
Rallycross-ÖM: Nordring | 11.09.2002
Altmeister Loisl Höller schlägt zurück
Rallycross-Action am laufenden Band war wieder angesagt als am vergangenen Wochenende auf dem Nordring bei Horn wieder die Motoren dröhnten.
Leopold Freistätter
Fast hätte man aufgrund der Hochwassersituation im Waldviertel auch um den achten Meisterschaftslauf bangen müssen, denn auch der Nordring in Fuglau stand kurzzeitig unter Wasser. Dem Einsatz der freiwilligen Helfer war es zu danken, dass das bisher größte Starterfeld in diesem Jahr zum Halali blasen durfte. Immerhin 55 Teilnehmer stürzten sich ins Getümmel um die Punkte.
Höller gibt Gas
Von Beginn an sah man einen übermotivierten Alois Höller, gleich im ersten Vorlauf knallte er eine Bestzeit auf die Bahn. Im zweiten Vorlauf sorgte er dann für einen kuriosen Zieleinlauf. In der Zielkurve verabschiedete sich eine Antriebswelle und zwang den Lancia in einen Dreher. Mit dem Heck voraus trudelte der Lancia über die Ziellinie uns löste so die Zeitnehmung aus. Dabei war Loisl nur um 7/10 langsamer als der Tschechische EM-Star Pavel Koutny.
Auch Peter Ramler (VW Golf Turbo 4x4) und Peter Spitaler (BMW M3 Allrad) erwischten einen hervorragenden Tag und stellten ihre Boliden direkt in das A-Finale. Der sehr hoch eingeschätzte Ungar Tamas Révész versenkte sein wunderschönes Toyota Corolla WRC im dritten Vorlauf im Infield des Nordringes und musste mit technischem Defekt passen. Schon im nächsten Lauf waren sich die Herren wieder über die Vorfahrt in der ersten Kurve uneinig.
Der Ungar Zoltan Simon (Lancia Delta) und der Tscheche Otakar Vyborny gerieten sich derart in die Haare, dass die Leitschiene samt Steher aus dem Boden gerissen wurde. Der völlig zertrümmerte Escort des Tschechen lag auf der Bodenplatte im Staub des Nordringes und war nur mehr mit dem Kranwagen fortzuschaffen.
Polesetter Pavel Koutny
Die Pole im A-Finale hatte einmal mehr der Tscheche Pavel Koutny (Ford Focus WRC) für sich in Anspruch genommen, flankiert wurde er dabei vom Oberösterreicher Alois Höller im Lancia. Dahinter in Lauerstellung der Ungar Peter Kotan, der sein Ford Focus WRC endlich zum Laufen brachte. Focus-Pilot Pavel Koutny verpatzte den Start völlig und unser Lancisti stürmte davon.
Schon nach einer halben Runde war aber der Tscheche wieder am Heck des Lancia und ritt vehemente Attacken auf den Führenden. Loisl Höller fuhr an der Spitze des Feldes um sein Leben und wehrte bravourös alle Angriffe des Tschechen ab. In einem der spannendsten Finalrennen der letzten Jahre berührten sich die beiden mehrmals. Eine Runde vor Schluss sah es so aus als hätte Koutny die Verfolgung aufgegeben, in Wahrheit bereitete er nur seine Schlussattacke vor.
In der letzten Kurve ließ Höller eine kleine Lücke offen. Dass ein Focus dort niemals durchpassen würde war Koutny egal und so rumpelte er über die Motorhaube des Lancia. Beide Fahrzeuge trudelten über die Ziellinie, doch Koutny hatte die Focus-Schnauze vorne. Nach der Zieldurchfahrt suchten die Verfolger einen Weg zwischen den herumstehenden Autos, nicht alle fanden diesen und es gab abschließend noch etwas Blechsalat.
Aus dem Motorraum des verwundeten Höller-Lancias schlugen plötzlich Flammen und in der allgemeinen Hektik verkündete die Rennleitung die Disqualifikation von Pavel Koutny aufgrund seiner unfairen Attacke. Während der Lancia auf der Zielgeraden vor sich hinkokerte zelebrierte Loisl Höller unter dem frenetischen Beifall des Publikums seinen Tagessieg auf dem Nordring.
Peter Kotan und Franz Spitaler komplettierten das Siegerfoto der Division 1. Höller hat mit seinem Sieg wieder die Meisterschaftsführung an sich gerissen und fiebert nun dem Saisonfinale auf dem Wachauring entgegen.
