre vielleicht noch was gegangen, aber er ist ein gutes Rennen gefahren."

Teamkollege Rossi war mit Platz drei mehr als zufrieden: "Ich freue mich sehr, es war ein schwieriges Wochenende mit dem Sturz gestern und der Verletzung. Heute Morgen war das Setup sehr schlecht und ich hatte auch Schmerzen. Aber heute Nachmittag ging es besser und ich konnte ein gutes Rennen fahren", erklärt der Italiener. "Das Tempo war gut und ich stehe auf dem Podium."

"Leider habe ich in den ersten Runden ein bisschen was liegen gelassen, weil ich mir nicht sicher war, ob ich das Tempo halten kann. Es ist eine Freude, Marc einmal zu schlagen. Ich bin stolz, auf dem Podium zu stehen", so der Publikumsliebling. Der nächste Grand Prix findet in zwei Wochen in Silverstone statt.

Moto3: Masbou gewinnt seinen ersten Grand Prix

Alexis Masbou hat sich in einem hart umkämpften Moto3-Rennen in Brünn den ersten Grand-Prix-Sieg seiner Karriere gesichert. Der Honda-Pilot setzte sich in einem packenden Finale durch, am Ende trennten die Plätze eins und 16 keine zwei Sekunden. Einen beeindruckenden zweiten Platz sicherte sich Enea Bastianini (KTM), der sich bei einem Unfall am Samstag noch seine rechte Ferse gebrochen hatte. Dritter wurde Danny Kent auf der Husqvarna.

Den Sieg schnappte sich Masbou erst in der letzten Kurve, in der er an Jack Miller (KTM) vorbeizog. "Ich war mir ziemlich sicher, dass ich Jack überholen kann, denn ich habe spät gebremst und war im letzten Sektor sehr schnell", berichtet der Franzose und ergänzt: "Er hat auch sehr spät gebremst und ich war mir nicht sicher, ob ich vorne bleiben kann, aber es hat gereicht."

"Ich bin sehr froh, dass ich das Rennen gewonnen habe, denn so einem Erfolg eilen wir jetzt schon eine ganze Weile hinterher", sagt Masbou, für den es im 133. Rennen in der Motorrad-Weltmeisterschaft sein erster Sieg war. "Es war ein sehr schwieriges, sehr enges Rennen, in dem man sehr clever sein musste", ergänzt Danny Kent, der Husqvarna den ersten Podiumsplatz bescherte.

"Wir hatten jede Runde einen neuen Führenden. Wir hatten das ganze Wochenende Probleme mit den Reifen. Man musste halt im Rennen zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein", so Kent weiter. Genau das gelang WM-Spitzenreiter Miller nicht. Der Australier schob sich in der vorletzten Runde zwar an die Spitze des engen Feldes und blieb bis zur letzten Schikane in Führung. Auf der Zielgeraden zogen nach Masbou allerdings gleich noch drei weitere Piloten an ihm vorbei, sodass der KTM-Pilot am Ende nur Fünfter wurde.

Trotzdem konnte Miller seinen Vorsprung in der WM weiter ausbauen, denn Efren Vazquez wurde lediglich Achter und fiel in der Meisterschaft sogar auf Platz drei hinter Alex Marquez zurück, der das Rennen als Vierter beendete. Miller hat nun 169 Zähler auf dem Konto, Marquez und Vazquez liegen 23 beziehungsweise 24 Punkte dahinter. Romano Fenati musste als Elfter ebenfalls einen Rückschlag hinnehmen, er liegt als Vierter nun bereits 34 Zähler hinter Miller.

Unglaublicher Fehler von Rins

Für eine Kuriosität sorgte derweil Alex Rins. Der Spanier ging als Führender in die letzte Runde, ging dann allerdings plötzlich vom Gas, da er dachte, dass das Rennen bereits beendet wäre. Während der Honda-Pilot jubelte, zogen die anderen Piloten an ihm vorbei. Rins hatte somit alle Chancen auf den Sieg vergeben und beendete das Rennen lediglich auf Rang neun.

Bei den kühlen Temperaturen in Tschechien hatten sich alle Fahrer für den weicheren Vorder- und Hinterreifen entschieden. An der Spitze des Feldes wechselte die Führung bis zur Schlussphase immer wieder hin und her. Auch Brad Binder war teilweise ganz vorne zu finden, er wurde am Ende als Sechster bester Mahindra-Pilot. Rang sieben ging an Miguel Oliveira (Mahindra), Isaac Vinales komplettierte als Zehnter die Top 10.

Aus deutscher Sicht war es ein Moto3-Wochenende zum Vergessen. Philipp Öttl kam nach seinem Sturz im Qualifying nicht über Rang 24 hinaus, Luca Grünwald schied nach einem Highsider aus. Einen schmerzhaften Sonntag erlebte auch Jorge Navarro (alle Kalex-KTM). Der Marc-VDS-Pilot stürzte nach einer Kollision mit John McPhee (Honda) und wurde anschließend in die Clinica Mobile gebracht.

Auch Wildcard-Inhaber Gabriel Rodrigo (KTM) und Ana Carrasco (Kalex-KTM) sahen die Zielflagge nicht. Die beiden Lokalmatadoren Jakub Kornfeil und Karel Hanika (beide KTM) kamen auf den Rängen 14 und 15 ins Ziel und sammelten damit immerhin noch zwei beziehungsweise einen Punkt. Das nächste Moto3-Rennen findet am 31. August in Silverstone statt.

Ähnliche Themen:

News aus anderen Motorline-Channels:

Motorrad-WM: Brünn

Weitere Artikel:

Freies Training Melbourne

Freitag Australien: Ferrari in guter Form

Haben Max Verstappen und Red Bull Konkurrenz? Ferrari präsentierte sich im zweiten Freien Training in Melbourne in bestechender Form ..

Nach der wetterbedingten Verschiebung des ursprünglich gedachten Saisonauftaktes zum Bergrallyecup 2024 am Köberlberg in Lödersdorf, sind heuer die Gipfelstürmer beim Auftakt in der steirischen Toscana zu Gast.

Günther Steiner: Jetzt folgt das Nachspiel

Ex-Formel-1-Teamchef zieht gegen Haas vor Gericht

Anfang des Jahres endete Günther Steiner Zeit bei Haas abrupt - Nun fordert der Ex-Teamchef Geld von seinem ehemaligen Rennstall und geht damit vor Gericht