
Sports Car Challenge: Hockenheim | 09.07.2006
Wetterkapriolen und Doppelsiege
Nicht nur ein Wechselbad der Gefühle gab es am Samstag für die Teilnehmer der Sports Car Challenge und internationalen österreichischen Meisterschaft am Hockenheimring.
Im Qualifikationstraining für den ersten Lauf des „Doppelpacks“ in Hockenheim holte sich Tony Sinclair im Jade die Pole Position, am Ende der Session zerstörte der Brite allerdings nach einem Fahrfehler, den er später auf seine eigene Kappe nahm, sein Auto. Der rundum an Karosserie und Aufhängungen stark beschädigte Wagen wurde von Sinclair und seinen Mechanikern in Nachtarbeit wieder zusammengeflickt.
Neuzugänge in Deutschland: Juno Racing betreute zwei Jaguar-angetriebene Fahrzeuge für Jeff Davies und Neill Briggs, für die Briten der erste Ausflug nach Hockenheim. Und in der Division 2 steuerte der Vorarlberger ex-Autocrosser Rudi Hämmerle einen von Pedrazza Racing Cars betreuten PRC-Opel. Leider nicht mit von der Partie war Johann Pauer, er muß aus gesundheitlichen Gründen eine Zwangspause einlegen, wird aber hoffentlich bald wieder in die Sports Car Challenge zurückkehren können.
In der neuen GT-Klasse traten ausschließlich Autos der Marke Porsche gegeneinander an. Otto Dragoun kommt ebenso wie Kurt und Bernhard Peter (die sich im Training ein Auto teilten) aus der Porsche-Clubszene. Brückl Motorsport betreute zwei neue Cup-997er; neben Martin Brückl gab ex-Skistar Josef „Pepi“ Strobl sein Debüt im Rennsport.
Im freien Training am Vormittag drehte sich Strobl in die Barriere, das Auto war aber rechtzeitig zur ersten Trainingssitzung wieder einsatzbereit. Und als sei es so geplant, öffnete mit Schweizer Präzision der Himmel pünktlich zum Trainingsbeginn seine Schleusen, das SCC-Feld durfte sich zwanzig Minuten lang im Kampfschwimmen üben. Für das Qualifying am späteren Nachmittag war die Strecke wieder trocken, von Regen keine Spur.
Zwischen Sinclair und dessen ewigem Rivalen Wolfgang Payr im PRC-Cosworth konnte sich bereits Davies im Juno platzieren; auf Anhieb kamen die Briten also mit dem ihnen unbekannten Kurs zurecht. Schon an vierter Stelle insgesamt der schnellste Division-2-Teilnehmer, Pius Truffer im PRC-BMW ist in der „kleinen“ Klasse weiterhin der Mann, den es zu schlagen gilt.
Zwischen dem Gesamt-Vierten und seinem schnellsten Verfolger, Rückkehrer Burkhart „Burli“ Stricker im neuen PRC-Honda, lagen mit Neill Briggs (Juno-Jaguar), Gerd Beisel (PRC-BMW) und Sabrina Hungerbühler (Osella-BMW) noch weitere drei Division-1-Starter.
Pünktlich zur Startaufstellung des ersten Rennens der Sports Car Challenge am Samstag Mittag änderten sich die Bedingungen nochmals: ein Wolkenbruch zwang das Sportwagenfeld zurück in die Boxengasse zum eiligen Wechsel auf Regenreifen. Kaum war diese Arbeit getan und das Feld wieder hinter dem Safety Car gruppiert, hörte der Platzregen auch schon wieder auf – die Strecke blieb allerdings das ganze Rennen hindurch naß.
Sinclair im rekonstruierten Jade sollte das Feld in die erste Runde führen, er kam allerdings am anderen Ende er Gruppe bei Start und Ziel an: die Elektrik spielte ob der plötzlichen Wassermassen verrückt und würgte den Motor ab. Dasselbe passierte ihm in der ersten Rennrunde nochmals, daraufhin gab der Brite das Rennen verloren.
Seine Landsleute von Juno hatten mittlerweile einen guten Tag, Jeff Davies führte vor seinem Teamkollegen Neill Briggs. Dahinter fand sich PRC-Pilot Wolfgang Payr wieder einmal in der Rolle des Jägers. Briggs leistete sich zwei Dreher, und danach holte Payr auf Davies stark auf.
