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Faszination Rallye - damals und heute, Teil 1

Das Faszinierende am Rallye-Sport. Und wie er sich verändert hat. OÖN-Reporter Fritz Wiesmayr und Hardcore-Fan Reschinsky im motorline.cc-Talk.

Michael Noir Trawniczek

Der Rallye-Sport übt eine schwer zu beschreibende Faszination aus. Das war vor 20 Jahren nicht anders als heute - auch wenn sich natürlich auch diese Motorsportart mit den Jahren verändert hat. In einer Tischrunde mit Fritz Wiesmayr, dem langjährigen Reporter der Oberösterreichischen Nachrichten und dem Zuckerbäcker Heribert Reschinsky, der den internationalen Rallye-Sport seit vielen Jahren verfolgt, haben wir versucht, der Faszination Rallye auf den Grund zu gehen.

Michael Noir Trawniczek (MNT): Euch beide verbindet die Faszination für den Rallye-Sport. Fritz, du hast jahrzehntelang als Reporter von den Rallyes berichtet. Heribert, du bist als Fan immer wieder bei Rallyes vor Ort.

Fritz Wiesmayr (FW): Ich finde, dass der Rallye-Sport der faszinierendste Motorsport ist. Auf jeder Rundstrecke wirst du gewarnt, wenn irgendetwas passiert - im Rallyesport fährst du durch das Gelände, fährst auf den schlechtesten Straßen, die es gibt. Und dabei bist du immer auf dich gestellt. Wenn da irgendein Problem auf dich zukommt, musst du reagieren. Deshalb glaube ich, dass die Rallyefahrer die besten Autofahrer sind.

Heribert Reschinsky (HR): Ich habe mir früher immer die österreichische Meisterschaft angeschaut. Da waren wir noch Kinder - und das war ein Erlebnis. Da bist du halt irgendwo in der dreißigsten Reihe gestanden und hast dem Franz Wittmann zugeschaut. Da war er wahrscheinlich bereits zehnmal Staatsmeister - und er ist wie man sagt einen extrem feinen Strich gefahren. Und irgendwann einmal habe ich mir gesagt: Jetzt schauen wir uns einmal einen WM-Lauf an. Und Lancia - das war ja das absolut geilste, was man sich nur vorstellen kann. Die sind gekommen mit den feinsten Autos, den feinsten Overalls, den feinsten Anoraks - du, wir hätten getötet. Für einen Lancia-Anorak hätten wir getötet. Wir sind in einem Lokal gesessen, da sind die Mechaniker drin gesessen - wir haben gesagt: „Wenn wir einen einzigen Anorak nehmen - der geht ihnen ja gar nicht ab.“ Unser erster Weltmeisterschaftslauf war die Rallye Monte Carlo. Und beim Start, sind dann diese drei Lancia gestanden, alle drei mit offener Motorhaube - das war ein Wahnsinn!

FW: Ich bin seit 1984 bei der Rallye-WM dabei. Für mich waren die Autos das Faszinierende. Ein Rallyeauto muss laut sein. Das ist zum Beispiel ein Problem, dass sie zurzeit haben - dass du noch so viele Sicherheitsautos vor dem Start drüberschicken kannst, und die Leute trotzdem auf der Strecke sind - weil die heutigen Autos so leise daherkommen, du hörst sie einfach nicht. Früher hast du sie schon in zehn Kilometer Entfernung gehört.

MNT: Aber geht’s nicht auch um das Fahren? Um die Piloten? Um die Fahrkunst?

FW: Ja klar. Du hast immer die Quertreiber gehabt. Nur hat sich da in punkto Fahrstil und Querfahren viel verändert mit den modernen Rallyeautos. Es hat sich eine „sparsame Fahrweise“ entwickelt, würde ich sagen. Sie kommen nicht mehr quer daher, sondern sie suchen einfach die kürzeste Linie. Und wer das am besten kann, der ist der Schnellste.

MNT: Und der Schnellste schaut dann eigentlich recht unspektakulär aus - das war früher anders?

FW: Das war ganz anders. Früher sind die dahergekommen, total quer...

MNT: Aber die waren damals ja auch nicht am schnellsten, oder doch?

FW: Nein, du bist sicher nicht so schnell, wenn du quer daherkommst. Aber es gab halt auch aufgrund des Heckantriebs eine ganz andere Fahrweise, wo das halt auch dazugehört hat. Eine Schotter-Rallye ist natürlich das Nonplusultra. Nur ist das heute so, dass der eben seine Linie sucht, und du denkst dir als Zuschauer: Warum bin ich eigentlich hier her gekommen? Der fährt wie auf Eiern da durch und es tut sich nichts, für das Auge. Es gab früher auch viel längere Sonderprüfungen - ich erinnere mich an Wales, an die berühmte RAC-Rallye. 1978, als ich dort war, war die Sonderprüfung 64 Kilometer lang. Da stehst du fünf Kilometer vor dem Ziel und dann kommt der Colin McRae daher, der knallt das Auto um die Kurven, dass du sagst: „Das gibt es nicht!“

MNT: Da wirst du dann entschädigt für das lange Warten.

FW: Ja, da wirst du für alles entschädigt - wenn einer daherkommt, der so gut Auto fahren kann. Und dann siehst du das und die Leute stehen da und sie freuen sich darüber, dass sie so etwas sehen dürfen. Oder Portugal - die sind fanatisch bis zum Letzten. Die berühmte Fafe-Prüfung - die ist nicht nur für ihre Sprünge bekannt geworden, man fährt dort zum Teil auch auf richtigen Eselspfaden. Da kommt der runter auf einem kleinen Schotterweg, nicht breiter als zwei Meter, und dann biegt er auf eine Asphaltstraße ein - man schnalzt das Auto rüber, der eine mehr und der andere weniger - und ich kann mich erinnern wie der Bugalski damals gefahren ist - welches Jahr das war, weiß ich nicht mehr - der hat das Auto so rüber gedroschen, dass er sich an einem Felsen die rechte Seite vollkommen zerstört hat, der fuhr trotzdem weiter. Als der dann weg war, sind die Leute runter gekommen und haben den Felsen geküsst, an dem er angeschlagen ist.

HR: Ja, ja, ganz genau. Das ist ein Wahnsinn!

FW: Weißt du, was mir auch so wahnsinnig gut gefällt an Portugal? Wenn einer die Kurve gut fährt, dann applaudieren die Zuschauer - wenn er sie aber schlecht fährt, dann pfeifen sie ihn aus.

HR: Ja, die kennen sich aus, da gibt’s nix. Die pilgern da hin, und denen kannst du nichts vor machen.

FW: Ich war zum Beispiel auch in Argentinien. Da gibt es Leute, die legen 600 Kilometer zurück, um die Rallye anzusehen, die haben ein Zelt mit.

HR: Das sind richtige Fans.

Den zweiten Teil der Rallye-Tischrunde finden Sie am Freitag auf motorline.cc..

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