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Umstrittene "SupeRally" - 3 Weltmeister sind zu Dank verpflichtet

Rallye-Puristen hassen sie - die "SupeRally"-Regel, dank der trotz Ausfall WM-Punkte geholt werden können. Bleibt sie auch 2007 bestehen? Oder kommen Bonuspunkte für jede Etappe?

Michael Noir Trawniczek

Schon die Schreibweise ist verwirrend - nicht "SuperRallye", sondern "SupeRally" schreibt sich jene bis heute umstrittene und seit 2005 angewandte Regel, welche die Sportbehörde FIA kreierte, um den Fans auch bei dem zuletzt herrschenden Team- und Herstellerschwund an allen drei Tagen einer Rallye ein attraktives Starterfeld respektive die Teilnahme der Superstars zu garantieren.

Dank "SupeRally" konnten/können Teilnehmer die Rallye auch nach einem Ausfall fortsetzen, sie sind auch in vollem Umfang punkteberechtigt - allerdings wurden/werden bei dem betreffenden Piloten pro versäumter Wertungsprüfung fünf Strafminuten hinzu addiert.

Es liegt in der Natur von "SupeRally", dass es auch unfaire und zuweilen auch recht absurde Auswüchse zu verzeichnen gibt. Im Vorjahr beispielsweise bezeichnete Timo Rautiainen, der Co-Pilot von Marcus Grönholm, das System als "unglaublich". Und zwar als "unglaublich unfair": Rautiainen's finnischer Landsmann Harri Rovanperä konnte bei der Sardinien-Rallye die meiste Zeit über den dritten Gesamtrang belegen, fiel jedoch am Sonntag auf der 13. Prüfung aus - womit Rovanperä ohne einen einzigen WM-Punkt die Heimreise antrat. Ganz anders Toni Gardemeister - er fiel am Samstag auf der vorletzten Prüfung aus, erhielt fünf Strafminuten für die versäumte, letzte Samstagsprüfung und startete am Sonntagmorgen unter "SupeRally". Am Sonntagvormittag konnte sich Gardemeister vom achten auf den fünften Platz vorarbeiten - seine Ausbeute betrug demnach vier WM-Punkte...

Matthew Wilson ist der "Mister SupeRally"

Als "Mister SupeRally" des Jahres 2006 kann man wohl den Briten Matthew Wilson bezeichnen. Der Sohn von Ford-Teamchef Malcolm Wilson nutzte mit seinem Stobart-Ford insgesamt 33mal die "SupeRally"-Regel - am Ende jedoch schrieb sich Wilson ins Geschichtebuch des Rallyesports ein, schließlich ist er 2006 der einzige Pilot, der alle 16 Rallyes beenden konnte. Absurd.

Doch auch die Weltmeister dieser Saison nutzten allesamt die "SupeRally". Sébastien Loeb wurde in Monte Carlo dank der "SupeRally" immerhin noch Zweiter. In der Junioren-Weltmeisterschaft wurde Patrick Sandell beim Saisonfinale in Wales dank "SupeRally" noch als Fünfter gewertet, obwohl er die letzten Prüfungen nicht mehr bestritten hat. So konnte er immerhin den Titel erobern. Schließlich muss sich auch der Champion in der P-WRC bei "SupeRally" bedanken - all drei in der Rallye-WM vergebenen Titel wurden mit Hilfe von "SupeRally" erzielt.

Statt "SupeRally" ab 2007 Bonuspunkte?

Nicht nur Puristen, welche einen Ausfall simpel und eben puristisch als Ausfall betrachten, ist das "SupeRally"-Prinzip verhasst - die Regelung sorgte auch mehrmals für reichlich Verwirrung, wenn es um das Zwischen- oder auch Endklassement einer Rallye ging.

Der Motorsport-Weltrat der FIA hat daher im Juli beschlossen, der "SupeRally" den Garaus zu machen. An ihrer Stelle soll ein neues Bonuspunktesystem zum Einsatz kommen. Das Ziel bleibt gleich: Es sollen möglichst viele Teilnehmer dazu bewogen werden, die Rallye auch nach einem Ausfall fortzusetzen.

Das im Sommer vorgeschlagene, bislang jedoch noch nicht abgesegnete Modell sieht vor, dass die ersten drei Piloten jeder Etappe zusätzliche WM-Punkte erhalten, nach dem Schema 3-2-1. Am Ende einer Rallye werden jedoch nur jene acht Piloten nach dem bisherigen Schema 10-8-6-5-4-3-2-1 belohnt, welche die komplette Distanz bestritten haben. Wenn also ein Pilot die erste und die letzte Etappe gewinnt, erhält er 6 WM-Punkte, wird jedoch nicht in der Gesamtwertung aufgeführt. Man erkennt sofort: Das neue Punktesystem könnte unter gewissen Umständen für noch mehr Verwirrung sorgen, als dies bei "SupeRally" der Fall war.

Mehr Werksteams

Ob "SupeRally" oder Bonuspunkte - die Verantwortlichen hoffen, dass mit der für 2007 erwarteten größeren Anzahl von Teams, vor allem Manufacturer 2-Teams, dieses Thema ohnehin weniger von Belang sein wird. Dann sollte es zumindest nicht mehr so einfach sein, unter "SupeRally" in die Punkteränge zu fahren. Das geplante Bonuspunktesystem jedoch würde auch bei einem großen Feld zum Tragen kommen. Man darf gespannt sein, für welche Lösung sich die FIA letztlich entscheiden wird.

In der Navigation rechts ist Ihre Meinung gefragt: Wie soll künftig bei einem Ausfall vorgegangen werden? Beibehaltung von "SupeRally", Einführung von Bonuspunkten oder, wie früher, den Ausfall als solchen behandeln?

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