Rallye-ÖM: News | 18.11.2005
„Das Jahr mit Raimund war einfach toll“
Thomas Zeltner war laut Baumschlager sein bis dato bester Co-Pilot, aus beruflichen Gründen muss er nun aber den Helm an den Nagel hängen.
Thomas Zeltner sagt leise Servus. Der 49jährige EDV-Manager der Metrogruppe muss aus beruflichen Gründen im Rallyesport kürzer treten.
„Eine ganze Saison ist nicht mehr möglich, aber vielleicht kann ich bei den beiden Kärntner Rallyes mit meinem Bruder Ruben hobbymäßig dabei sein“, sagte Zeltner, der wehmütig auf die vergangene Saison mit Raimund Baumschlager zurückblickt, die ihm nach 18 Jahren den dritten Staatsmeistertitel brachte.
„Wir haben von der ersten Rallye an harmoniert und bei der IQ Jänner Rallye Zeiten hingeknallt, als ob wir schon Jahre zusammen gefahren wären. Abgesehen davon dass Raimund in Österreich in einer anderen Liga fährt, werde ich eine Sonderprüfung nicht vergessen, den Rundkurs der Bosch-Rallye in Pinggau."
"Nach dem ersten Umlauf, der perfekt war, glaubten wir beide, es gehe nicht schneller. Falsch! Beim zweiten Mal flog in der ersten Runde der linke Außenspiegel, in der zweiten der rechte und in der dritten Runde fädelten wir in der Schikane mit der Türschnalle ein - und im Ziel waren wir noch schneller. Da hab’ ich mir gedacht, warum gelten eigentlich für ihn nicht die physikalischen Gesetze?“
Im BRR Mitsubishi Evo VIII sei es mit Baumschlager wie in einer Hochschaubahn gewesen, „purer Genuss, nur hin und wieder musste ich die Backen zusammen kneifen“. Ganz selten habe er mit Raimund `Aha-Momente und Hoppalas` gehabt. „Da war meistens er mehr ergriffen als ich. Vielleicht lag es daran, dass ich mit meinen anderen Chauffeuren das in einer einzigen Rallye erlebte, was sich bei Raimund auf eine ganze Saison aufteilte Ich habe nie das Gefühl gehabt, er hasardiert. Es war immer eine Gaudi.“
Die Chemie im Auto habe extrem gestimmt: „Für mich war als ich bei Raimund einstieg das Wichtigste, dass wir mit unserer Leistung zufrieden sind, das Ergebnis war nebensächlich, wir mussten mit uns zufrieden sein. Ich wollte, dass `Mundl` im Kopf frei ist, wieder so locker Auto fährt wie zu seinen WM-Zeiten mit dem Golf GTI, in denen er uns im Audi quattro Zeiten um die Ohren g`haut hat, dass es nur so klingelte.“
Selbst in brenzligen Situationen wie beim Finale im Waldviertel, als auf der vorletzten Sonderprüfung der Turbo eingegangen war und der Gesamtsieg in Frage stand, ging der Schmäh im Auto nicht aus.
Mit letzter Mühe ins Service gerettet, schraubten die BRR-Mechaniker wieder einmal weltmeisterlich und tauschten den Turbo in Rekordzeit. Als Baumschlager zur Zeitkontrolle rollte, meinte „Major Tom“ trocken: „Jetzt san ma schon wieder z`fruah!“
Und zum Abschied sinnierte Zeltner: „Vierter Titel? Schwierig nach 18 Jahren noch einmal Meister zu werden, da bin ich dann schon 67.“
Serienmeister Raimund Baumschlager mit verliert mit „Major Tom“ einen der profiliertesten Kopiloten:
„Es tut mir leid, dass er aufhört. Es hat mich immer fasziniert, wie er das Rallye fahren mit seinem Job vereinbaren konnte. Während des Trainings kamen unzählige Anrufe aus allen Ostblockländern, er hat das immer unter einen Hut gebracht, hat den immensen Druck der beruflich auf ihm lastete, nie gezeigt. Er hat mich entlastet wie kein Beifahrer zuvor und war mir auch eine große Stütze bei den untergriffigen Attacken im Laufe der Saison.“
Baumschlager war von Beginn der Zusammenarbeit an überzeugt, dass er mit Thomas keine „Einspielphase“ brauche. „Er ist ja immer bei Leuten drinnen gesessen, die schnell gefahren sind und angeschaut hab` ich ihn mit auch genau“, sagte Baumschlager, der von Zeltner auch gleich den Nachfolger, Bernhard Ettel, serviert bekam.
„Wie wär`s mit dem“, meinte Zeltner bei der 1000 Hügel-Rallye so nebenbei, als das Team Zellhofer/Ettel vorbeifuhr. Zeltner hatte den 31jährigen Wiener lange beobachtet, den Deal eingefädelt und Baumschlager dann schonend beigebracht, dass er 2006 aussteigen müsse.
Trotzdem wird „Major Tom“ nicht ganz in der Versenkung verschwinden. „Der Kontakt zu ihm wird sicher nicht abreißen. Erstens weil er Bernhard ja als Berater zu Seite stehen wird und zweitens wird Thomas mit seiner Erfahrung weiter wertvolle Inputs für das ganze Team leisten. Von meinen bisher 13 Beifahrern war er der Beste!“, streute Baumschlager am Ende „Major Tom“ Rosen.