Rallye-WM: News | 09.08.2006
Die Teams kommen ins Schwitzen
Nicht nur auf die Fahrer warten mit Deutschland und Finnland zwei Rallyes direkt hintereinander, vor allem die Team-Logistiker sind hier gefragt.
Beim deutschen Weltmeisterschaftslauf (10. - 13. August) ist die Reise-Hektik für die folgende Finnland-Rallye (17.-20. August) bereits programmiert. Vor Monaten schon rechneten die Team-Logistiker aus, dass sich die Strecke zwischen dem deutschen Rallye-Zentrum in Trier und am Bostalsee zum finnischen Gegenstück in Jyväskylä auf knapp 2.000 Kilometer addiert.
Die reine Fahrzeit ohne Pausen und mit Fährverbindung beläuft sich nach Experten-Auskunft auf 27 Stunden und 37 Minuten.
Reisemanager Dave Rudlin vom Subaru World Rally Team sieht die beiden hintereinander ablaufenden WM-Läufe in Deutschland und Finnland jedenfalls als größte Logistik-Herausforderung der Saison 2006 an:
„Tatsächlich haben wir zwischen dem Ziel in Trier am Sonntag-Nachmittag und dem Trainingsbeginn in Jyväskylä am Dienstag-Morgen nur rund 42 Stunden Zeit, um die Rallye-Autos, Management-Fahrzeuge, die Masse des Materials sowie das gesamte Personal inklusive der Fahrer nach Mittel-Finnland zu verfrachten und zusätzlich die Fahrzeuge zu präparieren. Das wird ein extrem kniffeliger Kampf gegen die Uhr werden, und der musste exakt geplant werden.“
Bereits vor Monaten wurde der Zeitplan der Deutschland-Rallye derart modifiziert, dass am Sonntag-Morgen (13.8.) am Bostalsee der einzige Service des letzten Rallyetages bereits ab 7.55 Uhr stattfindet. Direkt danach können die Teams schon mit dem Abbau des Zentralservice beginnen, und die ersten Trucks sowie Trainingswagen werden allmählich zum knapp 850 Kilometer entfernten Hafen in Rostock abfahren.
Dazu war es zwingend notwendig, bei den Regierungen der zu durchfahrenden Bundesländer etliche Ausnahmegenehmigungen zum Sonntagsfahrverbot für LKW’s zu beantragen sowie eine Reederei für eine spezielle Fährverbindung zu gewinnen.
Jetzt muss der gesamte Rallye-Fuhrpark am Montag-Morgen (14.8.) um 4.00 Uhr am Rostocker Kai die eigens gecharterte Superfast-Ferry (Abfahrt 6.00 Uhr) erreichen, die am Dienstag gegen 9.00 Uhr im finnischen Hanko anlegen soll. Bis nach Jyväskylä haben die Trucker dann noch weitere fünf Stunden Autofahrt vor sich.
Das nur mit Handgepäck gewappnete Team-Personal und die Werksfahrer jetten schon ab dem Sonntag-Nachmittag nach Finnland. „Beim Personen-Transfer sind wir im Gegensatz zum Fahrzeug- und Materialtransport erheblich flexibler“, unterstreicht Georgina Baskerville vom
Ford-Werksteam.
Trotz penibler Logistik-Planung haben die Teams aber einige „Rettungsanker“ eingebaut: So schickt Ford bereits am Donnerstag vor der Rallye zwei Reserve-Trucks vom englischen Dovenby via Strasse und Fähre nach Finnland. Darin werden insbesondere die Ersatz- und Umbauteile für die WRC-Modifizierung von Asphalt- auf Schotterversionen transportiert.
Vorsichtshalber haben die Werksteams Personal und Fuhrpark entsprechend reduziert: Während Subaru zum Beispiel mit 55 Personen und 31 Fahrzeugen exklusive der drei Einsatz-Impreza WRC in Deutschland agiert, wird in Finnland nur noch mit 40-köpfigem Personal, Leihwagen und neun Trucks operiert. Der Rest rollt gemächlicher vom Bostalsee direkt ins heimische Bunbury nach England zurück.
Der Logistikplan A wirkt perfekt, trotzdem existiert auch Plan B. Dave Rudlin greift in die Trickkiste und erklärt: „Vor und während der deutschen WM-Runde baut unsere Standort-Crew einen neuen Impreza WRC2006 auf, damit im Falle eines in Deutschland stark beschädigten WRC Ersatz für Finnland geliefert werden kann."
"Dieser Neuwagen wird am Sonntag-Morgen zum Fährhafen Immingham im Nordosten von England fahren und dort die Fähre nach Göteborg nehmen. Sobald das Boot in Schweden angekommen ist, klingelt der Fahrer bei uns durch und checkt so den eventuellen Ersatzbedarf. Bleiben beide Impreza WRC2006 in Deutschland unbeschädigt, dann kann er gleich die nächste Fähre zurück nach Großbritannien nehmen.“
Und gibt es etwa auch noch einen Plan C, falls alle Autos rund um Trier lädiert werden sollten? Rudlin stöhnt auf: „In dem krassen Fall hätten die Mechaniker während der etwa 27-stündigen Fähr-Überfahrt von Rostock nach Hanko eine zusätzliche Nachtschicht gewonnen.“