RALLYE

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Antikes Drama

Bernd Rothensteiner wagte sich mit Co Xaver Hiebner in die Historic-EM, bei der „Akropolis“ gab’s einen sensationellen dritten Rang.

In der heutigen Zeit wurde bei vielen Rallyes der Geist von früher bereits ausgelöscht. Statt Durchhaltevermögen und solider, bodenständiger Technik ist kompromißlose Geschwindigkeitsjagd mit hochgezüchteten, rennwagenhaften Hi-Tech-Boliden angesagt, und der Geldeinsatz hat das Fahrkönnen in der Wichtigkeitsskala ausgebremst. Wo früher gedriftet wurde, hält heute die Elektronik dem Fahrer den Rücken frei, so dass dieser sich möglichst wenig mit physikalischen Einflüssen aufhalten muss, nach dem Motto „schnell, aber unspektakulär“. Da kommt ein Bewerb wie die historische Akropolis-Rallye gerade recht.

Die historische Akropolis-Rallye zählt zur historischen Rallye-Europameisterschaft und lässt alle klassischen Elemente des Rallyesports aufleben. Gefahren wird mit Rallyewagen aus der Zeit bis zur Mitte der Siebziger Jahre, es sind also sehr viele Wagen dabei, wie man sie auch aus der Castrol Historic Trophy kennt. Neben dem Gleichmäßigkeitsbewerb, der ebenfalls mit der Veranstaltung mitläuft, gibt es die Kategorie „Sporting“. Hier läuft die Action, denn das bedeutet Rallye fahren auf Zeit. Die historische Akropolis-Rallye folgt damit im großen Stil dem Trend nach Rallye-Aktivitäten mit alten Wagen, der auch in Österreich eine immer eindrucksvollere Gestalt annimmt, wie etwa die Bemühungen der Veranstalter Raphael Sperrer (Dunlop-Rallye) und Helmut Doppelreiter (1000-Hügel-Rallye) beweisen.

Dass es in der österreichischen Rallyeszene unter den Teilnehmern bei den Historischen einige profilierte Größen gibt, ist längst bekannt, aber bislang unbeantwortet ist die Frage geblieben, wie diese sich bei einem bedeutenden internationalen Bewerb schlagen würden. Bernd Rothensteiner hat als Erster den Versuch gewagt und war dabei außerordentlich erfolgreich. Dass er sich gerade die historische Akropolis-Rallye als ersten Bewerb ausgesucht hat, ist nicht ganz unpassend, immerhin fand bei der Akropolis-Rallye 1968 einer der ersten Siege des Ford Escort bei einer großen Rallye statt, durch Roger Albert Clark und Jim Porter.

Bei dieser insgesamt vier Tage lang andauernden Rallye, die ungefähr zu zwei Dritteln aus Asphalt-Prüfungen und zu einem Drittel aus Schotterstrecken bestand, fuhren Bernd Rothensteiner und sein Co Xaver Hiebner mit ihrem Ford Escort RS 2000 auf der einzigen SP des ersten Tages eine 6. Zeit. Dieser kurze Rundkurs hatte noch nicht viel zu sagen, richtig los ging es auf Soulinari, der ersten SP des zweiten Tages, einer 12-Kilometer-Asphaltprüfung. Hier gelang Bernd Rothensteiner bereits eine 2. Zeit. Auf der dritten Prüfung „Kosmas“, ähnlich lang und ebenfalls auf Asphalt, folgte die erste Bestzeit des Österreichers. Die brachte ihm die Führung, und die sollte er bis zum Ende des ersten Tages nicht mehr abgeben.

Nach dieser mehr als starken Ansage folgte am zweiten Tag der Angriff der Finnen Jari Laaksonen/Jari Kristeri mit ihrem Volvo 142 S, die umgehend die Führung von Rothensteiner/Hiebner übernahmen. Bei den Österreichern traten einige Schwierigkeiten mit den Reifen auf, so dass die Briten Ernie Graham/Alec Cooper mit ihrem Escort RS 1600 ebenfalls an Rothensteiner vorbeiziehen konnten. Das sollte auch die Reihung der Zieleinfahrt sein, an der sich während der gesamten Rallye – bis auf eine kurzzeitige Führung von Ernie Graham – nichts mehr ändern sollte. Bernd Rothensteiner beendete somit seinen ersten Start bei einem historischen Europameisterschaftslauf mit einem hervorragenden dritten Platz, mit 41,7 Sekunden Rückstand auf den Sieger. Nicht unbedingt viel bei einer Rallye, wo der Teilnehmer auf Platz 10 (der Grieche George Horianopoulos auf einem Audi 80 GTE Bj. 1975) immerhin schon eine gute Viertelstunde hinter dem Sieger zurücklag.

Während der gesamten Rallye zeigten sich bis auf die Schwierigkeiten mit den Reifen keinerlei Unregelmäßigkeiten am Auto, und das trotz der nicht immer leichten Strecke. Gute Arbeit leisteten vor allem die Mechaniker Alfons Sieber und Walter Mistelbauer, die in fahrerischer Hinsicht mindestens den gleichen Stress hatten wie die von ihnen zu betreuenden Teilnehmer selber. Der Serviceplatz war nämlich frei wählbar, auch hier entsprach die Rallye ganz den Gegebenheiten von früher. Und auf 250 Sonderprüfungs-Kilometer kamen 1250 Kilometer, die auf den Verbindungsetappen zurückzulegen waren. Organisatorisch verlief die Rallye klaglos, besonders lobend hervorheben möchte das Team die Sekretärin der Veranstaltung, Matina Vaitsi, die sich um alle Anliegen sehr bemüht gekümmert hat.

Verlauf und Ausgang der Rallye zeigen deutlich, dass Bernd Rothensteiner und Xaver Hiebner auch bei den großen internationalen historischen Rallyes, wo es auf Zeit geht, zu den Sieganwärtern gehören. Und das, obwohl ihnen zu vielen Konkurrenzfahrzeugen (meist Porsche, Escort oder Lancia Stratos) zwischen 70 und 100 PS Höchstleistung fehlen und mindestens ebenso viele Teilnehmer einen deutlichen Erfahrungsvorsprung haben. Man darf also durchaus mit einiger Zuversicht auf die nächsten geplanten Läufe blicken. Nächste Rallye für Bernd Rothensteiner: Die Küs-Saarland-Rallye Classic vom 17. bis 18. Juni 2005.

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