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RX-WM: Hockenheim

Hansen: Vom Fahrzeugbrand zum Heat-Sieg

Heiße Momente für Timmy Hansen in Hockenheim. Nachdem sein Peugeot 208 WRX in Heat 3 Feuer fing, gewinnt der Schwede den vierten Quali-Lauf.

Fotos: FIAWorldRallycross.com

Das Rallycross-WM-Wochenende in Hockenheim hat zwar noch keinen abschließenden Sieger, aber schon jetzt einen moralischen Helden. Denn was Timmy Hansen und sein Hansen-Peugeot-Team im heutigen Q3/4 im Motodrom erlebt haben, ist trotz des spektakulären DTM-Rennens die verrückteste Geschichte des Samstags!

Hansen startete gemeinsam mit DTM-Star Mattias Ekström und drei weiteren Fahrern in den vierten und letzten Q3-Heat. Plötzlich stand sein Peugeot 208 WRX lichterloh in Flammen! Zuerst wollte der 23-Jährige einfach weiterfahren, denn: "Ich erinnere mich an verrückte Geschichten meines Vaters, der auch schon Rennen mit brennendem Auto gewonnen hat. Wenn er mir etwas beigebracht hat, dann dass du niemals aufgibst, solange es nicht absolut notwendig ist."

Vater Kenneth Hansen ist 14-maliger Rallycross-Europameister und Chef des Familienteams, in dem auch Timmys jüngerer Bruder Kevin (Go-Kart-Weltmeister) fährt. Kenneth managt das von Peugeot werksunterstützte Team, Mama Susann kümmert sich an der Rennstrecke als "Mädchen für alles" um Hospitality und Co. und die beiden Söhne geben am Steuer mächtig Gas - und lernen von ihrem prominenten Teamkollegen, dem neunmaligen Rallye-Weltmeisters Sebastien Loeb.

Vom Papa gelernt: Gib niemals auf!

Timmy Hansen merkt in Q3 irgendwann, dass das Feuer zu stark wird - und zieht seinen Peugeot in die Auslaufzone. Dort steht, wie es der Zufall will, Stuntfahrer Terry Grant, der in der Pause zwischen den Rallycross-Heats die Fans im Motodrom entertainen soll. Hansen springt aus dem lichterloh brennenden Auto, stolpert fast, weil dieses nach hinten rollt - und die in der Hektik überfordert wirkenden Streckenposten löschen vor allem über der Motorhaube.




"Aber alles Wichtige", erklärt Hansen, "ist ja darunter. Ich habe versucht, den Schließmechanismus selbst zu öffnen, aber ich hatte noch die Handschuhe an. War nicht so leicht." Grant, der bei einem Rennen in Dubai schon einmal ein Dutzend Feuerwehrleute alt aussehen hat lassen, als er mit T-Shirt und Shorts deren Job übernahm, schiebt also Hansen zur Seite, öffnet die Motorhaube und ermöglicht so, dass endlich zweckmäßig gelöscht werden kann.

"Terry hat mich gerettet", sagt Hansen. Netter Nebenaspekt: Die beiden kennen sich seit Jahren, tingeln mit dem Motorsport gemeinsam um die Welt. Als Grant schon seine berühmten Stuntshows gemacht hat, übte sich Hansen im Go-Kart als Stuntfahrer. Am Abend in Hockenheim treffen sich die beiden in der Hansen-Box. Grant lacht: "Wenn du morgen gewinnst, krieg' ich die Hälfte vom Preisgeld!" Und: "Ich wusste, dass du das verdammte Rennen gewinnen wirst!"

Nach dem Feuer: Sieg in Q4-Heat!

Denn aus der spektakulären Feuerstory wurde im Anschluss die verrückteste Geschichte des Wochenendes, die selbst den deutschen Streckensprecher in Ekstase versetzte. Hansen war nämlich für Q4 dem ersten Heat zugelost, gemeinsam mit Bruder Kevin, Niclas Grönholm (Sohn des zweimaligen Rallye-Weltmeisters Marcus Grönholm), Reinis Nittis und Lokalmatador Rene Münnich. "Mein Auto war total hinüber", erinnert er sich.

"Überall waren noch Reste vom Feuerlöscher, es war weiß und grün unter der Motorhaube, alles geschmolzen. Die Jungs haben gleich mal 'Sorry' gesagt. Aber dann hatte irgendeiner die Idee, dass wir in den Grid müssen, um nicht null Punkte für ein DNS zu bekommen, sondern 22 für das DNF. Währenddessen haben sie unter der Motorhaube einige Teile ausgewechselt. Ich setzte den Helm auf, setzte mich ins Auto."

"Der Spotter plärrte mir in den Boxenfunk, wie knapp es ist, ich muss an die Startlinie, 'Go, Go, Go!'", schildert er. "Irgendwie haben sie die Motorhaube provisorisch niedergeklebt und wir fuhren in den Grid - und das Auto lief auf einmal, als sie den Motor angelassen haben! Die Armaturen zeigten zwar total unsinniges Zeug an, ich hatte keine Ganganzeige, aber das Chassis war in Ordnung und der Motor lief. Es war wirklich ein Wunder."

Die besten Mechaniker der Welt...

Damit gerechnet, tatsächlich Q4 fahren zu können, hätte er "absolut nicht. Ich war eher besorgt, dass wir das Auto für Belgien in einer Woche nicht rechtzeitig hinkriegen! Sie haben ein Wunder wahr gemacht. Ich habe die besten Mechaniker der Welt! Und sie haben jetzt noch einiges zu putzen. Wir haben noch nie einen Start wegen technischer Probleme verpasst", sagt Hansen und kündigt an: "Ich gebe so viel Bier aus, wie sie wollen!"




Doch die irre Story ist damit noch nicht zu Ende: In der Hektik wurde Hansen von seinem Team auf die falsche Startposition geschoben - was gerade noch rechtzeitig korrigiert werden konnte. Aber dass das Auto untergewichtig war, möglicherweise als Folge des Feuers, kostete ihn Q4. Denn von der Rennleitung wurde er nachträglich disqualifiziert. Statt 45 kommen somit null Punkte in die Wertung. Das reicht nicht für das Semifinale.

Das tut insofern weh, als Hansen mit dem noch von Löschschaum vollen und verbrannt stinkenden Auto seinen Heat souverän gewann und insgesamt die zweitbeste Zeit fuhr. "Am Start", lacht er, "war ich noch ganz zittrig, aber ab der dritten, vierten Runde war es unglaublich. Die Zeit ist echt unglaublich." Dass sie ihm gestrichen wurde, mag ihn die Teilnahme am Semifinale kosten - aber nicht eines der unglaublichsten Erlebnisse seiner noch jungen Karriere...

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