OSK-Pokal: Hindler voran
Das Rennen um den OSK-Pokal der Zweiliterautos wendet sich immer mehr zu Gunsten des Golf-Piloten Franz Hindler. Titelverteidiger Tristan Ekker erwischte keinen glücklichen Tag und sah auf dem Nordring kein Land gegen seinen Widersacher. Hindler hat sich mit einem weiteren Klassensieg eine hervorragende Ausgangsposition auf den Titel geschaffen und muss eigentlich nur noch ohne Ausfall die letzten Rennen beenden.
Division 2: Roman Castoral gewinnt
In der Division 2 verkauften die beiden heimischen Vertreter ihre Haut recht teuer. Der Auftritt von Hans Eigenbauer im alten Opel Astra konnte sich ebenso sehen lassen wie die Leistung der Nissan-Piloten Friedrich Huber. Mit den Rängen fünf und sechs nach den Vorläufen qualifizierten sich die beiden Clubkollegen direkt für den Endlauf.
Während Eigenbauer einen tollen Start erwischte und sofort an die vierte Position vorstieß, blieb Friedrich Huber im Getümmel hängen. Vor ihm tobte ein ziemlich hart geführter tschechischer Dreikampf. Die Kollegen brauchten dafür die ganze Piste und Fritz Huber fand einfach keinen Weg vorbei. Über Rang acht in diesem Finale war er natürlich nicht glücklich, zumal damit die letzten Meisterschaftschancen dahin waren.
Eigenbauer fuhr einen sicheren vierten Rang nach Hause, der Tscheche Roman Castoral (Seat Ibiza) verbuchte indes einen weiteren Sieg auf sein Konto. Damit gelang ihm frühzeitig die erfolgreiche Titelverteidigung und Castoral darf sich abermals als Österreichischer Staatsmeister der Division 2 feiern lassen.
Division 2A ist fest in ausländischer Hand
In der Division 2A, das sind die Gruppe N-Autos bis 1400ccm Hubraum, sind die Österreicher kaum vertreten. Das ganze Jahr über war diese Klasse ziemlich von den tschechischen Nachbarn dominiert. Einer davon war aber absolut überlegen und sicherte sich vorzeitig den OSK-Pokal der Division 2. Ales Zazvorka heißt der Mann und pilotiert einen VW Polo. Er bestritt zwar nur fünf Rennen, doch die konnte er alle gewinnen. Damit geht ein weiterer Titel an die Tschechen.
Division 4: Reither und Kaindl im Finale
Auch die Division 4 konnte auf dem Nordring mit starken Gästen aus Ungarn aufwarten. Die Tatsache, dass dieser Lauf auch zur FIA-Zonenmeisterschaft zählte, lockte die Magyaren an. Da sie alle mit Allradgeräten anrückten waren sie auch von vorneherein zu favorisieren.
Drei davon schafften dann auch den Einzug ins A-Finale. Balint Révész (Audi S2), Mihaly Toth (Lancia Delta) und Jozsef Moricz (Ford Escort Cosworth) trafen dort auf den Tschechen Josef Iro im Lancia Delta. Etwas überraschend aber nicht unerwartet war der Finaleinzug der beiden 1600er Autos von Roland Reither und Rainer Kaindl.
Roland Reither war nach fast einjähriger Abstinenz mit einem Leasing-Golf ausgerückt und spielte gleich in der Oberliga mit. Rainer Kaindl war darüber nicht so glücklich, denn Reither schnappte ihm den Klassensieg und damit das Punktemaximum für die Meisterschaft weg. Kaindl konnte trotzdem mit Josef Köhbach gleichziehen der auf dem Nordring mit Motorschaden frühzeitig passen musste und leer ausging.
Die Zweiliterklasse erlebte das vierte Kapitel der Velan’schen Sommerspiele. Mit einem weiteren Klassensieg stieß Walter Velan unter die Top-Five der Tabelle vor und wahrte eine Außenseiterchance auf den Titel.
Ausblick: Saisonfinale in Melk
In einem Monat steigt das traditionelle Saisonfinale auf dem Wachauring in Melk. Mit der FIA-Zonenmeisterschaft, der Österreichischen und der Tschechischen Meisterschaft ist volles Haus garantiert. Drei Meisterschaftsentscheidungen sind noch offen und sorgen für zusätzliche Spannung.
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