Er passierte den Briten in der sechsten Runde und arbeitete bis ins Ziel einen Vorsprung von über 14 Sekunden auf Briggs und Davies heraus, die sich mit der Absicherung ihrer Plätze begnügten - Zufriedenheit bei Juno-Chef Ewan Baldry. Und Lizenz-Franzose Wolfgang Payr freute sich, endlich wieder einmal auf der obersten Stufe des „Stockerls“ die Marseillaise zu hören.
In der Division 2 hatte Pius Truffer trotz des Wetters den Erfolg „im Trockenen“, er hielt sich auf Gesamtrang 4 und war ein sicherer Klassensieger. Es gab keine direkten Positionskämpfe um die Podestränge bei den „Lights“, aber auch der zweitplatzierte Karl-Heinz Matzinger im Hoffmann-PRC hatte ein starkes Rennen und brachte sich und seinem Team das lang überfällige Erfolgserlebnis.
In der zweiten Rennhälfte duellierte er sich um Platz 5 mit Sabrina Hungerbühler im PS-stärkeren Osella, in den letzten Runden konnte mit dem Auftrocknen der Strecke die Schweizerin dann den Leitungsvorteil ausspielen. Platz 3 in der kleinen Division ging an Burli Stricker, eine rundum gelungene Rückkehr in die Sports Car Challenge mit dem neuen PRC-Honda.
Spannend ging es in der GT-Klasse zu, im Regen mischten die vier Porsche munter inmitten der Prototypen mit. Otto Dragoun und Martin Brückl waren die Protagonisten des Zweikampfes um den Klassensieg, Dragoun ging bald nach dem Start an Pepi Strobl vorbei und setzte in der Folge Brückl rundenlang unter Druck. Für einige Runden übernahm er die Führung, ein kleiner Fahrfehler war jedoch für Brückl die Gelegenheit, den Rückstand wettzumachen und seinerseits zwei Runden vor Schluß wieder in Führung zu gehen. Die beiden schnellsten GT kamen auf Platz 9 und 10 ins Ziel.
Für Lauf 2 wartete das Wetter statt eines Wolkenbruches mit brütender Hitze auf. Dieser Lauf stand im Zeichen von Wolfgang Payr: er hatte seine Konkurrenten, allen voran Jeff Davies im Juno, klar im Griff und legte einen makellosen Start-Ziel-Sieg hin. Davies selbst profitierte vom Pech des Gerd Beisel; der Deutsche im PRC mit BMW-Power machte einige Positionen gut und war bereits auf Platz 2, als er in der vorletzten Runde mit einem gerissenen Gaszug aufgeben musste.
Auch Sabria Hungerbühler im Osella setzte Davies sehr unter Druck, letztlich gab sie sich nach einem starken Rennen mit Rang 3 zufrieden. Der zweite Juno mit Neill Briggs am Steuer war anfänglich am zweiten Platz, fiel aber nach einem Dreher auf die vierte Stelle zurück, wo er sich dann bis ins Ziel unbehelligt hielt. Ein Feuerwerk brannte in der Anfangsphase Tony Sinclair ab: mit dem waidwunden Jade kämpfte er sich binnen drei Runden in die Top 6 vor.
Aus Sicherheitsgründen beendete er jedoch sein Rennen freiwillig; die geflickte Frontpartie begann sich aufzulösen, die Motortemperatur stieg ob verlegter Lufteinlässe gefährlich – unbelohnter Einsatz und ein Wochenende zum Vergessen für die Jade-Mannschaft.
Alls unter Kontrolle auch in der Division 2: als Gesamt-Fünfter war Pius Truffer nie gefährdet. Mit Gerhard Münch im RWT-Norma und Burli Stricker im PRC-Honda waren die Podestplätze auch hier schon von Beginn an bezogen.
Bei den GT-Fahrzeugen musste Otto Dragoun bereits am Weg zum Vorstart w.o. geben: Kupplungsdefekt. Damit fand das Duell des ersten Laufes mit Martin Brückl leider keine Fortsetzung. Auch Brückl hatte in seiner Klasse alles im Griff; dahinter fiel Strobl anfangs hinter Kurt Peter im 996er-Porsche zurück, holte sich aber letztlich noch den zweiten Podestplatz und stellte damit bei seinem gelungenen Einstand im Motorsport den Doppelsieg für das Brückl-Team sicher.
Die nächsten beiden Läufe zur Sports Car Challenge gehen am 29. und 30.7. am EuroSpeedway Lausitz über die Bühne, die österreichische Meisterschaft findet beim übernächsten SCC-Wochenende Ende August in Most ihre Fortsetzung.